Freitag, 10. Juli 2015

Streiten.

Streiten. Ein Thema, das ich in unserer Beziehung für eins der schwierigeren halte.

Eigentlich habe ich kein so großes Problem mit Streit. Ich hab mich immer mit meinen Eltern gestritten, mit meinem Bruder... und trotzdem lieben wir uns.
Ein Streit bedeutet für mich, aufgestaute Gefühle und Stress rauszulassen.
Das kann ganz einfach mal befreiend sein.
Ja, eigentlich ist es besser, so was auch ohne Angriffe und laute Worte rauszulassen. Konstruktiv darüber zu reden. Und oft ist das auch möglich, aber manchmal auch nicht, aus welchen Gründen auch immer, und dann finde ich es notwendig, das trotzdem irgendwann einfach mal zu sagen, auch wenn es über einen Streit ist.
Der Streit muss nicht mal was mit der anderen Person zu tun haben, vielleicht hat es viel mehr zu tun mit einem selbst, und wie man sich gerade fühlt.
Nach einem Streit ist man verletzt und wütend und traurig, aber hat sich auch geöffnet und mal nicht zurückgehalten und kann vernünftig über alles reden. Man kann sich erklären, Vorwürfe zurücknehmen, sich kritisch selbst betrachten und Dinge einsehen, oder ernsthafte Probleme konstruktiv mit dem anderen besprechen, um etwas ändern zu können.
Und man kann sich versöhnen.

Mit Karo, da macht mir ein Streit viel mehr Angst. Schon zwei mal ist ein Streit, der eigentlich nicht schlimm war, so eskaliert, dass er beinahe in einer Trennung geendet hätte (einmal hier und ein weiteres mal, über das ich anscheinend hier nicht geschrieben habe - ich glaube, es war irgendwann im Frühling diesen Jahres?).
Ich möchte hier nicht allzu viel interpretieren, aber: Ich glaube, Karo fällt es sehr schwer, in so einer Situation den Streit in eine größere Perspektive zu stellen.
Für mich ist es einfach nur ein Streit. Wie gesagt: Dampf ablassen, aussprechen, versöhnen.
Für Karo ist es, glaube ich, viel mehr. Das Gefühl, dass ich sie nicht mehr mag. Das Gefühl, dass sie mich nicht mehr mag. Das Gefühl, dass sich mit so negativen Emotionen nichts mehr wieder gut machen lässt.
Das ist auch eine Borderline-Sache, glaube ich. Alles schwarz und weiß zu sehen. Angst haben, in die Liebe von jemandem zu vertrauen, wenn der gerade böse Sachen sagt. Mit diesen ambivalenten Gefühlen schwer umgehen zu können.

Nach einem Streit möchte ich meistens alles aussprechen. Karo möchte alles vergessen. Dadurch wird die Nach-Streit-Phase noch zu einem weiteren Minenfeld, wo ich immer merke, wie wir ganz vorsichtig umeinander tänzeln, um nicht noch einen zweiten, womöglich noch größeren Streit loszutreten.
Mir ist durchaus bewusst, dass ich eine Person bin, die um so vieles offener über ihre Gefühle spricht und sprechen möchte, als viele andere Menschen. Ich weiß auch, dass ich dadurch Erwartungen an offene Gespräche habe, die die anderer Menschen meistens übersteigen.
Karo ist eben in diesem Punkt... normaler, als ich. Eigentlich auch ziemlich offen - wir haben früh über so vieles geredet, auch was unsere Beziehung angeht - aber in einigen Bereichen eben deutlich weniger als ich. (Ich bin halt extrem. ;))
Deshalb geraten wir dabei so oft in Probleme. Das "drüber-reden-nicht-drüber-reden"-Thema ist glaub ich eines, was viele Streits auslöst, und die Streits selbst und die Versöhnung dann auch noch mal schwieriger machen.
Irgendwie kriegen wir es aber dann doch immer wieder hin. Mal mit mehr drüber reden, mal mit weniger.

Wir haben lange nicht mehr richtig gestritten, bevor es vor ein paar Tagen doch mal wieder dazu gekommen ist. Es war nicht schön ... aber wir haben uns noch vorm Schlafengehen so halb versöhnt, und am nächsten Tag noch einigermaßen ausführlich darüber gesprochen. Mehr als ich erwartet hätte, was mich sehr positiv überrascht hat.

Durch die Fernbeziehung haben wir uns auch noch nie "in echt" gestritten. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich gespannt, wie das dann wird, wenn es das erste Mal passiert. Schlimmer, weil's persönlicher ist? Besser, weil man Mimik, Tonfall etc. hat? Schlimmer, weil man direkt sieht wenn die andere weg geht oder ähnliches? Besser, weil man sich auch mit Blicken und Gesten und Umarmungen versöhnen kann, anstatt direkt die richtigen Worte finden zu müssen?
Ich hab so das Gefühl, dass es kürzer und heftiger wird, aber auch mit schnellerer und einfacherer Versöhnung.
Wir werden sehen. ;)

Ich weiß nicht genau was dieser Post jetzt ist - hab ich darüber geschrieben, dass Karo wegen Borderline Probleme hat mit Streiten? Oder einfach so? Oder darüber, dass ich zu viel über alles reden will? Einfach über Streitverhalten in unserer Beziehung an sich? Ich weiiiiß es auch nicht, über alles ein bisschen. :)

Beenden will ich das ganze mit einem wundervollen Lied, dessen Thema tatsächlich das Streiten in einer Beziehung ist.

 Now we're staring at the ceiling
You're so pretty when you're mad
All that I can hear is breathing, oh, oh
And we're stuck inside the silence
In a cold, cold war
We're too proud to say we're sorry, oh, oh

Right now it feels like we're bleeding
So deep that we might not get back up
Our words they tear through the surface
Like a paper, like a paper cut
Right now I don't know why I love you
But by the morning when we wake up
I'll reach for you and remember
It was just a paper, just a paper cut

I find refuge in the distance
Even when we're breaking down
Can we pause it just for one kiss? Oh, oh
Cause I never meant to hurt you
And I know you feel the same
Still the only one I run to, oh, oh

Right now it feels like we're bleeding
So deep that we might not get back up
Our words they tear through the surface
Like a paper, like a papercut
Right now I don't know why I love you
But by the morning when we wake up
I'll reach for you and remember
It was just a paper, just a papercut

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen