Montag, 10. November 2014

Vom Auf und Ab an ganz normalen Tagen.

Heute morgen, da war ich irgendwie unruhig.
Ich hab schon davon geträumt gehabt, dass Karo geweint hat und ich sie nicht trösten konnte, und einschlafen konnte ich dann nicht mehr wirklich, weil mir irgendwas die Brust zugedrückt hat.
Ich mache mir oft Sorgen. Und natürlich geht es Karo oft schlecht. Über so was mache ich mir meistens keine weiteren Gedanken.
Sagen wollte ich damit eigentlich nur: Der Tag hat nicht gut angefangen, war aber normal.
Gegen elf hat mir Karo dann geschrieben, sie hat sich über sich aufgeregt. Bei mir war sofort wieder die Unruhe da, ich wollte wissen, was los ist, weiß aber auch, dass Karo in solchen Momenten selten direkt erzählen kann, was sie bewegt - wenn sie das überhaupt schafft.
In der folgenden Zeit habe ich dagegen gekämpft, meine wachsende Sorge Überhand nehmen zu lassen. Karo hat sich nicht gemeldet, hatte scheinbar auch wenig Empfang, und das wenige was sie geschrieben hat, hat es nicht besser gemacht.
In solchen Momenten laufen meine Gedanken Amok, ich frage mich was los ist, was der Grund für ihr Verhalten sein könnte, und mein Kopfkino denkt sich grundsätzlich das schlimmste aus. Ich glaube, das ist so eine Angewohnheit von mir, weil ich schon immer gehasst habe, unvorbereitet in Situationen zu sein. Völlig automatisch male ich mir das schlimmste Szenario aus, vielleicht, um dann nicht überrascht, sondern vielleicht sogar erleichtert sein zu können. Aber in diesen Momenten ist das alles andere als angenehm, und ich wünschte, ich wäre lockerer und würde nicht immer den Teufel an die Wand malen.
Dann wäre nämlich nicht nur ich glücklicher, sondern würde auch andere nicht unter Druck setzen, so wie Karo.
Irgendwann war ich so weit, dass ich es für möglich gehalten habe, dass sich Karo versucht hat umzubringen, und sie deshalb auch aus der Tagesklinik abgeholt wurde, wie sie mir geschrieben hat. Ja, mir war klar, dass das die heftigste mögliche Erklärung war. Aber für mich war sie eine logische Erklärung, und eine bessere fällt mir in solchen Momenten oft auch nicht ein. Ich war völlig durch den Wind, habe mehrmals in der Minute auf mein Handy geschaut, obwohl ich im Seminar saß, und musste mir sogar ein paar Tränen aus den Augen wischen - kurz dachte ich sogar, ich renne jetzt einfach raus und heule.
Dann wurde ich wütend. Karo hat weiter abgeblockt, aber nachdem sie mir gesagt hatte, dass meine schlimmsten Befürchtungen nicht stimmten - da wurde meine Sorge von Wut überlaufen. Alle in der Klinik wissen wahrscheinlich Bescheid, vielleicht sogar ihre Mutter, nur ich nicht. Ich, die sie über alles liebt. Sie weiß genau wie weh sie mir damit tut, und wie viel Sorgen ich mir mache, und trotzdem wirft sie mir nur Brocken hin und erklärt sich nicht. Das sind so Gedanken, in denen ich mich dann verrenne.
Trotzdem, immer, unter all diesen Gedanken, habe ich Verständnis. Ich bin wütend, weiß aber im selben Augenblick, dass ich nicht wirklich wütend auf Karo bin, weil ich genau weiß, wieso sie mir nichts erklärt. Ich weiß, dass sie nicht kann, und dass sie sofort würde, wenn sie könnte. Ich weiß das. Ich bin, glaube ich, nicht auf Karo wütend, sondern auf die Situation.
Und nach einer Weile, wenn mir das dann wieder bewusst wird, wird auch meine Wut schwächer.
Trotzdem war ich noch ziemlich schlecht drauf, als ich gerade nach Hause gekommen bin.
Und als ich vor Erschöpfung und Verzweiflung angefangen habe zu weinen, habe ich gesehen, dass Karo gebloggt hat. Zum ersten Mal seit langem, vielleicht zum ersten Mal überhaupt, habe ich eine ausführliche Erklärung zu ihrem Verhalten bekommen. Und das hat soooooooo gut getan.
Meine ganzen negativen Gefühle sind sofort verschwunden. Meine Sorgen haben sich beruhigt, weil ich wusste, was wirklich passiert ist. Ich war kein bisschen wütend mehr auf Karo, denn wie ich ja ohnehin die ganze Zeit wusste, gibt es immer eine Erklärung dafür, wenn sie mich ohne Erklärung dastehen lässt.
Angst, Verzweiflung und Wut werden zu Verständnis und Liebe - ja, so schnell kann es gehen. Dass es so schnell geht, ist aber mir auch neu.
Ich bin so unendlich froh darüber, dass Karo und ich diese Blogs begonnen haben. Das war genau das, was ich mir davon erhofft hatte, aber dieses Gefühl gerade wirklich zu haben, gerade wirklich Bescheid zu wissen, das war noch besser als gedacht.

Ich weiß, das hier ist jetzt sehr lang und ausführlich geworden. Das soll vor allem ein Beispiel dafür sein, wie es mir oft geht. Wie verzweifelt ich mich fühle, und wie gut ich mich aber auch fühlen kann.
In einer Beziehung wie meiner, da wird man hin und her geworfen.
Ich hatte aber noch nie etwas gegen Achterbahnen. :)

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