Donnerstag, 31. März 2016

Diese eine Sache: Sex.

Ich empfinde unsere Beziehung gerade als sehr angenehm, gut eingespielt, stabil und trotzdem nie langweilig. Es geht mir gut damit, ich habe was ich brauche und will, ich fühle mich wohl.
... bis auf eine einzige Sache. ;) Und das ist Sex.
Es ist nicht, dass der Sex nicht gut wäre. Nein, der ist wundervoll.
Er findet nur so gut wie nicht statt.

Während Borderlinern oft nachgesagt wird, dass sie sexuell sehr aktiv seien, gibt es auch andere Krankheiten, die genau das Gegenteil bewirken. Depression ist eine Krankheit, bei der die meisten Menschen weniger oder gar keine Lust empfinden.
Was vielen Menschen auch nicht bewusst ist: Die meisten Antidepressiva hemmen auch das sexuelle Interesse.
Selbsthass und damit Unsicherheit mit dem eigenen Körper, oder die generelle Angst etwas falsch zu machen, helfen auch nicht gerade dabei, mit jemandem schlafen zu wollen.
Das heißt im Klartext, Karo ist jemand, auf die diese Dinge zutreffen, so dass sie sehr selten Lust auf Sex hat. Wenn man jetzt noch unsere Fernbeziehung mit in den Topf wirft, und die Tatsache, dass wir beide Frauen sind und die doppelte Chance haben, dass uns die Menstruation dazwischen kommt, sind die wenigen Momente, in denen wir beide Sex haben könnten und wollten, selten an den Zeiten, wo wir uns auch für zwei Nächte sehen.
Oh, und dann gibt es natürlich auch noch Mitbewohner oder Familienmitglieder, auf die man auch achten muss.

Momentan habe/hatte ich auch noch eine Pilzinfektion, so dass auch dieser lange Monat in dem wir zusammen wohnen nichts gebracht hat. Wobei Karo im Vorfeld schon gesagt hat, dass ich lieber nicht damit rechnen soll, dass wir Sex haben werden.
Um mal Nägel mit Köpfen zu machen: Im November haben wir das letzte Mal miteinander geschlafen.
Und das ist tatsächlich für mich als junge, sexuell durchaus sehr interessierte Frau, der schwierigste Punkt in unserer Beziehung im Moment.
Ich will Sex, und ich liebe Karo und wünsche mir, das auch körperlich mit ihr teilen zu können, und das kann ich nicht.
(Nur falls das nicht klar sein sollte: Natürlich finde ich es total wichtig, dass wir keinen Sex haben, wenn Karo das nicht will, und finde es richtig und gut, dass immer der zurücksteckt, der will, zugunsten dessen, der nicht will.)

Mir ist in der ganzen Situation wichtig, dass ich mit Karo offen darüber reden kann. Ich weiß, es fällt ihr schwer, wenn sie sieht wie sehr mich das belastet, und ich bin ihr dankbar, dass sie mir trotzdem zuhört und mich tröstet. Ich kann sagen, wenn es mir nicht gut geht damit, und wir besprechen das Thema wirklich offen.
Das nimmt mir sehr viel von der Frustration, die ich habe. Der Schmerz bleibt zwar, den hab ich noch nicht weggekriegt, und werd ich vielleicht auch nicht solang sich nichts an der Situation ändert, aber durch die Gespräche kann ich trotzdem besser damit umgehen.

Ein weiterer Punkt, der mir ganz viel hilft, ist, wenn Karo mir trotzdem sexuelles Interesse zeigt, auch wenn es nicht zu "richtigem" Sex führt. Anfangs fiel mir das schwer. Da hat mich das immer daran erinnert, dass gerade nicht mehr geht, und hat mich dadurch noch mehr belastet. Mittlerweile genieße ich, was ich kriegen kann (wie sich das anhört :D). Zu sehen, dass Karo nicht alles, was mit Sex und Erotik zu tun hat, uninteressant oder blöd findet, und dass sie manchmal Lust auf einen kleinen Teil davon für einen kleinen Moment hat, gibt mir ganz viel Hoffnung und Freude - und fühlt sich halt auch einfach gut an ;)
Das ist vermutlich nicht für jeden möglich, der in so einer Situation steckt, wo einer will und einer nicht, denn manche Partner wollen vielleicht auch das nicht. Denen, bei denen es ähnlich ist, will ich aber sagen: Nehmt das an, wenn ihr könnt. Ich finde, es tut gut.
Oh, und: denkt immer daran, dass man seine eigene Sexualität auch alleine ausleben darf, auch, wenn man in einer Beziehung ist. Dein Körper gehört dir selbst, und du kannst damit machen, was du willst.

Ich weiß nicht wirklich, was ich hier jetzt als Fazit oder Abschluss schreiben soll.
Vielleicht, dass mir aufgefallen ist, dass ich ja echt komplizierte und verschachtelte Sätze schreibe. Hoffentlich kommt man da überhaupt mit.
Ja. Das passt doch. ;)

Ein Monat zusammen: Woche 3

Schon wieder kommt die Zusammenfassung etwas später - heute ist ja schon Donnerstag. Das liegt daran, dass Karo und ich über's Wochenende weg waren, am Montag erst zurück kamen und ich die letzten beiden Tage bis relativ spät abends gearbeitet habe.

Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, ob wir in der Woche irgendetwas bestimmtes gemacht haben, oder etwas besonderes passiert ist, oder ich mich auch eine bestimmte Art gefühlt hätte. Ich glaube, es war ziemlich unspektakulär.

Am Wochenende, von Freitag bis Montag, sind wir nach Hause zu meinen Eltern gefahren, das sind ca. 600 km von hier. Meine Familie trifft sich jedes Jahr mit zwei, drei anderen lieben Familien und Menschen in einem kleinen Selbstversorgerhaus mitten im Nirgendwo. Dort ist es total gemütlich und es ist eine wundervolle Atmosphäre dort, alle fühlen sich wohl, man redet miteinander und spielt, kocht zusammen, deckt den Tisch schön, macht Lagerfeuer... es ist eins meiner liebsten Dinge jedes Jahr und ich habe mich so, so gefreut, dieses Jahr Karo das erste Mal mitnehmen zu können.
Besonders schön war es auch, dass Karo und meine Familie sich so wieder sehen konnten, erst das dritte Mal in fast drei Jahren, die wir zusammen sind. Ich finde das manchmal traurig, dass diese beiden wichtigen Teile meines Lebens (genauso übrigens mit meinen Freunden und Karo) so wenig Überschneidungspunkte haben, aber da ist die Entfernung einfach ein großes Hindernis. Umso schöner war es, dass es mal wieder geklappt hat.
Für mich war es eine absolut perfekte Zeit.

Eine Sache, zu der ich gern was sagen würde, ist, wie ich es insgesamt finde, mit jemandem zusammen zu leben, der so stark psychisch krank ist.
Im Vorfeld haben Karo und ich auch darüber geredet, dass ich sie vermutlich öfter mal "real" schlecht drauf erleben werde, als ich das bisher kenne. Das ist auch so, und das ist auch ungewohnt, aber trotzdem weiß ich ja, wie ich mit Karo generell in Momenten umgehe, wenn es ihr nicht gut geht, und da wir uns letzte Woche auch noch mal unterhalten haben darüber, was sie dann braucht und was ich dann brauche, ist das alles sehr gut machbar für mich.
Insgesamt nehme ich unsere Beziehung nicht als so ungewöhnlich im Alltag wahr. Für mich stehen die psychischen Krankheiten nur in einzelnen Situationen mal im Vordergrund, aber meistens sehe ich uns als ganz normales Paar. Es gibt Dinge, die für ein normales Paar vielleicht ungewöhnlich wären - zum Beispiel, dass mir Karo manchmal sagt, dass ich für sie zahlen oder bestellen soll, oder dass ich für sie wo anrufe, oder wir zusammen wo hingehen, weil das für sie alleine schwierig wäre -, aber diese Dinge fallen mir mittlerweile gar nicht mehr auf. Was mir noch auffällt ist, wenn es Karo tatsächlich grade sehr schlecht geht - da merke ich dann, was ungewöhnlich ist bei uns, und schwerer.
Aber in allen anderen Momenten ist für mich unsere Beziehung eine wie jede andere auch.
Obwohl sich der Blog hier immer um die Aspekte unserer Beziehung dreht, die mit psychischer Krankheit zu tun haben, ist das für mich nicht das, was bei uns generell im Vordergrund steht, sondern nur, was ich hier eben ausführlicher thematisiere.

Jetzt sind wir eigentlich schon mitten in der letzten Woche. Ich fahre erst am Dienstag oder Mittwoch, und am Sonntag habe ich Geburtstag, den ich noch mit Karo feiere. Ich habe ein bisschen Angst davor, wieder zu fahren, weil ich nicht weiß, ob es schwer wird. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass wir gut damit klar kommen, wieder zurück zum Fernbeziehungsalltag zu gehen. Und vielleicht geht es ja öfter mal, eine Woche oder länger beieinander zu verbringen, das fände ich total schön.

Bis nächste Woche! ;)

Mittwoch, 23. März 2016

Ein Monat zusammen: Woche 2

Am Wochenende hatte ich keine Zeit den Post zu schreiben, deshalb hole ich das jetzt vor der Arbeit nach.

Auch die zweite Woche war super.
Ich finde, dass wir uns in der Zeit zusammen noch näher kommen, und vieles selbstverständlicher wird. In einer Fernbeziehung ist es zwar leicht sich mit Worten auszutauschen und über die andere zu lernen und sich näher zu kommen und zu verändern, aber das Verhalten ist ein bisschen anders, wenn man sich nur einmal im Monat für drei Tage sieht. Jetzt, wo wir so lange zusammen sind, habe ich das Gefühl, dass sich in unserem Umgang miteinander kleine Dinge stärker einspielen, selbstverständlicher werden oder sich neu entwickeln. Das ist schön. :)

Am Sonntag waren wir spazieren und haben uns dabei auch Zeit für ein Gespräch über diese Zeit hier und unsere Beziehung genommen. Ich finde es total wichtig, dass man offen darüber redet wie es einem miteinander geht, selbst wenn es keinen großen Anlass dafür gibt. Wir haben uns einfach darüber unterhalten ob es Erwartungen gibt, die wir haben oder hatten, ob wir uns für die restliche Zeit etwas wünschen, oder haben über verschiedene Situationen geredet und uns diese gegenseitig etwas näher erklärt.
Ich finde, solche offenen Gespräche sind in jeder Beziehung unglaublich wichtig. Karo und ich sind in einer vielleicht etwas ungewöhnlichen Situation, wo wir beide möglicherweise auch mal unterschiedliche Bedürfnisse haben, so dass es da vielleicht ganz besonders wichtig ist. Ich würde jedem raten, der das in seiner Beziehung nicht kann, sich mal zu trauen und mit dem Partner ein ernsthaftes Gespräch über die Beziehung auszumachen. Das kann Angst machen, aber wenn man das öfter macht, geht diese Angst in Vertrautheit über, und es hilft wirklich und tut sehr gut.

Ich glaube, viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Es ist halt zu einem großen Teil auch einfach Alltag, was jede Woche passiert.
Ich freu mich jedenfalls sehr hier zu sein :)

Sonntag, 13. März 2016

Ein Monat zusammen: Woche 1

Jetzt wohne ich seit einer Woche bei Karo in der Wohnung. Alles in allem ist es total super :)
Wir verbringen ja normalerweise immer ganze Tage beieinander, dadurch dass wir eine Fernbeziehung haben. Wir haben auch schon eine Woche oder etwas länger miteinander verbracht, weil wir z.B. in Urlaub waren oder Karo mit mir im Sommer eine Weile bei meinen Eltern war. Das hier ist aber erstens noch mal um einiges länger, und zweitens ist es Alltag, und hat nicht so dieses Urlaubsfeeling.

Ich arbeite normalerweise von 10-18 Uhr. Letzte Woche hatte ich oft früher frei oder später angefangen, weil noch nicht so viel los war, dadurch hatten wir trotzdem noch viel Zeit zusammen. Am Freitag aber war es zum Beispiel so, dass ich um 10 angefangen hab, und um 18 Uhr der letzte Termin war, so dass ich erst um halb acht zuhause war. Da ist die Zeit, die wir miteinander verbringen, dann doch sehr kurz.
Für einen Moment war ich da recht traurig und angespannt, weil wir eigentlich den ganzen Tag hätten, jetzt aber nur so wenig ... bis ich mir bewusst gemacht hab, dass wir ja eigentlich GAR keine Zeit zusammen hätten, wenn ich nicht hier wohnen würde.

Es gibt irgendwie nicht viel, was ich wirklich erzählen könnte. Ich finde, es läuft alles total gut. Wir reden viel über das was uns wichtig ist, und sagen immer sehr klar was wir möchten. Lassen uns auch mal Zeit für uns selbst, usw. Was Haushaltssachen angeht gab es bisher auch keine Probleme.

Gestern war Karo abends nicht gut drauf. Dass ich diese Stimmungen wirklich miterlebe, anstatt nur über Schreiben oder so davon zu merken, ist eher selten, aber dadurch dass auch hier Karo mir ganz klar gesagt hat, was sie gerade braucht, war das für mich auch okay. Als sie geschlafen hat und ich noch wach war fiel es mir zwar etwas schwerer, davon abzuschalten und mich selbst zu entspannen, aber das finde ich total normal, weil es für mich ja ungewohnt ist, das direkt mitzubekommen. Andererseits konnte ich auch ausnahmsweise tatsächlich mal etwas für Karo tun, und musste mich nicht so hilflos fühlen. :)

Mal von den Problemen oder möglichen Problembereichen abgesehen, genieße ich es soooo sehr, so viel zeit mit Karo zu verbringen. Es ist wunderschön, jeden Morgen neben ihr aufzuwachen und nachts sie neben mir zu wissen und gemeinsam das Abendessen zu planen und sich zu bekochen und anzurufen um zu sagen dass ich in einer halben Stunde zuhause bin und Serien zu schauen und dabei zu kuscheln und uns einfach nah sein zu können, wann immer wir wollen. :) Ich freue mich unglaublich, dass ich hier bin, genieße jeden Moment und freu mich sooo sehr, dass noch drei Wochen vor uns liegen!

Nächste Woche geht's weiter mit dem Bericht :)

Montag, 7. März 2016

Experiment: Zusammen wohnen!

Seit Samstag bin ich wieder bei Karo. Dieses Mal allerdings nicht nur für ein paar Tage, und für Urlaub: dieses Mal bleibe ich vier Wochen.
Ich mache hier ein Praktikum bei einer Therapeutin, und wohne in der Zeit mit Karo zusammen.
Sie hat eine winzige Wohnung, nur ein Zimmer, und obwohl wir schon längere Zeit miteinander verbracht haben, war es nie so lang, und war es auch nie während wir Alltag miteinander gelebt haben. Jetzt sind es gerade mal drei Tage, und ich bin total gespannt darauf, wie die Zeit wird! Ich freu mich auch unglaublich, dass wir erstens mal mehr Zeit miteinander verbringen können, und zweitens zusammen neue Erfahrungen sammeln.

Ich will jedes Wochenende einen Wochenrückblick schreiben und davon erzählen, was in der Woche passiert ist und wie es uns beiden ging.
Bisher war es ziemlich stressig, da ich meinen Geldbeutel verloren hab (eins meiner Talente...) und wegen meinem Praktikum nervös war.
Ich glaube auch, es braucht noch Eingewöhnungszeit daran, dass wir weniger voneinander haben, als wir normalerweise gewöhnt sind, wenn wir Zeit miteinander verbringen.
Es ist aber auch unglaublich schön, sich um keinen Abschied Gedanken machen zu müssen, nicht das Gefühl zu haben, jeden Moment aufs allerbeste nutzen zu müssen, oder die erlebten Dinge nur schriftlich oder telefonisch erzählen zu können.

Karo versucht jetzt gerade neben mir einzuschlafen, und ich will sie mit Tippen nicht wach halten - und die wirkliche Zusammenfassung gibt's dann am Wochenende. Sie zwingt mich bestimmt dazu, falls ich zu faul bin ;)