Mittwoch, 22. April 2015

Siebenhundertdreißig Tage.

Letzten Freitag hatte ich meinen Jahrestag mit Karo, meinen zweiten. Zwei Jahre sind wir jetzt schon zusammen - meine erste Beziehung, von der ich eben deswegen nicht gedacht hätte, dass sie so lange hält. Und trotz aller Schwierigkeiten hat sie gehalten, und wir sind an vielen Punkten weitergegangen, wo andere wahrscheinlich schon aufgegeben hätten.
In vielen Momenten gibt mir nur der Gedanke Mut, dass es besser wird, und es ein Licht dort vorne gibt. Die Vorstellung, dass ich zusammen mit Karo in zehn Jahren auf diese Zeit zurück schaue und sage: "Schau, das waren unsere ersten Jahre, und schau wie schwer sie waren. Jetzt sind wir hier."
Doch ganz ehrlich: Wenn es nur das wäre, nur die Hoffnung, die mich an diese Beziehung glauben lässt, dann wäre ich mit Karo nicht mehr zusammen. Es braucht noch andere Dinge, die mich auch für den Moment glücklich machen und mir das geben, was ich brauche. Kleine Dinge, im Alltag.
Oder große Dinge. Zum Beispiel ein so tolles Wochenende wie das letzte, an dem wir unseren Jahrestag gefeiert haben.
Es hat unendlich gut getan, Karo wieder zu sehen, Zeit mit ihr zu verbringen, und vor allem: So viel zu reden. Wir haben stundenlang einfach nur geredet. Über alles. Über Dinge die nahe liegen und wir sowieso angesprochen hätten, über belanglose Nebensächlichkeiten, oder über tiefe Themen, die echt ans eingemachte gehen. Wir haben die komplette Zeit, die wir zusammen verbracht haben, eigentlich nichts anderes gemacht, als zu reden.
Und das hat soooo gut getan.
Als Karo mich vor fast zweieinhalb Jahren angeschrieben hab, war sie aus einem Grund sofort für mich sympathisch: Sie hat geschrieben, dass sie nicht wirklich weiß, was sie schreiben soll. Oder so.
Alle anderen Mädchen, mit denen ich davor geschrieben habe (na gut, so viele waren es auch nicht ;) ), waren ... anders. Ich habe mich dort gefühlt, als müsste ich mich verstellen. Ich HABE mich verstellt. Habe versucht, selbstsicher zu wirken, so als wüsste ich wie man flirtet, so als könnte ich Smalltalk, so als wüsste ich, wie man ein oberflächliches Gespräch führt.
Bei Karos Nachricht hingegen war ich total erleichtert, weil sie mir dadurch den Einstieg in ein völlig offenes, ungezwungenes Gespräch ermöglicht hat. Ich hab sofort gespürt, dass wir offen sein können, und dass wir auf einer Wellenlänge sind.
Nach ganz wenigen Nachrichten waren wir dann schon bei ernsten Themen angelangt. Wir haben uns RICHTIG unterhalten, und einfach gesagt was wir denken. Diese Offenheit, und Verbundenheit, das war wohl einer der Hauptgründe, warum ich mich in Karo verliebt habe.
Jedes Mal, wenn wir uns ausführlich schreiben, oder vor allem wenn wir persönlich miteinander reden, sind wir sofort wieder da. Bei alltäglichen Gesprächen ist das manchmal etwas schwieriger, auch wenn ich immer versuche genauso offen und nach meinen Gedanken zu reden, wie es mir eben gut tut. Jedenfalls: Nach zwei Monaten, in denen wir uns nicht gesehen haben, und die zeitweise soooo unendlich schwer waren, in denen ich Gespräche und Offenheit vermisst habe, so sehr dass ich manchmal nicht wusste ob ich das noch kann ... nach diesen zwei Monaten war es eine unglaubliche Wohltat, das alles total aufzuholen, und noch viel mehr, als nur "nötig" gewesen wäre. Diese Gespräche werden lange in meinen Erinnerungen bleiben.
Und Karo war so liebevoll zu mir. Dass wir total offen als Paar durch die Stadt gehen, ging vor einem Jahr noch überhaupt nicht, und heute ist es selbstverständlich. Das macht mich total glücklich. Und ob wir unterwegs oder in der Wohnung waren, Karo war einfach total lieb und hat mich immer wieder an sich gezogen oder auf den Kopf geküsst. Ich liebe das *____*
Und in eineinhalb Wochen sehen wir uns schon wieder. Deshalb bin ich wahrscheinlich jetzt auch ganz entspannt, obwohl es in der letzten Zeit zwischen den Treffen so schlimm war - aber jetzt sind es ja nur zwei Wochen, da kann es gar nicht so schlimm werden.
Im Moment jedenfalls ist noch alles sehr gut. :)

Ich habe bis heute siebenhundertfünfunddreißig Tage an der Seite einer Frau verbracht. Ich habe Schmerz erfahren, wie ich ihn davor nicht gekannt habe, aber auch Glück, das ich mir bis dahin gar nicht vorstellen konnte. Ich habe mehr über mich und das Leben gelernt, als ich wusste, dass ich lernen muss. Ich habe definitiv gelernt, was wahre Liebe ist.
Ich hoffe, dass ich in weiteren siebenhundertfünfunddreißig Tagen immer noch an der Seite dieser Frau bin, und dass wir mit weniger Schwierigkeiten kämpfen werden als zurzeit, und glücklich sind.

Ich liebe dich, Karo. :**