Mittwoch, 30. Dezember 2015

Zukunftsangst und IKEA-Dates

WOW. Wow wow wow.
Ich hab seit über zwei Monaten nichts gepostet.

Hi, es gibt mich noch. Es gibt Karo noch und es gibt auch unsere Beziehung noch.

Seit ich das letzte Mal geschrieben hab gab es Höhen und Tiefen, die sowohl sehr hoch als auch sehr tief waren.
Es kam wieder einmal vor, damit jetzt das dritte Mal, dass wir uns fast getrennt hätten. Was von mir aus ging. Dahinter steckte, dass ich wegen vielen kleineren Sachen ziemlich unzufrieden war, aber nicht darüber geredet hab, und ein Auslöser der unsere Situation sehr verkompliziert hat, für mich dann einfach zu viel war.
Dieser Auslöser ist auch etwas, wozu ich euch updaten sollte. Geplant war, dass Karo und ich diesen Sommer zusammenziehen, bei ihr, in eine gemeinsame Wohnung. Aus bürokratischen Gründen klappt das aber nicht, ich hätte also alleine eine Wohnung in einer Stadt sehr weit weg von zuhause nehmen müssen, wo ich niemanden außer Karo kenne. Ich hab festgestellt, dass ich das nicht kann. Meine Familie und Freunde sind mir unglaublich wichtig und ich kann nicht so weit weg von ihnen wohnen. Nicht jetzt und auch später glaub ich nicht, zumindest nicht auf Dauer.
Naja, deshalb bleib ich jetzt doch in der Stadt wo ich studiere, mache hier meinen Master, und unsere Beziehung bleibt erst mal eine Fernbeziehung. Ohne dass wir genau wissen wie es weitergehen wird dann.

Es gab aber auch sehr schöne Zeiten in diesen zwei Monaten wo ich nicht geschrieben hab. Nach der Fast-Trennung hab ich mich extrem bemüht wieder besser zu sagen wenn es mir mit irgendwas nicht gut geht, und es nicht immer für mich zu behalten aus Angst dass wir dann streiten, und ich denke es hilft. Es ist zwar schwer, und es macht mir immer Angst, aber es ist wichtig und gut.
Das ist jetzt ja aber auch noch nicht wirklich schön ;)
Wir hatten auch zwei (oder sogar drei? Ich glaub zwei.) sehr schöne Treffen seit dem letzten Eintrag. Und auch gute Gespräche. Und Nähe.

Im Moment ist es ganz gut für mich. Ich hab festgestellt dass es mich ziemlich unruhig macht, dass ich nicht weiß, wie meine Zukunft die nächsten Jahre aussieht. Ich tu mich sehr schwer damit, wenn irgendwas nicht in meiner Kontrolle ist. Und Karo wiederum tut sich schwer damit, in die Zukunft zu planen und sich da festzulegen. Das heißt, dass ich mich jetzt irgendwie anderweitig beruhigen muss. Und mir ständig sage, dass es okay ist, wenn irgendwas mal nicht so klappt wie ich es plane. Und wenn es mir mal schlecht geht in der Zukunft, dann ist das so, dann geh ich da dann damit um. Es hilft mir nicht, mir jetzt schon Sorgen darüber zu machen.
Stattdessen denke ich dann daran, dass es ja JETZT gut ist. So wie die Beziehung jetzt ist, bin ich froh dass ich sie habe. Wenn es später mal nicht mehr so sein sollte, weil vielleicht wir uns nicht einigen können an welchem Ort wir beide glücklich sein können, dann ist das ja was, womit wir später umgehen können. Jetzt studiere ich, Karo macht ihre Therapie, jetzt ist eh alles so wie es ist. Und es ist gut so. Wir sind glücklich. Also kann ich mich auch darauf konzentrieren, und mit der Zukunft später umgehen.
Wie schwer mir das fällt merkt man vielleicht daran, wie oft ich das wiederhole und wie sehr ich das ausführe ;)

Vor zwei Wochen war Karo bei mir, und es war total schön. Ich hatte das Gefühl dass wir uns unglaublich nah sind, uns so oft einfach wie ohne Wort verstehen. Oder jemand sagt was, und die andere weiß genau was da alles noch an Bedeutung dahinter steckt. Dass wir uns einfach richtig gut kennen und verstehen. Dieses Gefühl hatte ich das ganze Wochenende lang, und es war wirklich schön.
Außerdem waren wir im IKEA und das war irgendwie sehr heimelig und wir waren total pärchenmäßig und haben uns damit seltsamerweise beide viel wohler im IKEA als woanders gefühlt, und gefunden dass uns da viel weniger Leute komisch angeschaut haben als sonst. (Ja, das ist nämlich auch so ne Sache, dass man als lesbisches Paar IMMER Blicke bekommt.)
Am Samstag war auch Karos Familie da und ist mit uns auf den Weihnachtsmarkt gegangen, einfach so als alljährlicher Ausflug. Ich finde es schön wenn ich bei Karos Familie dabei bin, weil das nicht so oft vorkommt, einmal durch die Fernbeziehung und dann auch dadurch, dass Karo bei ihren Verwandten noch nicht geoutet ist. Ich find es aber schön, wenn ich mich trotzdem als Teil der Familie auch manchmal fühlen kann. :)

Nächste Woche wird Karo schon wieder zu mir kommen, bevor dann meine Lernzeit für dieses Semester so richtig beginnt. Damit lagen dann nur drei Wochen zwischen unseren Treffen, was total schön ist :) Ich freu mich schon sehr drauf.

Jap, das war irgendwie gar keine so große Überwindung mal wieder zu schreiben, und es hat auch ziemlich Spaß gemacht. Sollte ich öfter mal wieder tun ;)

Wenn es zwischendrin übrigens mal das Bedürfnis nach kleinen Updates gibt: Auf meinem Twitter steht meistens irgendwas dazu. Da sieht man dann mindestens, ob noch alles okay ist zwischen uns. :)

Freitag, 23. Oktober 2015

Mit Down-Phasen umgehen.

Karo hat, seit wir zusammen sind, immer wieder bessere und schlechtere Phasen in ihrem Leben gehabt. Es gab Momente vor fast zwei Jahren, die schlimmer waren als alles woran ich mich jetzt erinnern kann, es gab Zeiten die im Vergleich sehr sorglos und frei erscheinen, es gibt jetzt Zeiten die sich anfühlen, als würden sie mir alle Luft aus den Lungen schlagen und wiederum Momente, in denen alles besser ist als je zu vor und langfristige Verbesserungen so deutlich sichtbar sind. Es kann mal mehrere Wochen recht entspannt sein, und dann wieder sehr schwierig, für ein Wochenende wieder gut, bis wieder ein "Loch" kommt.
Obwohl ich immer viele Veränderungen sehe, die sich auf lange Sicht schon ergeben haben, und Karo SO viel an sich gearbeitet hat und unglaublich viel erreicht hat, heißt das noch nicht, dass auch ihre Stimmung immer besser ist. Unabhängig davon, wie gut sie vielleicht schon mit vielem umgehen kann, ist die nämlich oft ganz schön beschissen - um es mal deutlich zu sagen.

Es ist unterschiedlich, wie gut ich mit Phasen, in denen es plötzlich wieder sehr schlecht ist, umgehen kann. Verschiedene Dinge spielen da mit rein:
Meine Stimmung. Wenn es mir gerade selbst nicht gut geht, oder ich gestresst bin, dann habe ich größere Schwierigkeiten mit Karo's schlimmen Zeiten umzugehen, als wenn ich sehr entspannt und in mir ruhend bin.
Unsere Kommunikation. Schwierig ist es für mich immer, wenn ich das Gefühl habe, nicht gut Bescheid zu wissen. Wenn wir kaum miteinander reden und wichtige Dinge nicht teilen können. Leichter kann ich mit Downs umgehen, wenn wir offen reden und ich z.B. dann auch gerne Karo ihre Ruhezeiten gebe, wenn ich eben weiß, dass das gerade wichtig ist.
Die Dauer und Häufigkeit. Wenn es sehr lange dauert, dass es Karo sehr schlecht geht, viele Rückschläge kurz nacheinander passieren, oder das letzte Down grade erst vorbei ist, dann merke ich, dass das viel stärker an meinen Nerven zehrt. Ich fühle mich dann richtig erschöpft. Phasen in denen es mal etwas besser ist brauche ich, um für schwierigere Phasen wieder gewappnet zu sein.

Was kann ich aber machen, um gut mit allem umgehen zu können?
Wenn es Karo sehr schlecht geht, muss ich stärker als sonst auf mich achten, mir meiner Gefühle bewusst sein und meine Erfahrungen anwenden.
Wichtig ist für mich, dass ich mich abgrenze. Ich habe in den letzten Jahren und Monaten gelernt, Karos Probleme nicht zu meinen eigenen zu machen. Wenn sie gerade an etwas denkt was sie runterzieht, wenn sie schwere Entscheidungen treffen muss, was auch immer, dann bringt es nichts, wenn ich diese Gedanken auch noch alle denke, und überlege, was sie gerade wohl denken könnte. Ja, so kompliziert bin ich gerne. ;) Karos Probleme sind ihre eigenen, und ich bin immer gerne für sie da wenn sie mich braucht, aber es tut mir nicht gut, wenn ich ungefragt alle Gedanken für sie auch noch mitdenke. Das kann sie schon selbst, und wenn sie mich braucht, sagt sie es mir. Also konzentriere ich mich in solchen Momenten darauf, mich mit den schönen Dingen in meinem Leben zu beschäftigen, mir etwas gutes zu tun, und darauf zu vertrauen, dass Karo mir sagt, wenn sie mich gerade wirklich braucht.
Wichtig ist auch, dass ich es nicht persönlich nehme, wenn Karo weniger mit mir telefoniert, weniger schreibt, sich nicht so darum kümmert was in meinem Leben los ist - wenn weniger Nähe da ist. Ich weiß mittlerweile, dass Karo, wenn es ihr sehr schlecht geht, dazu die Kraft fehlt. Wenn ich nicht aufpasse, kann das alles leicht dazu führen, dass ich frustriert und wütend werde und danach auch handle. Deshalb ist es für mich wichtig, dass ich die Gefühle wahrnehme und nicht wegschiebe, sondern darauf achte was grade los ist, damit ich verstehen kann, warum Karo sich gerade distanziert verhält, und dementsprechend selbst keine so negativen Gefühle entwickle.
Trotzdem ist es aber auch total notwendig, dass ich negative Gefühle zulasse. Wenn ich mich überfordert fühle, dann ist das so. Wenn ich frustriert bin weil im Moment die Beziehung nicht das bietet was ich will, dann ist das auch so. Wenn ich wütend bin, weil Karo auf etwas einfach nicht antwortet, dann ist das genauso gerechtfertigt. Ich habe diese Gefühle, und wenn ich das akzeptiere und zulasse, dann geht es mir selbst damit viel besser, und ich kann wiederum vernünftiger handeln, als wenn ich die Frustration, Wut, Trauer oder Sorge einfach verdränge.
Und dann hab ich auch schon viel darüber gelernt, wie ich in solchen Zeiten am besten kommunizieren kann. Ich konzentriere mich wieder darauf, zu sagen was mir wirklich ist, offen und klar. Frustration bringt mich leicht dazu, bissig zu werden und nicht wirklich zu sagen was ich will. Also achte ich darauf und sage Karo einfach, was mir durch den Kopf geht. Damit leg ich uns keine weiteren Steine in den Weg.

Im großen und ganzen läuft es sich darauf hinaus, dass ich mir dessen bewusst bin, dass es gerade schwierig ist und auch ich deshalb nicht so glücklich bin, aber dass ich vernünftig und rational in meinem Handeln bleibe. Ich achte besonders darauf, mir selbst gut zu tun, weil ich nur so wirklich gut für Karo da sein kann, ohne dass ich mir selbst schade.
Und dass ich nicht durchdrehe, wenn es Karo schlecht geht. Das ist wahrscheinlich das wichtigste, was ich in den vergangenen zwei Jahre gelernt hab: Nicht so schnell wegen allem durchzudrehen. Und ohne Karo wäre ich dort noch lange nicht, wo ich jetzt bin.
So schwer eine solche Beziehung manchmal auch sein mag, es ist eine riesige Chance unglaublich viel für sich zu lernen, und ich bin dankbar für alles was ich gelernt habe und noch lernen werde. Auf meinem Blog kann ich das alles dokumentieren und meine Erkenntnisse für andere und für mich selbst aufschreiben, und das liebe ich. <3
Und da ich jetzt immer mehr vom Thema abkomme, höre ich auf. ;)

Sonntag, 4. Oktober 2015

Zweiter Blog :)

Ich habe einen zweiten Blog eröffnet, in dem ich über alles schreibe, was nicht mit psychischen Krankheiten in einer Beziehung zu tun hat, nämlich hier: Laura Labert.
Diesen Blog hier gibt es natürlich weiterhin, ich mag ihn auch sehr sehr gerne (auch wenn ich zurzeit leider so wenig poste), aber er hat eben ein sehr eingegrenztes Thema, und in meinem Leben gibt es noch mehr, worüber ich gern erzählen möchte.
Viel Spaß allen, die das auch lesen wollen. :)

Schreibblockade

Ich versuch seit über einer Stunde zu bloggen. Es klappt nicht.
Mir geht es gut. Mir geht es mit Karo total gut. Manchmal mach ich mir Sorgen, oft vermiss ich sie. Oft haben wir schöne Zeiten zusammen. Ich bin sehr oft stolz auf sie, sie hat schon so viel geschafft, was man oft erst im Vergleich mit früher richtig merkt.
Ich kann schon seit so langem mit allem so gut umgehen. Ich bin so entspannt. Das wäre ich nicht ohne Karo, das habe ich nur wegen ihr so gut gelernt.
Es ist eine ganz normale, schöne Beziehung. Mit Schwierigkeiten, die die Beziehung aber nicht beeinträchtigen.
Ich will so gern über all das mehr schreiben, weil grade diese positiven Sachen mehr Posts verdienen, aber das Schreiben fällt mir einfach so schwer zurzeit. Ich will gute zusammenhängende Posts finden, und das schaff ich nicht.
Mit den unzusammenhängenden bin ich nicht zufrieden, das kann ich besser.
Also gibt es jetzt das hier.
Schreibblockade und irgendwie ein kleines Update.

Freitag, 28. August 2015

Mir geht's gut. :)

Das hier ist ein Update. :)
Es tut mir Leid, dass ich so lange nichts geschrieben habe. Ich hatte einfach keine Lust, keine Zeit... keinen Kopf.
Puh, was war im letzten Monat? Ich glaube tendenziell war alles ziemlich gut...?
Es war geplant, dass ich Karo Anfang August gesehen hätte, aber da kamen dann ihre Wohnungssachen dazwischen. Das hat sich so gezogen, dass ich dann schon mein Praktikum begonnen hab, bis sie in ihrer Wohnung war, wodurch wir nicht mehr viel Zeit hatten. Trotzdem bin ich letztes Wochenende zu ihr gefahren, was von meinen Eltern aus viel viel weiter ist, doppelt so weit, und deshalb eigentlich zu weit für nur ein Wochenende. Aber wir hatten uns zwei Monate nicht gesehen, und sie hatte ihre neue Wohnung - es musste einfach sein.
Und es hat sich total gelohnt :) Es war ein perfektes Wochenende, auftanken, Zeit miteinander verbringen, entspannen, verliebt sein.
Schön war es auch, weil auch vorher schon länger alles ziemlich entspannt zwischen uns war :) Das heißt, ich konnte mich auch total uneingeschränkt auf das Wochenende freuen.
Es war wirklich super. :)

Insgesamt fällt mir zurzeit ganz stark auf, grade auch durch das Praktikum in einer Beratungsstelle (und damit durch den Umgang mit anderen Menschen mit psychischen Problemen), wie stolz ich auf Karo bin. Es ist bei weitem nicht selbstverständlich, wie sehr sie sich auf Therapien einlässt, ganz zu schweigen davon, wie sie mit ihren Krankheiten überhaupt umgeht. Karo ist so unglaublich stark, reflektiert, mutig, talentiert - ich bin so stolz darauf, wie absolut unglaublich sie die Arbeit an sich selbst meistert.

Ich versuche gerade, an Probleme zu denken. An irgendetwas, was schwierig war oder ist.
Ganz ehrlich, mir fällt im Moment nichts aktuelles ein.

Ich habe schon ein paar Mal Leuten das erklärt, was ich hier jetzt auch schreiben will:
Seit ich Karo kenne, weiß ich, dass es ihr schlecht geht. Seit wir zusammen sind, sind irgendwie immer neue Dinge dazu gekommen. Kaum bin ich mit der Diagnose Depression klargekommen, ganz am Anfang unserer Beziehung, kam etwas neues dazu - Ritzen, zum Beispiel. Und so ging es lange Zeit immer weiter. Karo ging es schlechter, oder es gab irgendeine Veränderung die für mich schwierig zu verarbeiten war, ich war davon überfordert, habe dann gelernt damit umzugehen - bin gewachsen und stärker geworden - und dann ist das nächste gekommen.
Seit ein paar Wochen oder Monaten ist das jetzt nicht mehr so. Seit ich gelernt habe, mit Karos Suizidgedanken umzugehen, ist es eigentlich nicht mehr schlimmer geworden, in meinen Augen. Nicht mehr schlimmer geworden heißt damit auch, dass es eigentlich sogar immer besser wird, weil ich immer besser mit der aktuellen Situation umgehen kann und mal wieder stärker geworden bin.
Nicht mehr schlimmer geworden heißt auch, dass es Karo nicht noch schlechter geht als vor ein paar Monaten (in meiner Wahrnehmung), was mich unglaublich glücklich macht. So sehr ich nämlich mittlerweile auch gelernt habe damit umzugehen, wenn es Karo schlecht geht: Einfach ist es nie, wenn ein geliebter Mensch leidet. Das heißt, auch deshalb geht es mir gerade gut.

Ich bin einfach irgendwie sehr zufrieden mit meinem Leben und meiner Beziehung, ich bin glücklich wie Karo mich behandelt und wie sehr ich mich als Person von ihr angenommen und geliebt fühle, ich bin so stolz auf ihre Persönlichkeit und ihre Fortschritte, ich bin UNFASSBAR stolz auf uns beide, wie wir diese Beziehung schon seit so langer Zeit meistern und uns bisher keine Hindernisse auseinander gebracht haben.
Mir geht es einfach gut. :)
Und ich glaube, so klar war mir das noch nicht mal bewusst, bevor ich das aufgeschrieben habe.

Vielleicht bin ich einfach nur gerade gut drauf, und bald kommt ein Beitrag in einem ganz anderen Licht.
Vielleicht aber auch nicht.
Wir werden sehen - was auch immer passiert, es geht immer irgendwie weiter. :)

Donnerstag, 30. Juli 2015

Kamikazefliege.


Kamikazefliege - Judith Holofernes
Komm wir verbrennen uns die Finger, rennen uns die Köpfe ein,
laufen blindlings gegen Mauern und in offne Messer rein.
Lieber bluten wir zusammen, als ganz allein zu stehn.
Wer will nicht lieber aus Liebe als gar nicht zugrunde gehn?

Kamikazefliege möcht ich sein,
für Kamikazefliegen ist noch der Himmel zu klein.
Und ich weiß du lässt mich nicht allein,
darum sollst du mein Kamikazecopilot sein.

Ich möchte alle Brücken sprengen, mit dir am seidnen Faden hängen,
mir die Augenbraun versengen an dir.
Wir lassen alle Stricke reißen, lass dein Gewissen dich nicht beißen, wenn dich Liebesbisse reizen, hol sie dir von mir.

Wir haben gesagt, wir wollen riskieren uns im Feuer zu verlieren, lieber als nie was zu riskieren und uns dann doch zu verlieren, ohne Grund.
Ich werd den Kompass wohl verschenken, werd das Rettungsboot versenken, lieber als nur dran zu denken, lieb ich mich an dir wund.

Kamikazefliege möcht ich sein,
für Kamikazefliegen ist noch der Himmel zu klein.
Und ich weiß du lässt mich nicht allein,
darum sollst du mein Kamikazecopilot sein.

Lieber öfters mal nen Fuß in der Scheiße und den andern im Leer'n.
Als immer wieder mit den Augen am Boden diesen Platz überqueren.
Ich sage nicht "Hab keine Angst, ich hab ein Seil es kann uns gar nichts passiern." ich sage nur "Nimm meine Hand, mir wird ganz flau und ich will's trotzdem probiern!"
Die dünne Luft wird so schön heiß unter den Kleidern, jedesmal wenn man fällt.
Und wer weiß, es kann ja sein das dieser Fallschirm uns auch diesmal noch hält.

Kamikazefliege möcht ich sein,
für Kamikazefliegen ist noch der Himmel zu klein.
Und ich weiß du lässt mich nicht allein,
darum sollst du mein Kamikazecopilot sein.


(Und das heißt nicht, dass ich blindlings irgendwohin laufe wo es mir weh tut, nur für die Liebe, und alles im Leben zurück lasse, übrigens. Das heißt, dass ich sehe dass es weh tun kann und unsicher ist, aber die Liebe der Grund ist, warum ich bereit bin, durch diese Unsicherheit und den Schmerz zu kämpfen.)

Goldene Sprenkel.

Hallo... Ja, es gibt mich noch.
Ich habe jetzt sehr lange nicht gebloggt.
Das liegt zum Teil daran, dass das Ende vom Semester war, und ich vier Wochen lang nichts anderes gemacht habe, als von morgens bis abends zu lernen, oder: Nicht zu lernen und ein unglaublich schlechtes Gewissen zu haben und zu versuchen, mich wenigstens effektiv zu entspannen, damit ich danach wieder besser lernen kann.
Ja. War ne schöne Zeit.
Damit hängt auch der andere Grund zusammen, warum ich nicht gebloggt habe.
Durch diesen ganzen Stress war es sehr schwierig für mich, mit all dem, was die Beziehung zwischen mir und Karo gerade ist, oder besser gesagt nicht ist, umzugehen. Ich habe es noch so einigermaßen geschafft, für Karo da zu sein, wenn sie mich gerade aktiv gebraucht hat, oder einige schöne Momente zu haben. Aber ich hatte einfach nicht die Kraft, so viel in die Beziehung zu investieren, wenn gerade so wenig zurückkommt. Ich hatte nicht die Kraft, mich mit unserer Beziehung auseinanderzusetzen. Und damit auch nicht, zu bloggen. Nicht, wenn ich mich gleichzeitig so auf das Studium konzentrieren musste.
Deshalb war aus meiner Sicht unsere Beziehung in den letzten Wochen ... ziemlich auf Sparflamme. Weil weder ich noch Karo die Kraft hatten, mehr für die Beziehung zu tun.
Ehrlich gesagt... hat mir das aber ganz schön weh getan. Wenn ich darüber nachgedacht habe. (Was ich eben die meiste Zeit nicht habe, siehe Sparflamme, siehe keine Kraft.)

Es gibt einfach so viel, was ich mir in einer Beziehung wünsche, was bei uns momentan ... nicht da ist. Oder nicht da war, die letzten Wochen. Es wird wieder besser. Ein bisschen.
Und ich weiß, dass das alles die Umstände sind. Dass Karo nicht mehr kann, genauso, wie ich auch nicht gekonnt habe, in meiner Lernzeit.
Aber oft tut es trotzdem einfach weh. Dass wir zurzeit so, so, so wenig Beziehung haben. Dass wir als Fernbeziehung so schlecht funktionieren. Dass wir so wenig Zeit miteinander verbringen, und so wenig reden. Dass sie mir fehlt, so unendlich sehr, und ich manchmal so wütend bin, obwohl ich es verstehe, und dass ich dann wieder so traurig bin, weil ich es verstehe. Und dass ich mir Sorgen mache und mir Dinge wünsche die nicht in Erfüllung gehen. Es tut einfach weh.
Und ich verstehe es, verdammt, ich verstehe es ja. Viel zu gut.
Sonst würde ich mir das doch alles gar nicht antun.
Aber ich entscheide mich ja für die Beziehung, jeden Tag auf's neue, egal wie sehr ich mir mehr wünsche und wie weh es tut, ich entscheide mich immer wieder dafür. Weil ich so viel Potential sehe. Weil ich so viel sehe, was wir hatten und haben, zwischendurch, und was wir sein können. Was wir sind, wenn alles gut läuft, für uns.
Ich habe mir eins geschworen: Ich werde mir nie, nie, nie erlauben, auf Karo jemals wütend zu sein in dem Sinn, dass ich ihr vorwerfe, sie würde meine Zeit vergeuden oder mir schaden, indem ich mit ihr zusammen bin. Ich erlaube mir, wütend zu sein. Ich erlaube mir enttäuscht zu sein. Ich erlaube mir, traurig, verletzt, frustriert, verzweifelt, verängstigt, besorgt, erschöpft zu sein. Das alles sind Emotionen die ich manchmal habe, und die ich mir zugestehe.
Aber ich werde nie, egal was passiert, Karo die Schuld an dem Schmerz geben, den ich fühle. Ich bin die, die sich dafür entscheidet, die Beziehung zu führen, und zu hoffen, dass es besser wird. Ich bin die, die sich entscheidet, von den kleinen goldenen Momenten zu leben, die momentan das Schwarz mustern. Ich bin die, die sich entscheidet, daran zu glauben, dass die goldenen Momente wieder zunehmen und das Schwarz überstrahlen.
Ich bin die, die sich für Karo entscheidet.
Und deshalb, auch wenn Karo der Grund ist warum es mir nicht gut geht oder ich nicht glücklich mit unserer Beziehung bin, habe ich nie das Gefühl, dass sie Schuld daran trägt. Ich sehe auch bei mir keine "Schuld". Weil es nichts gibt, wofür es sich lohnt, sich schuldig zu fühlen. Weil ich es nicht bereue.

Ich wünschte nur, wir würden uns wieder sehen. Je länger wir uns nicht sehen, umso schwieriger wird es immer. Es ist schon viel zu lange her, so lange, dass ich gar nicht nachrechnen will. Es ging einfach nicht, es gab kein einziges Wochenende, wo es geklappt hätte. Wir werden uns bald sehen. Zum Glück. Hoffentlich. Hoffentlich diesmal wirklich.
Ich brauch wieder mehr Gold in meinem Leben.

Freitag, 10. Juli 2015

Streiten.

Streiten. Ein Thema, das ich in unserer Beziehung für eins der schwierigeren halte.

Eigentlich habe ich kein so großes Problem mit Streit. Ich hab mich immer mit meinen Eltern gestritten, mit meinem Bruder... und trotzdem lieben wir uns.
Ein Streit bedeutet für mich, aufgestaute Gefühle und Stress rauszulassen.
Das kann ganz einfach mal befreiend sein.
Ja, eigentlich ist es besser, so was auch ohne Angriffe und laute Worte rauszulassen. Konstruktiv darüber zu reden. Und oft ist das auch möglich, aber manchmal auch nicht, aus welchen Gründen auch immer, und dann finde ich es notwendig, das trotzdem irgendwann einfach mal zu sagen, auch wenn es über einen Streit ist.
Der Streit muss nicht mal was mit der anderen Person zu tun haben, vielleicht hat es viel mehr zu tun mit einem selbst, und wie man sich gerade fühlt.
Nach einem Streit ist man verletzt und wütend und traurig, aber hat sich auch geöffnet und mal nicht zurückgehalten und kann vernünftig über alles reden. Man kann sich erklären, Vorwürfe zurücknehmen, sich kritisch selbst betrachten und Dinge einsehen, oder ernsthafte Probleme konstruktiv mit dem anderen besprechen, um etwas ändern zu können.
Und man kann sich versöhnen.

Mit Karo, da macht mir ein Streit viel mehr Angst. Schon zwei mal ist ein Streit, der eigentlich nicht schlimm war, so eskaliert, dass er beinahe in einer Trennung geendet hätte (einmal hier und ein weiteres mal, über das ich anscheinend hier nicht geschrieben habe - ich glaube, es war irgendwann im Frühling diesen Jahres?).
Ich möchte hier nicht allzu viel interpretieren, aber: Ich glaube, Karo fällt es sehr schwer, in so einer Situation den Streit in eine größere Perspektive zu stellen.
Für mich ist es einfach nur ein Streit. Wie gesagt: Dampf ablassen, aussprechen, versöhnen.
Für Karo ist es, glaube ich, viel mehr. Das Gefühl, dass ich sie nicht mehr mag. Das Gefühl, dass sie mich nicht mehr mag. Das Gefühl, dass sich mit so negativen Emotionen nichts mehr wieder gut machen lässt.
Das ist auch eine Borderline-Sache, glaube ich. Alles schwarz und weiß zu sehen. Angst haben, in die Liebe von jemandem zu vertrauen, wenn der gerade böse Sachen sagt. Mit diesen ambivalenten Gefühlen schwer umgehen zu können.

Nach einem Streit möchte ich meistens alles aussprechen. Karo möchte alles vergessen. Dadurch wird die Nach-Streit-Phase noch zu einem weiteren Minenfeld, wo ich immer merke, wie wir ganz vorsichtig umeinander tänzeln, um nicht noch einen zweiten, womöglich noch größeren Streit loszutreten.
Mir ist durchaus bewusst, dass ich eine Person bin, die um so vieles offener über ihre Gefühle spricht und sprechen möchte, als viele andere Menschen. Ich weiß auch, dass ich dadurch Erwartungen an offene Gespräche habe, die die anderer Menschen meistens übersteigen.
Karo ist eben in diesem Punkt... normaler, als ich. Eigentlich auch ziemlich offen - wir haben früh über so vieles geredet, auch was unsere Beziehung angeht - aber in einigen Bereichen eben deutlich weniger als ich. (Ich bin halt extrem. ;))
Deshalb geraten wir dabei so oft in Probleme. Das "drüber-reden-nicht-drüber-reden"-Thema ist glaub ich eines, was viele Streits auslöst, und die Streits selbst und die Versöhnung dann auch noch mal schwieriger machen.
Irgendwie kriegen wir es aber dann doch immer wieder hin. Mal mit mehr drüber reden, mal mit weniger.

Wir haben lange nicht mehr richtig gestritten, bevor es vor ein paar Tagen doch mal wieder dazu gekommen ist. Es war nicht schön ... aber wir haben uns noch vorm Schlafengehen so halb versöhnt, und am nächsten Tag noch einigermaßen ausführlich darüber gesprochen. Mehr als ich erwartet hätte, was mich sehr positiv überrascht hat.

Durch die Fernbeziehung haben wir uns auch noch nie "in echt" gestritten. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich gespannt, wie das dann wird, wenn es das erste Mal passiert. Schlimmer, weil's persönlicher ist? Besser, weil man Mimik, Tonfall etc. hat? Schlimmer, weil man direkt sieht wenn die andere weg geht oder ähnliches? Besser, weil man sich auch mit Blicken und Gesten und Umarmungen versöhnen kann, anstatt direkt die richtigen Worte finden zu müssen?
Ich hab so das Gefühl, dass es kürzer und heftiger wird, aber auch mit schnellerer und einfacherer Versöhnung.
Wir werden sehen. ;)

Ich weiß nicht genau was dieser Post jetzt ist - hab ich darüber geschrieben, dass Karo wegen Borderline Probleme hat mit Streiten? Oder einfach so? Oder darüber, dass ich zu viel über alles reden will? Einfach über Streitverhalten in unserer Beziehung an sich? Ich weiiiiß es auch nicht, über alles ein bisschen. :)

Beenden will ich das ganze mit einem wundervollen Lied, dessen Thema tatsächlich das Streiten in einer Beziehung ist.

 Now we're staring at the ceiling
You're so pretty when you're mad
All that I can hear is breathing, oh, oh
And we're stuck inside the silence
In a cold, cold war
We're too proud to say we're sorry, oh, oh

Right now it feels like we're bleeding
So deep that we might not get back up
Our words they tear through the surface
Like a paper, like a paper cut
Right now I don't know why I love you
But by the morning when we wake up
I'll reach for you and remember
It was just a paper, just a paper cut

I find refuge in the distance
Even when we're breaking down
Can we pause it just for one kiss? Oh, oh
Cause I never meant to hurt you
And I know you feel the same
Still the only one I run to, oh, oh

Right now it feels like we're bleeding
So deep that we might not get back up
Our words they tear through the surface
Like a paper, like a papercut
Right now I don't know why I love you
But by the morning when we wake up
I'll reach for you and remember
It was just a paper, just a papercut

Donnerstag, 18. Juni 2015

Vertrauen.

"Das wichtigste in einer Beziehung ist gegenseitiges Vertrauen."
So oder so ähnlich habe ich den Satz schon unzählige Male gelesen oder gehört. Wenn man sich gegenseitig nicht vertraut, wird das als absoluter Beziehungskiller angesehen.
Eine einzige weitere Information kann bei vielen Menschen diese Einstellung aber komplett ändern. Besonders, wenn diese Menschen einmal in einer Beziehung mit einer Person mit Borderline-Störung waren.
Von diesen Menschen höre ich nämlich nicht mehr, dass ich meiner Freundin vertrauen soll. Da höre ich plötzlich das Gegenteil. Menschen schieben mir ihre Ratschläge mitten ins Gesicht und bemitleiden mich, weil ich naiverweise ihre Meinungen nicht teile. Ohne mich, meine Freundin oder meine Situation im geringsten zu kennen - außer der Information, dass meine Freundin Borderline hat - wissen diese Personen hundertprozentig, dass Karo mich manipuliert, durchgängig verarscht, ich ihr aufgrund der Entfernung sowieso nichts glauben kann weil sie ja leichtes Spiel hat, und das alles eben so ist.
Sobald ich mein Vertrauen in Karo rechtfertige, darf ich lesen, dass Karo mich ja total in der Hand hat. Dass ich noch nicht so weit sei, die Wahrheit zu sehen. Dass diese Personen wissen wovon sie reden. Sie haben ja selbst eineinhalb Jahre/7 Jahre/ihr unendlich trauriges Leben lang unter einer Borderline-Person gelitten.
Gelitten, ja.
Sie wollen mich ja nur warnen.
Warnen.
Ich soll da raus, so lange ich noch kann.
Und wenn ich anfange mich aufzuregen, weil ich das nicht wollte, weil ich keine Ratschläge (die auch Schläge sind!) und Manipulierungsaufdeckungen und Warnungen wollte, sondern Verständnis und Empathie und guten Zuspruch und Hoffnung, stellt man fest, dass ich eben noch nicht bereit bin. Und redet dann über meinen Kopf hinweg. "Der Ausbruch der TE zeigt ja klar, wie sehr ihre Partnerin sie in der Hand hat."
KOTZ!
Natürlich, ich kann versuchen zu verstehen. Diese Personen haben schlimme Erfahrungen gemacht. Wer so eine Meinung hat, dem hat seine Beziehung massiv geschadet. Der hat es nötig, sich stark davon abzugrenzen. Der hat gelernt, für sich.
Die Kommentare sind nicht mal böse gemeint, bestimmt. Die Warnungen freundlich.
Aber trotzdem ist das nicht das, was ich brauchen kann. Nicht das, was ich aushalte.
Und nicht das, was akzeptabel ist. Meinungen sind in Ordnung. Aber ein abgeschlossenes Urteil über zwei Menschen und eine Beziehung, von der man - wenn überhaupt! - nur Bruchstücke weiß, geht über diese Grenze weit hinaus.
Ich habe meine Gründe, warum ich Karo vertraue.
Trotz Borderline, oder, wie ich gestern in dieser (Online-)Diskussion geschrieben habe: Vielleicht gerade deswegen.
Zunächst mal: Ich weiß, dass es für Karo nicht leicht ist, mit ihren Gefühlen offen umzugehen. Auch mir gegenüber. Manchmal vielleicht gerade mir gegenüber.
Ich weiß, dass es Situationen gab und wahrscheinlich wieder geben wird, in denen Karo mir nicht gleich etwas gesagt hat, was ich wissen möchte. In denen sie mich sogar angelogen hat.
Zum Beispiel: Am Anfang unserer Beziehung hat sie mich gefragt, was ich vom Rauchen halte. Ich habe meine ablehnende Meinung sehr deutlich gemacht ;) Was ich dann direkt gemerkt habe, war ihre zurückhaltende Antwort, und wie sie auch dann zugegeben hat, raucht sie eben selbst. Das war halt ein Fettnäpfchen meinerseits. Bei näherem Nachfragen hat Karo mir dann erzählt, dass sie nicht so viel raucht, nicht mal täglich. Erst bei einem kürzlichen Gespräch ist mir das zufällig wieder eingefallen, nachdem sie erzählt hat, dass sie schon länger täglich mehr als eine Zigarette raucht.
Das ist jetzt eine Situation, wo Karo mich eben angelogen hat. Aber: Die Sache ist die, dass ich ihre Motive verstehen kann. Für Karo ist es unglaublich schwierig, anderen Menschen zu vertrauen, und ihre Gefühle offen zu zeigen - Teil der Borderline-Störung! Sie hatte Angst vor Ablehnung, als sie ihren Zigarettenkonsum etwas "verschönert" hat, nach meiner stark negativen Reaktion.
Klar wäre es mir lieber, das wäre nicht so. Aber so etwas zu akzeptieren gehört für mich zu dieser Beziehung dazu, und ist in so einem Rahmen auch in Ordnung. Nicht, dass ich es gerne sehe! Aber ich weiß, dass Karo das nur macht, wenn ihr alles sehr unangenehm ist und sie sich nicht anders zu helfen weiß, und wenn sie weiß, dass sie mir damit nicht ernsthaft schadet.
Und gerade mit der Diagnose Borderline ist es doch wichtig, dass ich Karo zeige, dass ich ihr vertraue und sie nicht verurteile, unabhängig davon, welche Gefühle sie mir zeigt. Ihr das nicht zur zeige, sondern das auch fühle.
Warum ich trotz solcher kleinen Lügen, oder Situationen in denen Karo mir für meinen Geschmack deutlich zu spät etwas wichtiges erzählt hat, Karo immer noch vertraue, hat aber auch Grund und Boden: Sie beweist mir immer mal wieder, dass mein Vertrauen gerechtfertigt ist.
Karo hat mir einmal mehrere Wochen lang etwas nicht erzählt, was für mich sehr wichtig zu wissen war. Ich war wütend, dass sie das so lange nicht gesagt hatte, und ich bin auch nicht bereit, so etwas generell zu akzeptieren. Aber was für diese Geschichte hier wichtig ist: Karo hat es mir trotzdem irgendwann gesagt. Ohne dass sie aufgeflogen wäre. Ohne dass sie gemusst hätte. Sondern, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Weil sie wusste, dass es mir wichtig ist. Trotz ihrer Angst vor meiner Reaktion hat sie mir das nach so langer Zeit noch anvertraut, aus vollkommen eigener Entscheidung. Sie hätte das nicht gemusst. Und meine Reaktion war sicher kein Grund dafür, dass sie das gerne getan hätte.
Solche Situationen gibt es immer wieder. Karo erzählt mir Dinge und redet mit mir über Sachen, die ihr furchtbar unangenehm sind. Aber sie weiß, dass ich sie wissen will.
Der Hauptgrund, warum ich Karo so fest vertraue, ist, was ich an ihren Gefühlen für mich sehe. Ich sehe wie sie sich freut, wenn sie mich glücklich macht. Wenn sie stattdessen das Gefühl hat, dass sie mir mit irgendetwas weh tut, sehe ich, wie ihr das schlechte Gewissen wahrscheinlich fast körperlich weh tut. Sobald es wichtig ist, stellt sie mich vor sich selbst. Uneingeschränkt. Ob sie kann oder nicht.
Darin vertraue ich ihr. Bedingungslos.
Und deshalb weiß ich, dass Karo mir gegenüber immer so weit ehrlich ist, wie es für sie nur irgendwie geht. Weil sie weiß, wie wichtig mir das ist. Und weil sie das für mich macht.
Und... nicht zuletzt spüre ich auch recht oft, wann irgendwo die Wahrheit ein kleines bisschen verzerrt ist oder ich irgendetwas nicht gesagt bekomme, was eigentlich in Karos Kopf vorgeht. ;) Wir kennen uns so gut, dass ich auch zwischen den Zeilen und Worten lesen kann. Ich weise dich nie drauf hin, Karo, wenn ich das Gefühl habe, ich kann es verstehen und auch ohne deine direkten Worte aushalten.
Denn ich weiß, du wirst mir sagen was du mir sagen musst, wenn du es kannst. Und ich weiß, du gehst an deine Grenzen und darüber hinaus, um das zu tun.
Und deshalb vertraue ich dir.
Und das habe ich den ach-so-schlauen Leuten voraus: Ich kenne mich, ich kenne Karo, und ich kenne meine Beziehung. Ich weiß, worüber ich urteile.
Ihr nicht.
Also Klappe.
Nachtrag: Karo selbst hat nun auch über das Thema aus ihrer Sicht gebloggt. Sehr stark und spannend!

Samstag, 13. Juni 2015

Mini-Update. :)

Ich habe das Gefühl, ich sollte mich mal ganz kurz melden. Für die Leute, die meinen Blog regelmäßig verfolgen.
Mir geht es gut. Ich fühle mich sehr wohl in der Beziehung mit Karo grade. Letztes Wochenende haben wir zusammen verbracht, von Donnerstag bis Montag, und es war eins der schönsten Treffen überhaupt. Karo hat auch darüber gebloggt. :) Es gibt viele Gründe (zwischen uns), die mich glücklich machen, grade.
Mit Karos Situation ist noch nichts leichter, nein. Also das ist natürlich nach wie vor nicht einfach. Aber für uns als Paar ist grad alles sehr gut, für mich jedenfalls, und ich denke nicht dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne wenn ich sage, für Karo auch. :)

Aber ich hab zurzeit weder richtig Zeit noch Lust zu bloggen. Und ich hatte nie vor zu bloggen, nur weil ich muss. Also warte ich darauf, dass ich mal wieder wirklich Lust habe. Kommt bestimmt wieder, und so lang wird es auch nicht dauern. Nur halt noch nicht gleich.
Bis dann!

Donnerstag, 28. Mai 2015

Dampf ablassen.

In einer Beziehung ist es wichtig für mich, dass ich sagen kann, was mir durch den Kopf geht.
Ich will sagen können wie ich mich fühle, was mir wichtig ist, was mir Angst macht. Was mich stört und was ich toll fühle.
Egal in welcher Beziehung, sei es meine Beziehung mit Karo, oder Beziehungen mit Freunden oder Familie, ist das nicht immer hundertprozentig möglich. Manchmal muss man sich zurück halten.

Bei Karo passiert es häufiger als in anderen Beziehungen die ich habe, dass ich nicht genau das sagen kann, was mich beschäftigt.
Zu wissen was ich sagen kann und was nicht, und wann ich Dinge sagen kann, das ist ein Prozess, und ich hab seit dem Beginn unserer Beziehung schon unglaublich viel darüber gelernt.
Ich kann zum Beispiel viel mehr sagen, wenn wir uns tatsächlich gegenüber sitzen, wenn wir räumlich zusammen sind. Sei es, weil es uns beiden dann besser geht und wir allein durch die Freude, zusammen zu sein, liebevoll miteinander umgehen. Oder sei es, weil ich durch die kleinen Gesten und Zwischentöne wirklich ein Gefühl dafür habe, wann ich was sagen kann (und will!) - diese nonverbale Kommunikation hilft, sich gegenseitig zu verstehen, anstatt zu streiten und sich schlecht zu fühlen.
Dann habe ich auch gelernt, dass es nicht okay ist, mit Karo immer darüber zu reden, wenn es mir wegen ihr schlecht geht. Karo weiß, dass mich ihre Situation belastet. Ich weiß, dass sie das weiß. Auch wenn ich mich in allen Lebenslagen wenn es mir schlecht geht am liebsten an Karo wende: In diesem großen Bereich, der mich belastet, ist es nicht richtig, dass ich mir gerade sie als Unterstützung suche. Denn ich kann mir vorstellen, was für ein schlimmes Gefühl es sein muss, den Partner so verletzt zu sehen und zu wissen, dass man selbst der Grund dafür ist.
Ich finde es nach wie vor wichtig, über so was Bescheid zu wissen und so was mitzuteilen. Es ist mir wichtig, dass Karo weiß, wie es mir geht - auch und gerade wenn das etwas mit uns zu tun hat! Aber ich habe eben auch gelernt, dass ich manchmal gut daran tue, meine Gefühle nicht sofort und ungehemmt mitzuteilen, wie es mir mein erster Impuls sagen würde. Damit hab ich manchmal schon mehr Schaden angerichtet, als ich jemals wollte. (Und das nicht nur bei Karo, übrigens.)

In solchen Situationen, wenn man dem Partner vielleicht etwas sagen will was man gerade nicht sagen kann, habe ich es für mich als unglaublich wichtig wahrgenommen, auf andere Weise diese Gedanken loszuwerden. Gerne rede ich mit mir lieben Menschen darüber, aber es gibt noch etwas, was ich vor nun doch schon einigen Monaten begonnen habe.
Ich habe mir ein kleines Buch gekauft, eine Art Tagebuch, in dem ich sozusagen Gespräche mit Karo führe, die ich mit ihr persönlich gerade nicht führen kann. Ursprünglich war es für frustrierte und verzweifelte Situationen gedacht, aber ich habe auch positive Einträge reingeschrieben, damit das später nicht ganz so deprimierend wirkt. Es sind einfach Gedanken über unsere Beziehung, die mir gerade am Herzen liegen.

Heute habe ich in das Buch ein für mich sehr wichtiges und schönes Gespräch geschrieben, das ich heute mit Karo geführt habe, und danach zurückgeblättert und die alten Einträge gelesen. Viele Einträge sind es nicht - in solchen Dingen war ich schon immer sehr unregelmäßig ;) Aber es war spannend, meine Gedanken von vor teilweise über einem halben Jahr zu lesen. Probleme, die ich hatte und jetzt nicht mehr habe. Themen, von denen ich dachte sie mit Karo nicht besprechen zu können, und über die wir uns mittlerweile ausführlich unterhalten haben. Eine Situation, in der mich Karo gehalten hat, als mich ihre Probleme so belastet haben. Wo sie gesagt hat, dass ich einfach mal alles rauslassen soll, was ich normalerweise zurückhalte. Ich konnte mich an diese Situation gar nicht mehr erinnern, und hatte vor Rührung Tränen in den Augen.
Es gibt wütende, verzweifelte Einträge, deren Gefühle beim Erinnern weh tun. Es tut aber gut, mit Abstand darauf zurückzublicken und zu sehen, dass ich vieles überwunden habe oder klarer sehe.
Vor allem ist in den Einträgen auch zu sehen, wie wichtig es für mich ist, an einem Ort ohne Filter alle Gefühle ausdrücken zu können.

Ich habe Karo von dem Buch erzählt, als ich es angefangen habe. Ich hoffe immer noch, dass ich später gemeinsam mit Karo darin zurückblättern kann. Dann will ich ihr die Dinge zeigen, die ich damals nicht sagen konnte, und die Gespräche führen, die noch offen sind.
Und für jetzt bin ich froh dass ich dieses Buch habe: Um Dampf abzulassen, zu erinnern, zu reflektieren, und auszuhalten manchmal etwas nicht zu sagen. Ich kann mir in diesen Momenten sagen: Irgendwann werde ich mit Karo darüber reden.
Wenn es dann schon vergangene Probleme sind, wird das zurückblättern umso schöner. :)

Montag, 18. Mai 2015

Das Pendel der Gefühle ausloten (Oder: Der Eintrag mit den meisten Labels ever)

Ich will bloggen, aber es fällt mir schwer.
Ich würde gerne mal wieder über ein bestimmtes Thema bloggen, anstatt "nur" so tagebuchartig, aber ich bin grad nicht inspiriert für ein bestimmtes Thema.
Zurzeit hat auch irgendwie alles zwei Seiten. Ein Gedanke, den ich zu einem Thema habe, ist immer auch von einem anderen begleitet. Ich komme gut klar, aber ich leide. Ich habe das Gefühl, dass ich Karo helfen kann, aber ich fühle mich hilflos. Die Situationen wechseln ständig und ich weiß selten, was mich als nächstes erwartet. Wenn ich bloggen möchte, weil ich grade frustriert bin, halte ich mich davon ab, weil ich weiß, dass das das Gesamtbild nicht widerspiegelt, und ich nicht möchte, dass auf meinem Blog dann der Eindruck entsteht, ich wäre zurzeit mit der Beziehung nicht zufrieden. Wenn ich gerade sehr glücklich mit der Beziehung bin, möchte ich darüber auch nicht bloggen, weil ich weiß, dass auch das nicht die volle Wahrheit ist, und es dann so wirkt, als würde ich nicht leiden oder nicht auf mich achten.
Ich weiß nicht. Es ist einfach viel an Gefühl und Gedanken zurzeit, und... manchmal will ich sehr gerne bloggen, und möchte hier auch aktiver sein, aber oft will ich auch einfach nur mein Leben so leben wie es grade ist, ohne hier irgendwie Fazit über irgendwas zu ziehen, wie ich das in den meisten Artikeln irgendwie mache.
Es ist nichts fest zurzeit. Es gibt keine Klarheiten. Aber ich fand es bisher sehr cool, dass ich über Erkenntnisse, Klarheiten, und so was bloggen konnte.

Naja. Dann blogge ich eben hier die Unklarheiten, die mir zurzeit so durch den Kopf gehen. :)

Karo und ich führen gerade eine gute Beziehung, den Umständen entsprechend. Ich fühle einen starken Zusammenhalt. Ich fühle unsere Liebe zueinander, und dass wir uns füreinander bemühen und uns gegenseitig stützen.
In manchen Momenten aber bin ich frustriert, weil es so wenig von einer normalen Beziehung gerade hat, und es vieles gibt, was ich mir wünsche, und momentan nicht habe.

Ich kann zurzeit eine gute Stütze für Karo sein. Ich kann gut von mir aus Dinge tun, von denen ich denke oder weiß, dass sie ihr helfen werden, und ich kann gut "auf Bereitschaft" sein und reagieren, sobald sie mich um etwas bittet.
Ich bin aber auch ständig angespannt, was ich körperlich und emotional merke. Und ich brauche einen starken Ausgleich und andere Dinge in meinem Leben, die mir wichtig sind.

Wenn Karo mir schreibt, dass es ihr schlecht geht, fühle ich mich hilflos und möchte mehr tun können - sie wenigstens in den Arm nehmen, vielleicht. Manchmal sitze ich minutenlang vor dem Handy und starre auf irgendeine Nachricht von ihr, während ich nachdenke. Dann nichts tun zu können, und ihren Schmerz zu spüren, ist belastend.
Vor allem bin ich aber auch so dankbar dafür, dass Karo mir ihren Schmerz zeigt und mich aktiv um Hilfe bittet, und ich dadurch die Gelegenheit habe, ihr nah zu sein und sie vielleicht zumindest ein bisschen zu erleichtern. Damit nimmt sie die Verantwortung von mir, nach Zeichen für unterdrückten Schmerz zu suchen, und ich fühle mich gebraucht.

Ich bin verzweifelt, weil alles immer schlechter wird. Ich frage mich warum, warum es nicht einfach mal besser wird, und was denn passieren muss, damit Karo glücklich werden kann.
Ich habe aber auch, mehr als in manch anderen Phasen und vielleicht mehr als je zuvor, die Hoffnung, dass es irgendwann einfach besser werden wird, und dass Karo glücklich sein kann.

Ich tue unglaublich viel einfach nur für Karo zurzeit, ohne an meine Bedürfnisse zu denken.
Ich tue unglaublich viel für mich, ohne an Stress und Schmerz zu denken.

Vor ungefähr einem Jahr oder etwas länger war ich mal in einer Beratungsstelle, weil ich damals sehr überfordert von allem war. Aus dem Gespräch mit dem Berater ist mir vor allem eine Sache hängen geblieben: Dass meine Situation wie ein Pendel ist, das hin und her schwingt, und es Zeit braucht, um den Mittelweg auszuloten. Dass da ganz viel Feinarbeit nötig ist und viel Gespür dafür, was gerade wichtig ist.
Ich glaube, im Moment hab ich mein Pendel ganz gut im Griff. Es pendelt nach wie vor, ja, aber ich spüre, wo die Mitte ist, und ich fühle mich trotz allem Hin und Her irgendwie okay und sicher in der Situation. Es ist viel, es verwirrt mich manchmal, aber ich fühle mich, als könnte ich im Moment alles ganz gut bewältigen.

Hach. Das war ne gute Entscheidung, doch zu bloggen, obwohl ich keine Ahnung hatte, worüber. Ist was gutes draus geworden, finde ich. :)

Donnerstag, 7. Mai 2015

Viel zustande bringen.

Seit Karo bei mir war, ist zwischen uns als Paar wieder alles total gut. Um so vieles besser als davor manchmal. Wir sind uns, so hab ich das Gefühl, wieder viel näher, reden viel offener und mit mehr Leichtigkeit über alles, telefonieren oft ... das ist alles gut.
Karo war sogar letztes Wochenende auch noch mal hier, wir waren in einem Musical, was auch total schön war.

Aber... Karo geht es total schlecht. So schlecht, dass ich Angst um sie habe.
Zurzeit bin ich permanent angespannt. Ich merke das manchmal, wenn mir auffällt, dass mein Kiefer zusammengepresst ist. Oder, wenn ich innerhalb einer Stunde im Nacken total verspannt werde. Oder wie mir die Zahnpastatube nicht umfällt (was typisch für mich wäre), weil ich alles langsam und kontrolliert mache.
Ich verbringe zurzeit viele Stunden am Tag damit, etwas zu machen, was für Außenstehende "Nichts" wäre. Ich lese. Ich höre Podcasts oder Musik. Vor allem schaue ich sehr, sehr viel YouTube.
Ich verbringe Stunden vorm Laptop (und anderen - zugegeben seltenen - Tagen gar nichts, weil ich nur lese). Und obwohl ich so lange davor sitze, antworte ich nicht auf wichtigste E-Mails. Arbeite ich nicht für die Uni - oder nur so viel und nur dann, wie es nötig ist.
Andere Leute halten das vielleicht für faul. Würden sagen, dass ich nichts zustande bekomme.
Die Wahrheit ist aber, dass ich täglich eine ganze Menge zustande bekomme. Emotional.
Würde ich nicht täglich so viel entspannen, wie ich zurzeit tue ... dann könnte ich einfach nicht mehr. Ich kümmere mich um Karo, um die Uni, und um mich. Ohne Reihenfolge. Naja, doch, die Uni kommt vielleicht doch noch hinten ran.
Und deshalb höre ich jetzt auch auf zu bloggen, und tu noch ein bisschen was für mich, bevor ich zur Uni fahre und dort Leistung bringe.
Um Kraft zu haben für den Tag.

Mittwoch, 22. April 2015

Siebenhundertdreißig Tage.

Letzten Freitag hatte ich meinen Jahrestag mit Karo, meinen zweiten. Zwei Jahre sind wir jetzt schon zusammen - meine erste Beziehung, von der ich eben deswegen nicht gedacht hätte, dass sie so lange hält. Und trotz aller Schwierigkeiten hat sie gehalten, und wir sind an vielen Punkten weitergegangen, wo andere wahrscheinlich schon aufgegeben hätten.
In vielen Momenten gibt mir nur der Gedanke Mut, dass es besser wird, und es ein Licht dort vorne gibt. Die Vorstellung, dass ich zusammen mit Karo in zehn Jahren auf diese Zeit zurück schaue und sage: "Schau, das waren unsere ersten Jahre, und schau wie schwer sie waren. Jetzt sind wir hier."
Doch ganz ehrlich: Wenn es nur das wäre, nur die Hoffnung, die mich an diese Beziehung glauben lässt, dann wäre ich mit Karo nicht mehr zusammen. Es braucht noch andere Dinge, die mich auch für den Moment glücklich machen und mir das geben, was ich brauche. Kleine Dinge, im Alltag.
Oder große Dinge. Zum Beispiel ein so tolles Wochenende wie das letzte, an dem wir unseren Jahrestag gefeiert haben.
Es hat unendlich gut getan, Karo wieder zu sehen, Zeit mit ihr zu verbringen, und vor allem: So viel zu reden. Wir haben stundenlang einfach nur geredet. Über alles. Über Dinge die nahe liegen und wir sowieso angesprochen hätten, über belanglose Nebensächlichkeiten, oder über tiefe Themen, die echt ans eingemachte gehen. Wir haben die komplette Zeit, die wir zusammen verbracht haben, eigentlich nichts anderes gemacht, als zu reden.
Und das hat soooo gut getan.
Als Karo mich vor fast zweieinhalb Jahren angeschrieben hab, war sie aus einem Grund sofort für mich sympathisch: Sie hat geschrieben, dass sie nicht wirklich weiß, was sie schreiben soll. Oder so.
Alle anderen Mädchen, mit denen ich davor geschrieben habe (na gut, so viele waren es auch nicht ;) ), waren ... anders. Ich habe mich dort gefühlt, als müsste ich mich verstellen. Ich HABE mich verstellt. Habe versucht, selbstsicher zu wirken, so als wüsste ich wie man flirtet, so als könnte ich Smalltalk, so als wüsste ich, wie man ein oberflächliches Gespräch führt.
Bei Karos Nachricht hingegen war ich total erleichtert, weil sie mir dadurch den Einstieg in ein völlig offenes, ungezwungenes Gespräch ermöglicht hat. Ich hab sofort gespürt, dass wir offen sein können, und dass wir auf einer Wellenlänge sind.
Nach ganz wenigen Nachrichten waren wir dann schon bei ernsten Themen angelangt. Wir haben uns RICHTIG unterhalten, und einfach gesagt was wir denken. Diese Offenheit, und Verbundenheit, das war wohl einer der Hauptgründe, warum ich mich in Karo verliebt habe.
Jedes Mal, wenn wir uns ausführlich schreiben, oder vor allem wenn wir persönlich miteinander reden, sind wir sofort wieder da. Bei alltäglichen Gesprächen ist das manchmal etwas schwieriger, auch wenn ich immer versuche genauso offen und nach meinen Gedanken zu reden, wie es mir eben gut tut. Jedenfalls: Nach zwei Monaten, in denen wir uns nicht gesehen haben, und die zeitweise soooo unendlich schwer waren, in denen ich Gespräche und Offenheit vermisst habe, so sehr dass ich manchmal nicht wusste ob ich das noch kann ... nach diesen zwei Monaten war es eine unglaubliche Wohltat, das alles total aufzuholen, und noch viel mehr, als nur "nötig" gewesen wäre. Diese Gespräche werden lange in meinen Erinnerungen bleiben.
Und Karo war so liebevoll zu mir. Dass wir total offen als Paar durch die Stadt gehen, ging vor einem Jahr noch überhaupt nicht, und heute ist es selbstverständlich. Das macht mich total glücklich. Und ob wir unterwegs oder in der Wohnung waren, Karo war einfach total lieb und hat mich immer wieder an sich gezogen oder auf den Kopf geküsst. Ich liebe das *____*
Und in eineinhalb Wochen sehen wir uns schon wieder. Deshalb bin ich wahrscheinlich jetzt auch ganz entspannt, obwohl es in der letzten Zeit zwischen den Treffen so schlimm war - aber jetzt sind es ja nur zwei Wochen, da kann es gar nicht so schlimm werden.
Im Moment jedenfalls ist noch alles sehr gut. :)

Ich habe bis heute siebenhundertfünfunddreißig Tage an der Seite einer Frau verbracht. Ich habe Schmerz erfahren, wie ich ihn davor nicht gekannt habe, aber auch Glück, das ich mir bis dahin gar nicht vorstellen konnte. Ich habe mehr über mich und das Leben gelernt, als ich wusste, dass ich lernen muss. Ich habe definitiv gelernt, was wahre Liebe ist.
Ich hoffe, dass ich in weiteren siebenhundertfünfunddreißig Tagen immer noch an der Seite dieser Frau bin, und dass wir mit weniger Schwierigkeiten kämpfen werden als zurzeit, und glücklich sind.

Ich liebe dich, Karo. :**

Dienstag, 31. März 2015

Zähne zusammenbeißen, weitermachen.

Zurzeit ist es für mich wieder eher schwierig. Ich muss viel aushalten, was ich eigentlich gar nicht will. Ich wünsche mir viel von Karo, was sie nicht erfüllen kann. Das frustriert mich, belastet mich und versetzt mich in eine schlechte Stimmung - wodurch ich wieder neue negative Gedanken habe, und Situationen auch schlechter interpretiere. Irgendwie ein Teufelskreis. Ich bemühe mich, das immer wieder zu unterbrechen, und versuche auch eine lockere, entspannte und zufriedenere Einstellung zu haben, aber das ist nicht immer leicht.

Vor ein paar Tagen war ich sehr verzweifelt, weil ich mich so vernachlässigt von Karo gefühlt habe, und dann haben wir uns ziemlich heftig gestritten. Ziemlich heftig. Ich habe plötzlich an allem gezweifelt, und hatte das Gefühl, dass ich einfach nicht mehr kann, mit so wenig Paarzeit und Bestätigung.
Zwei entscheidende Momente in diesem Streit haben für mich die Dinge wieder etwas gerade gerückt. Nicht kerzengerade und auch noch frisch gestrichen, aber immerhin wieder etwas stabiler im Wind stehend. Nicht kurz vorm Umfallen. Details sind für den Blog hier nicht so wichtig, aber: Karo hat mich mit einer Aussage überrascht, die mir gezeigt hat, dass ich ihr doch viel wichtiger bin, als ich befürchtet habe. Und, zweitens, hat sie mir mit einer anderen Aussage den Mut gegeben, dass es besser werden wird.
Beim letzten heftigen Streit war das andersrum. Karo hat mich daran erinnert, dass ich versprochen hatte, immer um sie zu kämpfen. Jetzt hat sie mir versprochen, auch um mich zu kämpfen. Ich habe gesagt: Dann kann immer wenigstens eine von uns um die andere kämpfen.

Heute hat Karo über Depressionen gebloggt. Sie hat geschrieben: "Ich hatte schon mehrere Depressionsphasen, wobei ich mich gerade wieder in einer befinde." Irgendwie hat mir dieser Satz sehr gut getan. So klar zu hören "ich habe gerade eine depressive Phase", macht es für mich leichter. Ich kann Karos Verhalten besser einordnen, und weiß auch, dass ich so was mit Karo schon mal überstanden habe. Ja, ich hätte mir das auch selbst zusammenreimen können, und im Grunde wusste ich das ja auch. Aber es in diesen Worten und vor allem von Karo selbst zu hören, macht doch irgendwie einen Unterschied.

Morgen fängt Karos neue Arbeit an, in der Werkstatt für Behinderte. Ich finde das immer noch total unpassend, ein kleines bisschen beängstigend und sehr ärgerlich, dass Karo nichts passenderes für sie machen darf.
Ich bin nervös deswegen. Ich wünsche mir so sehr, dass es, obwohl es unpassend ist, einigermaßen okay wird. Dass Karo nette Leute trifft, dass die Betreuer (oder wie auch immer) okay sind, und dass Karo irgendwie die Zeit auch für sich nutzen kann, ohne sie nur erdulden zu müssen.
Ich wünsche mir das einerseits für Karo, selbstverständlich, aber ein bisschen auch für mich selbst, weil wenn es Karo besser geht ... dann können wir vielleicht auch unsere Beziehung wieder etwas besser pflegen.
Ich bin auch nervös, weil ich nicht wirklich weiß, wie viel mir Karo davon erzählen kann, morgen, und ich dann so viel wissen möchte. Ich hoffe dass ich es schaffe, sie nicht zu sehr unter Druck zu setzen und einigermaßen entspannt zu bleiben, für mich selbst.

Blog-Off-Topic habe ich mich endlich mal um mein zweites Praktikum gekümmert (auch wenn es noch nicht fest ist), feiere mit meinen liebsten Freunden (außer einer, leider) in meinen Geburtstag am Freitag rein und war vorgestern mit meiner Mama in einem tollen Musical.
Und wieder etwas On-Topic freue ich mich sehr darauf, dass es nur noch zweieinhalb Wochen bis zum zweiten Jahrestag von Karo und mir sind, und dass wir uns dann auch eeeendlich wieder sehen. Das wird uns beiden total gut tun.

So. Das war's. :)

Montag, 23. März 2015

Borderline-Beziehungen und das, was man dazu findet.

 Wenn ich vor ein paar Monaten irgendetwas über Borderline und Beziehungen gelesen oder gehört wurde, dann hätte ich mich am liebsten einfach umgedreht und wäre gegangen. Und mich dann zu einer Kugel gerollt und geweint.
Da stehen dann Dinge wie, dass Borderliner nur manipulieren, lügen und betrügen. Dass man ihnen nie vertrauen kann. Wie man mit ihnen reden muss, damit sie "richtig" reagieren. Und, natürlich: Wie man mit der Trennung klarkommt.

Erfolgsgeschichten? Ich kenne keine. Ich kann mich an keine einzige Informationsquelle erinnern, wo über eine erfolgreiche Borderliner-Beziehung berichtet wird. Und auch an keine, wo steht, wie man eine Beziehung erfolgreich führen kann. Ich weiß viel darüber, wie ich mit der Trennung klarkommen kann. Aber wie kann ich mit der Beziehung klarkommen?

Update: Ich habe mittlerweile selbst so einen Blogpost geschrieben: Anleitung zum Glücklichsein (in einer Borderlinerbeziehung)

Dann, vor einigen Wochen, habe ich es doch einmal gewagt, und mich bei einer Facebook-Gruppe für Borderliner-Angehörige angemeldet. Ich hatte wirklich richtig Angst davor. Und es war auch schwierig. Da standen wieder nur die gleichen Geschichten. Der Partner ist mal wieder für einige Wochen abgehauen und reagiert auf rein gar nichts, hat einen überall geblockt. Der Partner hat einen beschimpft. Der Partner hat einen mit jemand anderem betrogen. Der Partner hat monatelang gelogen als er gesagt hat, er hätte eine Arbeit. Und so weiter, und so fort.

Was macht das mit mir? Ich habe so was gelesen, und denke sofort: Oh Gott, wird mir das auch alles passieren? Ist es wirklich so schlimm? Darf ich Karo in nichts vertrauen, lügt sie mich permanent an? Wird sie sich eines Tages aus meinem Leben ziehen, ohne Erklärung und Kontaktmöglichkeit? Darf ich auf nichts hoffen und nicht vertrauen?
Aus genau diesen Gründen konnte ich nie mit Borderline-Themen im Internet umgehen, und an manchen Tagen fällt es mir immer noch schwer.

Aber trotz allem war es natürlich wie immer gut, sich mal wirklich damit auseinanderzusetzen. Denn ich habe dann einfach gemerkt: So schwer es manchmal für mich ist, Karo und ich haben es gar nicht sooo schlimm. Karo würde mich nie betrügen. Karo beschimpft mich nicht, sondern zieht sich lieber zurück, um mich nicht zu verletzen. Karo sagt und zeigt mir (insbesondere in letzter Zeit *__*) sehr deutlich, dass sie mich immer liebt. Sie beichtet mir sogar Dinge, von denen sie weiß dass ich sie wissen möchte, die sie mir aber nicht gleich gesagt hat - ohne, dass ich es ansonsten herausfinden könnte. Was für mich ein totaler Vertrauensbeweis ist. Kurz gesagt: Karo hat Borderline, aber die Schauergeschichten über Borderline-Partner treffen auf uns einfach nicht zu. In Ansätzen vielleicht, ja. Aber nicht in diesem Ausmaß.

Das letzte Mal bei Karo haben wir auch darüber geredet, und wie wir beide denken, dass sie eine eher schwache Form von Borderline hat. Das hat mir sehr gut getan zu sehen, dass auch Karo das so sieht wie ich. Das bestätigt mich darin, dass das auch wirklich stimmt.

Und das ist auch ein Punkt, warum eine Diagnose nicht immer nur gut ist. Ich habe darüber schon mal geschrieben, dass mir die Diagnose Borderline Angst gemacht hat. Man erwartet, dass alles aus der Diagnose zutrifft, und dass Menschen mit der gleichen Diagnose auch gleich oder sehr ähnlich sind. Aber auch in meinem Psychologie-Studium habe ich schon gelernt: Diagnosen sind immer nur ein Spektrum. Jemand beurteilt einen Menschen und versucht ihn zu kategorisieren, aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen in der Kategorie gleich sind, sondern dass sie sich in manchen Punkten ähnlich sind, und bei manchen ist das Merkmal der Kategorie stärker ausgeprägt, bei anderen schwächer. Das ist wichtig. Und das ist manchmal schwierig zu sehen, wenn es eine Diagnose gibt.

Was mir aber vor allem wichtig ist, mit diesem Post: Es ist total schade, dass es keine Erfolgsgeschichten zu Borderline-Beziehungen gibt (oder zumindest keine, die ich finde), und auch keine positiven und optimistischen Berichte dazu. Es muss auch Borderline-Beziehungen geben, die gut klappen und wo beide Partner glücklich miteinander sind: Ich führe ja auch so eine. Vielleicht sind sie in der Minderheit, aber es würde doch bestimmt vielen helfen, wenn es dazu Informationen gäbe.
Mir würde das auf jeden Fall helfen.

Ich hoffe, ich kann mit meinem Blog auch ein bisschen dazu beitragen, dass sich das ändert. Ich will eine der Quellen sein, wo man sehen kann, dass in einer Borderline-Beziehung nicht alles schlimm und schlecht ist und sowieso nur ein Durchhalten bis zur Trennung. Ich will zeigen, was ich hoffe und glaube: Dass Karo und ich als Paar glücklich sein werden. Dass es ihr besser gehen wird, und ich gut mit der Zeit klarkomme in der das nicht so ist, und trotzdem so viel positives an unserer Beziehung sehe.
Ich glaube, dass Karo und ich auch weiterhin eine gute Beziehung führen. Mit allen Höhen und Tiefen.
Ich werde jedenfalls weiter davon berichten, und wer weiß, vielleicht hilft es eines Tages sogar irgendjemandem.

Dienstag, 17. März 2015

Sorgen, Gleichungen und Kaugummi

Mir geht es gut.
Karo geht es schlecht, aber mir geht es gut.
Das ist irgendwie ein ziemlich neues Gefühl für mich. Aber in den letzten Tagen, der letzten Woche ... ist das irgendwie so.

Bisher war ich meistens innerlich sehr, sehr unruhig, wenn es Karo schlecht ging. Oder wenn ich nicht viel von ihr mitbekam, und es ihr vielleicht schlecht ging. Ich konnte mich wenig auf das konzentrieren, was ich gerade mache. Wenn ich etwas schönes gemacht habe, dann war ich innerlich sehr angespannt, weil ich an Karo dachte, und dass es ihr vielleicht schlecht geht. Ich wollte bereit sein, mit ihr zu reden. Ich habe über ihre Gedanken und Gefühle nachgedacht. Ich habe auf Nachrichten gewartet und überlegt, wie ich Fragen formulieren kann, ob ich fragen sollte. Ich habe darum gekämpft, ihr ihre Ruhe zu lassen, und nicht nachzufragen. Ich war in solchen Situationen immer sehr, sehr unruhig, innerlich.
Das ist die letzten Tage nicht mehr so. Ich weiß, dass es Karo nicht gut geht. Aber mir geht es gut. Und ich bin ruhig dabei.
Ich glaube, was passiert ist, ist mehr Akzeptanz. Ich akzeptiere die Situation so, wie sie ist. Karo geht es nicht gut, aber deshalb muss ich nicht unbedingt etwas machen (und angespannt sein, wenn ich gerade nichts machen kann). Wenn Karo ihre Ruhe braucht, schreiben wir eben etwas weniger. Ich werde dadurch nichts wichtiges verpassen, und wenn, dann wird sie es mir sagen. Aber ich brauch nicht ständig in Habachtstellung sein, nur weil es Karo (vielleicht) schlecht geht. Ich darf und vor allem kann trotzdem mein Leben genießen.
Das heißt nicht, dass mir Karos Gefühle egal sind. Oder dass ich mich weniger für ihr Leben interessiere. Sondern es heißt, dass ich loslasse, was ich nicht ändern kann. Wo ich mich nicht kümmern kann, gerade.
Don't worry. Or worry, but know that worrying is as effective as trying to solve an algebra equation by chewing bubble gum.
Wear Sunscreen - Mary Schmich

Ich mach mir keine Sorgen, wenn es gar nicht nötig ist. Und deshalb geht es mir viel, viel besser, und ich bin so richtig gut drauf.
Und für Karo ist das genauso gut: Ich mach ihr weniger Druck, belaste sie nicht zusätzlich und habe vor allem viel mehr Kraft, um ihr den Rücken freizuhalten. Und für sie da zu sein, wenn sie das gerade braucht.
Ich weiß noch nicht, wie lange ich diesen Zustand so beibehalten kann. Aber jetzt funktioniert es doch schon eine ganze Weile. Und bestimmt werd ich mal wieder in alte Muster zurückfallen, aber ich weiß jetzt schon mal, wie das entspannt-sein geht ;)
Das Leben ist schön!

Montag, 2. März 2015

Nerviges Warten und kitschiges Glücklichsein

Ich bin gerade sehr aufgewühlt und unruhig.

Dabei ist eigentlich im Moment alles sehr gut. Karo hat mir unendlich geholfen vor meiner letzten Klausur, die für mich so stressig war wie noch keine davor. Ich fühle mich als Team zurzeit. Ich erkenne so viel positives an unserer Beziehung und an Karo selbst, was ich manchmal als selbstverständlich wahrnehme, es aber gar nicht ist. Karo und ich, das ist gut, das ist sogar sehr gut, und das macht mich ziemlich glücklich zurzeit.

Aber was mich nicht glücklich macht im Moment, das ist, wie das alles mit Karos beruflicher/gesundheitlicher Situation abläuft ... Erst musste sie unbedingt raus aus der Tagesklinik, weil sie direkt anfangen soll zu arbeiten, und jetzt ist sie schon seit über einem Monat gefangen in einem unstrukturierten Alltag, weil die Bürokratie es nicht hinbekommt, irgendwas sinnvoll zu regeln. Und es kann locker noch ein Monat dazu kommen. Das macht mich wütend.
Außerdem ist Karo in einem Gutachten als ziemlich beschränkt arbeitsfähig (momentan) eingestuft wurden. Das macht mich teilweise wütend, und macht mir teilweise Angst. Die Möglichkeit, dass es in diesem Ausmaß stimmt, macht mir Angst. Aber wütend macht es mich, weil ich es für ziemlich übertrieben halte. In meinen Augen ist Karo ein viel stärkerer Mensch. Alles was sie tut zeugt von mehr Stärke als sie dort bescheinigt bekommen hat - in Bürokratendeutsch, also ist es natürlich auch etwas schwierig zu interpretieren, aber trotzdem. Ihre Freunde schätzen sie auch stärker ein. Und auch wenn Karo selbst natürlich sehr verunsichert ist und sich generell nicht so positiv einschätzt, reagiert sie doch ziemlich geschockt darauf - ich glaube, sie hätte sich auch mehr erwartet. Es macht mich wütend, weil ich mir zu 98% sicher bin, dass Karo hier als zu schwach eingeschätzt wurde, und weil die für sie verantwortlichen Menschen ihr dadurch das Gefühl nehmen, dass sie ihre Situationen bewältigen kann, und sie was drauf hat.
Es nervt, dass irgendwie im Moment nichts wirklich läuft, so wie es sollte. Und das aus bürokratischen und bescheuerten Gründen. Da ist ein Mensch, der lernen will. Der vorankommen will im Leben, der sich Mühe gibt. Und da sind Institutionen, die Hürden stellen, obwohl sie Möglichkeiten bieten sollten.
Ich wünsche mir, dass Karo endlich das bekommt was ihr zusteht: Eine für sie angemessene, fördernde aber gleichzeitig stützende Hilfe. Und zwar jetzt.
Ich wünsche mir, dass uns niemand Steine in den Weg des Besserwerdens legt. Ich will, dass es einfach besser werden darf.
Oft wünsche ich mir zurzeit, dass ich eineinhalb Jahre in der Zeit vorspringen darf. Dass ich mit Karo zusammen in eine Wohnung ziehen kann, dass sie ihre Ausbildung hat und ich meine, dass es einen geregelten schönen Alltag gibt, mit allen Schwierigkeiten natürlich, aber ... so viel besser als jetzt.
Dieses Warten ohne etwas tun zu können, ohne dass was vorangeht, das ist das schlimmste. Und immer ständig neue Dinge und Entscheidungen und Beurteilungen. Ich will wo ankommen.

Es hat gut getan diesen Frust mal aufzuschreiben. Ich fühle mich viel ruhiger dadurch.
Auf der positiven Seite: Ich habe meinen eigenen, unabhängigen Stress zum Semesterende endlich hinter mir, was mir unglaublich hilft. Ich fühle mich total erleichtert dadurch und halte schwierige Momente bestimmt wieder besser aus.
Außerdem, wie schon erwähnt, bin ich mit Karo einfach sehr glücklich zurzeit. Ich bin sehr froh, dass sie meine Freundin ist, und ich mich in jemanden wie sie verliebt habe.
Und ich bin in den letzten Wochen auch zu der Erkenntnis gekommen, dass Karos Borderline-Diagnose sich viel leichter äußert, als das, was man meistens über Borderline liest - und ich deshalb nicht mehr diese ängstliche Unruhe fühlen muss, wenn ich über Borderline lese. Vor allem habe ich mich auch mit Karo darüber unterhalten, und sie hat mich darin bestätigt. Darüber möchte ich auf jeden Fall noch separat bloggen.

Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass es im Moment die Umstände sind, die mich unglücklich machen, und die Beziehung, die mich glücklich macht - und nicht anders rum ;) Denn ich merke immer wieder: Der Schlüssel, das alles zu überstehen, ist eindeutig Liebe.
Und das ist doch mal ein gutes Schlusswort. :)

Samstag, 14. Februar 2015

Sich glättende Wogen und ein Video.

Das, was mich vor ein paar Tagen noch sehr beschäftigt hat (siehe hier) bessert sich wieder.
Ich hab ein paar mal mit Karo einfach telefoniert, das hat richtig gut getan! Ich konnte wieder eine lockere, weniger verbissene Perspektive annehmen - einfach dadurch, dass ich Karo über ihr Leben reden höre, wie sie eben redet.
Es gab viele liebe Nachrichten in den letzten Tagen zwischen uns. Ein paar schöne Stunden, in denen wir zusammen gespielt haben. Ein paar Gespräche.
Und was ganz besonders toll war: Es gab auch ein Video für mich! <3
Bevor wir zusammen waren, und vor allem dann in der Anfangszeit unserer Beziehung, haben wir uns häufig Videos gemacht und privat für die andere bei YouTube hochgeladen. Wir haben einfach irgendetwas erzählt, unsere Zimmer hergezeigt, spazieren gegangen ... einfach nette Videos gemacht, um auch mal die Stimme hören und einander sehen zu können. (Und seien wir mal ehrlich: Jeder, der Skype schon mal benutzt hat, und nicht beide Parteien in größeren Städten wohnen, der weiß - es ist eine Qual.)
Irgendwann haben wir das mit den Videos aufgehört, bzw. ist es einfach weniger geworden. Wir sehen uns regelmäßiger, der tägliche schriftliche Kontakt ist meistens so lebendig als ob wir auch miteinander reden würden... es ist einfach nicht mehr so notwendig.
Aber manchmal, einfach als Überraschung, aus einem besonderen Anlass, oder auch nur aus Langeweile, schicken wir uns doch noch Videos. Das sind immer seltene und besondere Momente, und ich finde das wunderschön :)
Es ist lange her gewesen dass ich von Karo ein Video bekommen hab. Das war nicht schlimm, wie gesagt, es ist nicht mehr so notwendig. Aber am Donnerstag hat sie mir auf einmal eine Nachricht mit einem Link geschickt! Sie hatte mir einfach so, ohne Grund, ein nettes kleines Video gemacht, hat mir ein bisschen was erzählt, ein bisschen darüber geredet wie schön unser letztes Treffen war ... und hat mir gesagt, wie wichtig ich ihr bin, dass ich ihr gut tue, und wie sehr sie mich liebt.
Das hat mich soooooo glücklich gemacht! Das war wie Balsam für meine Seele. Ganz genau das, was ich gebraucht habe. Und es war so wunderbar unerwartet und lieb! Karo wollte einfach mal wieder was für mich tun, weil ich so viel für sie tue. Das hat mich so sehr gefreut! :)
Und außerdem ist mir aufgefallen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Karo mir so etwas sagen kann. Ich erwarte es teilweise, wenn sie es gerade nicht kann, aber eigentlich zeigt mir Karo ihre Liebe und dass sie zu mir hält deutlich öfter, als andere Borderliner es tun! In letzter Zeit setze ich mich damit etwas mehr auseinander als vorher, wie Borderline für Angehörige ist. Und dass Karo mir ihre Zuneigung so zeigt, ist für diese Krankheit wirklich etwas besonderes. Das stimmt mich sehr hoffnungsvoll und macht mich glücklich. Und natürlich lässt es mich auch leichter aushalten, wenn Karo grade mal nicht so kann, wie ich mir wünschen würde - denn alles in allem ist sie eh so toll! (Über dieses Thema, also Borderline-Angehörige, Symptome, etc., folgt auch bald noch ein ausführlicher Blogpost.)
Ich möchte hier jetzt aber gar nicht zu abstrakt werden. Ich wollte einfach nur erzählen, wie gut mir das getan hat, und dass ich mich innerlich in den letzten Tagen immer weiter beruhige.
Und auch um Welten weniger eifersüchtig bin :) Sondern mich tatsächlich richtig freue, wenn Karo mit Freunden eine schöne Zeit verbringt. So wie es sein sollte!

Und weil heute ja auch noch Valentinstag ist:
Ich liebe dich, Schatz :) :*

Samstag, 7. Februar 2015

Nachdenklich.

Heute bin ich sehr nachdenklich.
Nachdem ich vorgestern noch mal Karo auf das Thema aus meinem letzten Blogpost angesprochen habe (Eifersucht, Vernachlässigung...), haben wir da schon gestritten, und dann gestern Morgen noch mal richtig. Wir haben uns ein paar Stunden danach wieder vertragen, auch wenn wir nicht wirklich was lösen konnten. Ich brauche mehr: Aber Karo kann momentan nicht mehr geben.

Dennoch hat das, wie fast jeder Streit, bei mir wieder einiges in Gang gesetzt. Ich denke heute den ganzen Tag über sehr vieles nach.
Karo hat heute mit einer Freundin den Tag verbracht, und ist gerade noch mit mehreren Freunden was essen. Ich habe gemerkt, dass ich darauf richtig eifersüchtig war. Bin. Es tut mir so weh, dass andere Menschen sie ablenken können, ihr eine schöne Zeit schenken, dass andere Leute sie in den Arm nehmen und mit ihr reden können, und ich das nicht kann. Dass ich nur hier sitze, bestenfalls reden oder mit ihr spielen kann ... und schlimmstenfalls mit ihr streite. Es brennt einfach richtig scharf, dass ich Karo nicht helfen kann, und im Moment weniger für sie tue, als andere. Einfach, weil es nicht geht.
Aber was mich erschrocken hat, war nicht nur, dass ich diese Eifersucht so stark wahrgenommen hab: Bei näherem Nachdenken hab ich sogar noch ein beängstigenderes Gefühl festgestellt. Ein ganz kleiner, aber sehr egoistischer und frustrierter Teil von mir hat sich gewünscht, dass Karo einfach zuhause bleiben würde ... Ich hab mich furchtbar erschrocken, als ich diesen Gedanken bewusst wahrgenommen habe. Das wichtigste ist doch, dass es Karo gut geht! Ich liebe sie, und wünsche mir wirklich nur, dass sie glücklich ist. Aber in mir ist ein Teil, der egoistischer denkt, als ich erwartet hätte.
Ich bin froh, dass ich das jetzt wahrgenommen habe. Ich will jetzt auch ganz bewusst darauf achten, um das verändern zu können. Ich möchte nicht jemand sein, der der Partnerin aus Eifersucht eine schöne Zeit nicht gönnt. Ich möchte mich nicht nur hauptsächlich, sondern von ganzem Herzen freuen, wenn sie eine schöne Zeit hat.
Ich habe mich heute sehr auf diese Gedanken konzentriert. Meine starke Frustration, die Wut und Verzweiflung; die Angst, weniger wichtig als andere zu sein ... ich glaube, dass das besser wird, wenn ich mich aller meiner Gefühle bewusst bin. Und damit nicht irgendetwas verdränge oder unterdrücke, sondern es wirklich wahrnehme, und daran arbeiten kann.
Und das, was ich heute gelernt habe, wahrzunehmen und zu bearbeiten, ist dieser Teil von mir, der so leicht eifersüchtig wird, wenn ich nicht der alleinige Grund für Glück und Unterstützung meiner Karo bin.

Ich glaube, um das zu ändern, muss ich am Grund dafür ansetzen. Und der Grund ist, glaube ich, dass ich Angst habe, nicht wichtig genug zu sein.
Heute habe ich deshalb damit gearbeitet, mir vor Augen zu halten, dass auch mir Karo nicht unwichtig wird, nur weil ich mit Freunden eine gute Zeit verbringe - und sie mich sogar vielleicht in dem Moment besser unterstützen, als sie. Natürlich bleibt auch für mich trotzdem Karo diejenige, die ich liebe und mit der ich mein Leben verbringen will. Sie ist weiterhin die, mit der ich über alles reden will, und von der ich getröstet werden will - das alles wird nicht davon beeinträchtigt, dass mich mal jemand anders tröstet und ich mit jemand anderem rede, der mir in dem Moment besser hilft, als sie es gerade kann. Liebe ist nichts, was weniger wird, wenn man es auf mehrere Menschen verteilt. Oh, das ist glaub ich ein Satz, den ich mir besser merken muss. Das ist ganz wichtig für mich:
Liebe ist nichts, was weniger wird, wenn man es auf mehrere Menschen verteilt.
Und daneben, dass ich mich mit Karo verglichen habe (und gemerkt habe, was ich mir hier von ihr abschauen muss), habe ich mir immer wieder verschiedene Situationen oder Worte in Erinnerung gerufen, die mir zeigen, dass ich Karo wirklich viel bedeute, und sie mich sehr liebt, und ich ein richtig wichtiger Mensch in ihrem Leben bin. Ich hab mich an das letzte Mal erinnert, das sie hier war, und wir gebadet haben. Ich hab mich daran erinnert, wie sie ganz niedlich beleidigt tut, weil ich ihr zuvorgekommen bin, wenn sie eigentlich mal Ich liebe dich sagen wollte. Ich habe mich an jedes einzelne Ich liebe dich erinnert, besonders an das allererste (reale), und an das letzte. Ich habe mir noch mal vor Augen gerufen, welche Ängste sie bereits aus Liebe zu mir überwunden hat. An den Tweet vor einigen Tagen. Daran, wie es sich anfühlt, meinen Arm um sie zu legen. Daran, wie sich mich an sich drückt und "Meins!" flüstert. Ich hab mir Fotos von uns angesehen, um wieder das absolut sichere Gefühl der Liebe zu bekommen, und hab das Geschenk noch mal angesehen, dass sie mir zum letzten Geburtstag geschenkt hat: Skip-Bo, und auf jeder Karte ein Spruch oder ein Grund, warum sie mich liebt. 162 Karten. 


Ich war immer ein unsicheres Mädchen. Zurzeit werde ich eben unsicher, wenn ich nicht mehr sicher bin, dass ich Karo wirklich noch so viel bedeute.
Und nach wie vor ist es so, dass es mir weh tut, wenn Karo mir in solchen Momenten dann nicht direkt versichern kann, dass ich das beste bin, sie mich liebt, ich ihr gut tue ... sie kann das nicht auf Knopfdruck, und ich möchte es auch nicht unehrlich hören, aber trotzdem tut es mir weh und ich würde es brauchen und dass sie es nicht kann, macht mir in solchen unsicheren Momenten noch viel mehr Angst.
Aber ich merke eben jetzt auch, dass ich auch selbst an dieser Angst arbeiten kann. Dass es nicht fair ist, wie ein Teil von mir auf diese Angst reagiert (nicht-gönnende Eifersucht). Und dass ich vor allem mehr auf die Liebe von Karo vertrauen muss, die sie mir immer wieder und immer gleich stark (mindestens...) unter Beweis stellt. Nur halt nicht auf Knopfdruck, und halt auch seltener, wenn sie mehr mit sich selbst zu kämpfen hat. Aber es ist nicht gerechtfertigt, dass ich diese Gründe ignoriere, und mein Vertrauen in ihre Liebe verliere.

Streiten ist scheiße, tut weh, macht Angst, und verzweifelt. Aber trotzdem habe ich wieder einmal etwas daraus gelernt. Und werde mich jetzt auch in der nächsten Zeit bestimmt besser fühlen: Weil ich wieder weiß, worauf ich achten muss und woran ich ansetzen kann, damit es mir besser geht.


Nachtrag: Mein Training scheint schon Wirkung zu zeigen ;) Gerade hat mir Karo Bilder von ihrem Abend geschickt, und sie sieht richtig glücklich aus. Und ich habe mich aus ganzem Herzen für sie gefreut, ohne kleinen Teufel, der neidisch ist. Ich bin gerade einfach glücklich, dass sie glücklich ist - und dass ich das gerade so sehen kann, macht mich noch viel glücklicher. :)

Donnerstag, 5. Februar 2015

Tweets.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Nichts tun können.

Ich fühle mich gerade nicht so toll.
Meine Karo hatte ihren letzten Tag in der Tagesklinik. Und es geht ihr schlecht, und ich möchte gern für sie da sein.
Aber ich bin so weit weg von ihr und kann nichts tun.

Ich fühle mich gerade so wertlos und hilflos. Ich habe Karo heute einen Text auf ihre Seite gepostet, weil ich ihr was gutes tun wollte. Ich habe ihr eine Mail geschrieben um sie aufzumuntern. Sie war schon dankbar ... aber ... ich weiß nicht :( Sie hat dann ein Foto von ihr und ihrer Katze gepostet, dass sie dankbar über die Kuschelzeit ist. Ich meine, ich liebe ihre Katze und bin so froh dass sie sie hat, weil sie ihr total viel bedeutet und oft hilft ... aber das war für mich trotzdem einfach grad ein Stich ins Herz. ICH will die sein, der sie so dankbar ist. Ich will, dass sie mit mir redet und mir von ihrem Tag und ihren Gefühlen erzählt. Ich will ihr gut tun können. Ich will, dass sie MICH mal als ihren Lebensretter bezeichnet :(
Jaa, ich bin eifersüchtig auf eine Katze ...
Es ist einfach: Egal wie viel ich tue, egal wie sehr ich mich um sie bemühe, es ist so selten genug, solange ich nicht bei ihr bin. Und das tut so unglaublich weh.

Edit: Noch mal das hier gelesen. Geht jetzt wieder besser.

Edit2: Ich bin irgendwie voll unglücklich mit diesem Beitrag. Vielleicht hilft es, wenn ich das hier klarstelle: Ich verstehe schon, dass Karo erstens ihre Liebe für ihre Katze besser zeigen kann (allein schon, dass es öffentlich besser geht), und dass zweitens die einfach grade eine direktere Hilfe ist. Es tut halt weh, dass es so ist, aber ich verstehe es. Und ich weiß ja, dass ich Karo eine Unterstützung und Hilfe bin. Das kann ich mir in solchen Momenten, in denen ich es nicht fühle, in den Sinn rufen.

Dienstag, 27. Januar 2015

Erwartungen und Wahrheiten.

Manchmal, im Streit, sagt Karo zu mir: "Du hast von Anfang an gewusst, worauf du dich einlässt". Ich sage dann immer, dass das stimmt und das nichts damit zu tun hat, und ich sie nicht verlasse, aber mich trotzdem das und das und das nervt ;) Wir streiten eben.
Wichtig ist aber: Habe ich wirklich immer gewusst, worauf ich mich einlasse?

Ja, es stimmt: Karo war von Anfang an ehrlich zu mir. Ich habe nach und nach erfahren, was ihre Vergangenheit ist, und wie sie sich in der Gegenwart fühlt, und als wir zusammen gekommen sind, wusste ich das alles. Und habe mich gerne darauf eingelassen, und würde es wieder tun.
Aber: Mir war trotzdem nicht ganz klar, was mich erwartet. Ich war ein bisschen blauäugig. "Wer will schon mit einem Mädchen zusammen sein, das immer wieder mal zusammenbricht?" - an diesen Satz erinnere ich mich sehr gut, weil das für mich den Anstoß gegeben hat, Karo endlich meine Gefühle zu gestehen. Für mich war nämlich klar: Ich will das. Mich stört das nicht. Wenn Karo psychisch zusammenbricht, dann bin ich eben für sie da. Durch mich wird sie total glücklich werden, ich werde sie immer wunderbar trösten können und ihr Leben so viel einfacher machen.

Ja, ich beschreibe das jetzt bewusst so, dass es ganz schön arrogant und naiv klingt. Und ich schäme mich auch ein bisschen dafür, denn zumindest ein beachtlicher Teil von mir hat das tatsächlich so erwartet.
Was ist aber in der Realität passiert?

So einfach, wie es sich in meinem Kopf gestaltet hat, war es natürlich nicht. Ist es nicht. Ich bedeute Karo viel, und ich gebe ihr Halt, und kann sie trösten und halten und ihr Hoffnung geben. Aber durch mich wird nicht ihr Leben rosarot. Durch mich wird nicht alles einfacher. Ich kann ihr helfen, an schwarzen Tagen auch schöne Aspekte zu sehen, und ich kann ihr helfen, eine generelle schöne Zukunft zu erhoffen, und ich kann ihr helfen, indem ich ihr zuhören kann und sie unterstütze, wann immer das geht. Aber trotzdem fühlt sich Karo wertlos, kann mit ihren Gefühlen nicht umgehen und will sich weh tun. Und ich kann nicht immer etwas tun.
Für mich ist es nicht einfach. Ich hab nicht die dankbare Rolle, immer die Freude im Leben des anderen sein zu dürfen, und immer alles besser zu machen. Ich leide auch, wenn Karo leidet, und ich leide auch noch aus anderen Gründen - wenn ich zurückstecken muss, mehr, als ich je vermutet hätte. Ich dachte, für Karo ist es natürlich schwer, aber für mich wird es eine eher dankbare Aufgabe sein, für sie da zu sein. Es ist aber eine anstrengende Aufgabe. Nicht falsch verstehen: Immer noch tue ich diese Aufgabe gern, mit Herzblut und aus völlig freier Überzeugung und endloser Liebe. Aber es ist anstrengender, aufwühlender, belastender und viel, viel trauriger und schmerzhafter, als ich es mir jemals vorgestellt habe.

Ich habe gewusst, welche Schwierigkeiten Karo erwarten werden. Ich habe aber nicht erfassen können, wie sehr mich das beeinträchtigen würde.

Die entscheidende Frage ist wohl: Wenn ich das alles gewusst hätte, hätte ich mich dann trotzdem für diese Beziehung entschieden?
Ja, das hätte ich. Es hätte mir wahrscheinlich mehr Angst gemacht. Aber ich hätte auch gewusst, wie viel tiefer diese Liebe wird, und wie viel reifer ich als Person werden würde. Ich hätte die Wahrheit gesehen: den Schmerz, aber auch das, was ich eben doch tun kann. Ich hätte nicht nur gewusst, wie schön es ist, Karos Tränen wegzuwischen, sondern auch, wie sehr es weh tut, diese Tränen überhaupt zu sehen. Ich hätte den Schmerz gefühlt, den ich fühle, wenn ich so viel kämpfen muss, aber auch die wirklich alles heilende Umarmung von Karo, wenn ich mit diesen Tränen in den Augen in ihren Armen liege.
Ich hätte mehr gesehen: Mehr von dem guten, und mehr von dem schlechten. Einfach mehr von der Wahrheit.

Aber ist so was nicht auch normal? Am Anfang einer Beziehung sieht man sich immer mit verblendeten Augen durch die rosarote Brille, und erst im Lauf der Zeit nimmt man sich und die Beziehung wirklich wahr. Erst da entsteht wahre Liebe, an der gearbeitet werden muss, die einen stärkt und ausmacht und lernen lässt. Die einen den anderen als Menschen lieben lässt, und nicht als die Möglichkeit einer Liebe und die tollen und süßen Eigenschaften und das Verliebtsein der Schmetterlinge im Bauch. Schmetterlinge gibt es immer noch. Aber sie berühren mehr als nur das Lächeln auf dem Gesicht. Sie berühren das ganze Wesen, das man ist.

Ich habe gewusst, worauf ich mich einlasse. Ich habe etwas erwartet. Die Wahrheit ist in Teilen gleich, in Teilen ganz schön anders.
Aber ich würde sie wieder wählen und nicht hergeben. Es ist gut so, wie es ist.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Mich immer wieder heilen lassen.

Im Moment ist eine sehr ... turbulente Zeit. Karo geht es schlecht, mit meinen Gefühlen geht es drunter und drüber. Manchmal ist alles gut, und ich kann ihr lange E-Mails schreiben, die genau dafür da sind, ihr gut zu tun. Manchmal ist alles gut, und ich kann glücklich sein mit dem, was ich habe. Manchmal ist alles schlecht, und es macht mich unglaublich traurig, Karos Schmerz zu sehen. Manchmal ist alles schlecht, und ich frage mich, warum alles so furchtbar anstrengend und kompliziert sein muss.

Im Moment versuche ich deshalb, ein bisschen Abstand zu dem Schmerz zu gewinnen, wenn es geht, und mich selbst heilen zu lassen. Normalerweise denke ich viel über alles nach. Ich tu das zwar jetzt auch, aber es tut mir nicht gut. Deshalb gönne ich mir viele Pausen davon. Ich denke nur an die schönen Dinge; blende in den Zeiten, in denen es nicht wirklich wichtig ist, die schlimmen Dinge aus, und kann dann so in den Momenten, in denen es nötig ist, wieder voll und ganz für Karo da sein. Ich versuche, mir die Kraft zu geben, die ich brauche, indem ich mich selbst nur mit Samthandschuhen anfasse, lustige Videos schaue, und Herzen an Karo schicke. Schwierigen, nicht notwendigen Themen weiche ich aus. Und so kann ich mir zusehen, wie ich langsam wieder robuster werde, und schwierigere Themen wieder leichter aushalte.
Ich glaube, wenn so etwas nötig ist, ist das wohl ein Zeichen, dass ich mich in der Zeit davor überfordert habe. Ich bin froh, dass ich mittlerweile gelernt habe, auch mal abzuschalten und mir Zeit zu geben, gesund zu werden. Das ist auch etwas, was ich von Karo gelernt habe: Man muss sich nicht immer mit den Problemen des Lebens beschäftigen. Es ist völlig in Ordnung, sich davon Auszeiten zu gönnen und sich abzulenken.

Besonders freue ich mich darauf, dass Karo am Wochenende wieder zu mir kommt. Das wird mir spätestens die Gelegenheit geben, mich wieder vollends zu erholen, da bin ich mir sicher! Wenn ich am Bahnhof in ihren Armen liege, brauche ich mir weder um ihre, noch um meine Stimmung Sorgen machen - dann wird es für zwei Tage wieder problemfrei und gut sein. So gut, dass wir vielleicht sogar über schwierige Themen reden können, wenn wir möchten, glaube ich. :) Vor allem aber wird es einfach heilsam.

Samstag, 17. Januar 2015

Die Schnitte in deiner Haut.

Ein Thema, dass bei Borderlinern oft sehr ausgeprägt vorhanden ist - bei Karo zum Glück weniger stark, als man das als Bild im Kopf hat -, ist Selbstverletzendes Verhalten.
Menschen, die sich nicht ritzen, und auch noch nie persönlich mit dem Thema zu tun hatten, stehen oft ziemlich ratlos vor der Tatsache, dass sich jemand freiwillig seine Haut zerschneidet. Wir tun uns schwer, zu verstehen, warum das jemand tut, und es macht uns - so glaube ich - auch ziemliche Angst.
Ich habe, auch wenn Karo sich in der Zeit unserer Beziehung relativ selten geritzt hat, viel darüber gelernt, habe eine Einstellung entwickelt (und verändert) und ein Stück weit gelernt, damit umzugehen.

Am Anfang meiner "Reise" durch die Welt des SVV war ich mit Karo noch gar nicht zusammen, als wir schon darüber geschrieben haben, dass sie sich früher geritzt hat. Für mich war das ein ungutes Gefühl, aber mit dem Bewusstsein, dass das vorbei ist, und es auch nicht stark war, war das für mich nur ein weiteres Kapitel in der Geschichte ihrer Vergangenheit.

Eines Tages aber hat Karo sich doch wieder geritzt. Sie hat es mir erzählt - was mir immer sehr wichtig war und immer noch ist -, und für mich war das ein riesiger Schock. Zwar hatten wir, wenn ich mich richtig erinnere, vorher schon manchmal darüber geschrieben, dass sie den Drang dazu verspürt, aber dann der Gedanke, dass sie es nun getan hat - es ist schwierig zu beschreiben, was mir in diesem Moment im Kopf rum ging. Ich war zum einen dankbar, dass sie es mir nicht verheimlicht hat. Dann war ich geschockt und überfordert; wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Und dann war da dieses schwer einzuordnende Gefühl ... eine Angst, ein Unbehagen, eine Unvorstellbarkeit und ein Schmerz. Die Vorstellung, dass Karo, meine geliebte Karo, sich ihre Haut zerschnitten hatte, dass sie nicht eine Wunde heilen ließ - sondern sich eine zufügte! -, das war und ist schwer auszuhalten. Natürlich ist da das Bewusstsein, dass es einen Druck gibt, der sich aufbaut, und dass die Selbstverletzung einerseits Ausdruck eines Selbsthasses, und andererseits auch vor allem eine Erleichterung eines riesigen inneren Druckes bedeutet. Aber ich kann nach wie vor nicht richtig begreifen, was da vor sich geht, und nach wie vor treibt es mir einen Kloß in den Hals, wenn ich zu genau darüber nachdenke.

Nach diesem Erlebnis, als ich etwas distanzierter darauf blicken konnte, wusste ich vor allem nicht mehr, wie ich weiter vorgehen soll. Einerseits wollte ich Karo nicht bevormunden, die Selbstverletzung nicht verurteilen, ihr die Verantwortung für ihren Körper geben - und andererseits sprang bei mir eine Art Automatismus an, und ich wollte einfach verhindern, dass sie es wieder tat. Ich dachte, ich müsste jetzt tatsächlich nicht das tun, was sich richtig anfühlt (haha, das musste ich sowieso erst einmal heraus finden, was das denn sein sollte...), sondern das, was "pädagogisch" richtig war. Wenn ich das im Nachhinein jetzt aufschreibe, wird mir beinahe schlecht dabei. In einer Beziehung ist das so was von unangebracht, dem anderen zu sagen, was er machen soll - auch wenn man es noch so gern möchte. Ich kann Karo sagen, dass ich nicht glücklich damit bin, wenn sie sich verletzt. Aber ich habe nicht im Ansatz das Recht dazu, ihr Verhalten zu beeinflussen, sie zu "erziehen", oder ähnliches.
Eine Zeit lang habe ich diesbezüglich mit mir gekämpft, und auch mit einer befreundeten angehenden Therapeutin darüber gesprochen. Am Ende stand zum Glück die einzig sinnvolle Entscheidung, die man eigentlich gar nicht als solche bezeichnen kann: Karo trifft ihre eigenen Entscheidungen. Ich kann und darf nicht die Verantwortung dafür übernehmen, was sie tut.
(Das ist auch jetzt noch meine Sichtweise, allerdings mit einer Ergänzung: Karo ist, genauso wie ich, dagegen, dass sie sich verletzt. Sie tut es, wenn sie keine andere Alternative mehr sieht, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Aber sie will genauso wie ich, dass sie sich nicht ritzen muss. Dieses Bewusstsein hatte ich nicht immer, aber es macht es mir möglich, dieses Verhalten nicht nur zu akzeptieren, sondern ihr zu vertrauen.)

Die restliche Zeit kam es hin und wieder, sehr selten, vor, dass Karo zur Klinge griff (die Vorfälle in eineinhalb Jahren kann man, glaube ich, an einer Hand abzählen). Erst in letzter Zeit ist der Druck auf Karo so groß, dass sie sich öfter selbst verletzt - beinahe regelmäßig. Trotzdem gilt weiterhin, dass ich ihr vertraue. Sie hat sich sogar so sehr dafür geschämt, dass sie sich zurzeit so oft ritzt, dass sie es mir einige Zeit nicht sagen konnte. Und das, obwohl ich zwar meistens geschockt war, sie aber nie verurteilt habe. Wenn Karo sich vor sich selbst so sehr dafür schämt, dann kann ich ihr auch nicht böse sein, dass sie mir trotz unserer Abmachung nicht gleich erzählt hat, was passiert. Im Gegenteil bin ich sogar beeindruckt, dass sie sich nach relativ langer Zeit immer noch getraut hat, mir zu sagen, dass sie mir etwas verheimlicht hatte - wofür sie sich auch noch schämt. Und ich weiß: Karo möchte das nicht. Sie bemüht sich nach Kräften, sich nicht ritzen zu müssen. Und mit allem, was zurzeit passiert, würde ich Karo als allerletzte dafür verurteilen, dass sie es nicht immer schafft. Sie schafft es vielleicht sogar noch öfter als sonst: Aber das Bedürfnis ist halt durch so enorme Belastung viel öfter da, deshalb unterdrückt sie es total oft, und relativ gesehen sind es immer noch nur wenige Male, wo sie es nicht schafft.
Normalerweise denke ich auf diese Art, mit einigem Abstand, an das SVV. Abstand, das bedeutet, ich stelle es mir nicht bildlich vor. Einerseits möchte ich das zwar tatsächlich machen, und habe so ein Gefühl, als würde es mir helfen zu verstehen, wenn ich es nur genau genug wissen würde. Andererseits weiß ich aber nicht, ob das tatsächlich stimmt - und ob ich überhaupt in der Lage bin, es richtig zu begreifen, oder ob ich nur mit dem Verstand nachvollziehen, akzeptieren und vertrauen kann. Das Bild, wie sich Karo schneidet, wie Schnitte ihre Haut durchziehen - das kann ich immer noch nicht wirklich akzeptieren. Es ist so abstrakt, so schwer vorzustellen, und so schmerzhaft. Ich könnte jeden köpfen, der ihr auch nur im Ansatz weh tut - aber stattdessen tut sie es selber, und sie kann ich nur lieben.
Und wenn ich über ihre zarte, glatte Haut streiche, und weiß, wie sich an der selben Stelle die dünnen, gerade verheilenden Schnitte anfühlen, spüre ich wieder diesen Kloß im Hals, möchte weinen, und Karo ganz fest an mich drücken, um all ihren Schmerz mit Liebe zu ersetzen.
Ich möchte nicht, dass sie sich schneidet. Aber ich möchte es deshalb nicht, weil ich nicht will, dass sie so traurig ist. Und deshalb ist ihr Schneiden nichts schlimmes. Aber ihr Schmerz, der ist für mich so schlimm, dass ich diesen Post weinend fertig schreibe und sie einfach nur drücken, drücken, immer weiter drücken will, bis ihr nichts und niemand mehr das Gefühl geben kann, sie sei nichts wert - am wenigstens sie selbst.

Und eine Vorstellung dafür, was für eine Arbeit es sein kann, sich nicht selbst zu verletzen, das gibt Karo in ihrem wirklich tollen Blogpost über Skills.
Ich bin wirklich stolz auf sie, wie sehr sie an sich arbeitet, und finde nicht, dass sie sich verurteilen muss, wenn sie es manchmal nicht schafft. So einen Kampf würden nicht viele täglich schaffen.