Montag, 10. November 2014

Diagnosen.

Zurzeit denke ich öfter mal über Diagnosen nach.

Ich war immer der Meinung gewesen, dass eine Diagnose nicht wirklich wichtig ist. Sie ändert nichts an der Person, sie ist nichts weltbewegendes, sie beschreibt nur einen Zustand, den es ohnehin schon gibt.

Zurzeit macht mir die Diagnose Borderline aber Angst. Seit mir Karo erzählt hat, dass sie wirklich mit Borderline diagnostiziert ist, habe ich nie wirklich intensiv darüber nachgedacht. Aber wenn ich es tue, dann habe ich Angst.
Wenn ich über Borderline lese, dann stehen da Sachen wie "manipulieren", "sich frühzeitig retten", "am Ende (...) immer", "lebenslang" ... Das macht mir Angst. Wird Karo irgendwann mit mir Schluss machen, weil sie Borderline hat, und das viele Borderliner tun? Benutzt Karo mich, unbewusst? Ist alles was passiert, unausweichlich? Wird Karo nie wirklich glücklich sein, werden wir beide nie wirklich glücklich sein, weil sie Borderline hat?
Es gibt eine Sache, die mich aus diesen dunklen Gedanken immer wieder herausholt. Ein Satz:
Ich kenne Karo besser, als ihre Diagnose sie kennt.
Ich weiß, wie Karo ist. Ich weiß, dass Karo mich liebt, und zwar ehrlich und von Herzen, und nicht, weil ich ihr einfach nur nutze. Ich weiß, dass Karo mit all ihrer Kraft darum kämpft, unserer Beziehung nicht zu schaden. Ich weiß, dass Karo ein viel zu guter Mensch ist, als dass sie mir weh tun würde, dass sie mich dafür viel zu sehr liebt. Das alles weiß ich und wusste ich immer. Warum sollte ich eine Diagnose, ein einziges Wort, Berichte von anderen Leuten aus anderen Leben, dieses Wissen ins Wanken bringen lassen?

Zumal ich insgesamt wenig Gemeinsamkeiten zwischen Karo, wie ich sie kenne, und den typischen Borderline-Symptomen sehe. Die Gefühle die sie hat, vielleicht, ja, das kann ich nicht beurteilen, kann es mir aber gut vorstellen. Die Tendenzen, ja.
Ich glaube, das meiste ist wirklich bei Karo vorhanden, aber meinem Gefühl nach schwächer, als es offenbar bei vielen anderen ist.
Natürlich habe ich Angst, mich zu täuschen. Natürlich habe ich Angst, dass ich Karo vielleicht nicht gut genug kenne, dass vielleicht die Diagnose besser zutrifft, als ich es denke.
Aber ich will mich nicht von diesen Gedanken verrückt machen lassen. Denn was ich habe, ist die Gegenwart. So wie Karo jetzt ist, mit den Symptomen wie sie sich jetzt zeigen, kann ich gut umgehen. So wie Karo mich behandelt, sehe ich überhaupt kein Problem.
Ich werde nicht zulassen, dass ich mir von der Diagnose diktieren lasse, wie unsere Zukunft aussehen wird. Ich werde nicht zulassen, dass ich Angst habe, Karo zu verlieren, bevor tatsächlich ein Grund dafür besteht.

Ich kenne Karo besser, als ihre Diagnose sie kennt.

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