Montag, 17. November 2014

Die Dinge leicht nehmen.

Die Dinge leicht nehmen hört sich vielleicht nicht nach etwas an, was so angemessen ist, wenn die Partnerin psychisch krank ist. Oder so einfach.

Einfach ist es mit Sicherheit nicht immer, vor allem nicht für mich, aber angemessen ist es auf jeden Fall. Um genau zu sein, ist es für mich oft das beste, was ich tun kann.

Ich habe oft damit zu kämpfen, dass ich die Dinge zu schwer nehme. Karo schreibt mir etwas, was mir Sorgen macht, und ich dreh gleich völlig am Rad. Karo schreibt nichts besonderes, oder wenig, und ich frage mich ob was los ist, oder bin enttäuscht. Und auch in anderen Bereichen des Lebens geht es mir so. Eine Freundin kommt nicht zu einem Treffen, auf das ich mich lange gefreut habe, und ich bin total traurig. Ich erledige irgendeine Arbeit nicht rechtzeitig, weil ich ein paar Stunden einfach mal nichts gemacht habe, und frage mich, wie ich es jemals schaffen soll, weniger faul zu sein.
Es kommt oft vor, dass ich Dinge ganz furchtbar schlimm finde, weil sie nicht so laufen wie ich es mir wünsche. Und je wichtiger mir etwas ist, umso schneller drehe ich deswegen durch.
Aber das tut niemandem gut, vor allem mir nicht. Und es ist doch wichtig, dass ich in meinem Leben Dinge tue, die mir gut tun.

Deshalb: Die Dinge auf die leichte Schulter nehmen. Das tut gut. Das darf man. (Und das wiederum ist etwas, was ich erst vor ein paar Jahren gelernt habe. Vielleicht erst, seit ich Karo kenne.)
Wenn Karo wenig Zeit hat und mir nicht viel schreibt, weil sie müde ist, dann versuche ich nicht traurig zu sein, sondern liebevoll. Weil ich weiß, wie süß sie ist, wenn sie müde ist, und weil ich weiß, dass sie sich freut, wenn ich ihr schreibe, ohne viel zu erwarten.
Das ist der Punkt: Ich versuche, nicht viel zu erwarten. In meinem ganzen Leben habe ich so oft hohe Erwartungen, vor allem an mich selber. Und wenn die nicht erfüllt werden, bin ich ganz unglücklich.
Dabei bin ich viel glücklicher, wenn ich meine Erwartungen ein bisschen niedriger setze! Ich brauche gar nicht so viel.
Und sobald ich alles ein bisschen lockerer nehme, mir nichts perfektes wünsche, wird es auf einmal noch viel schöner, noch etwas perfekter, und ich noch glücklicher.
Die meisten Menschen verstehen vielleicht nicht, wie man sich über so etwas so sehr den Kopf zerbrechen kann.
Aber für mich ist das wahnsinnig schwer. Einfach mal abschalten. Einfach mal mit wenig zufrieden sein. Einfach mal nicht nachgrübeln, sondern genießen, was da ist. Einfach mal glücklich sein, weil es so viel gibt, für das es sich lohnt, glücklich zu sein!
Einfach?!
Ich bin jemand, der dann sogar enttäuscht ist, wenn er es nicht schafft, die Dinge locker zu nehmen ;) Sogar dafür mache ich mir Druck.

In letzter Zeit, das heißt die letzten Tage, gelingt es mir aber wieder besser als die letzten Wochen, einfach glücklich zu sein. Ich bin wirklich zufrieden mit dem was ich habe. Ich finde Karo wirklich niedlich wenn sie so müde ist, dass sie nicht mal mein Gute Nacht mehr liest, anstatt enttäuscht zu sein - wie ich es vor ein paar Wochen vielleicht sogar sehr gewesen wäre.
Ich weiß nicht genau, wie das geht, wieder auf diese leichte Art von Gedanken zu kommen - einen Schalter gibt es glaub ich nicht. Es ist für mich ein Balanceakt, und je öfter ich den gehe, umso eher finde ich mein Gleichgewicht und kann mich darauf halten.
Ich hoffe, es dauert eine Weile, bis ich wieder stürze - manchmal finde ich nämlich nicht so schnell wieder auf das Seil.
Aber auch das wird leichter, wenn man es übt ;)

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