Sonntag, 17. April 2016

3. Jahrestag

Heute bin ich drei Jahre mit Karo zusammen.

Einerseits finde ich es unglaublich, dass schon so viel Zeit vergangen ist, obwohl es mir wie gestern vor kommt, und andererseits merke ich aber auch, wie viel sich in den drei Jahren verändert hat und wie weit wir gekommen sind. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir trotz einiger Schwierigkeiten auf unserem Weg immer noch zusammen sind, und das im Moment auch so glücklich.

Ich bin erst 21, Karo ist 20, und für mich ist das hier meine erste Beziehung überhaupt, und auch für Karo ist es die erste langfristige Beziehung. Ich finde es nicht selbstverständlich, dass gleich die erste Beziehung so lange hält. Ich merke auch, wie viel ich in der Zeit überhaupt darüber lernen musste, wie Beziehungen so funktionieren, was mir wichtig ist, wie ich mich verhalte - Sachen, die andere Menschen oft in jüngeren Jahren ausprobieren und häufig ihre Beziehungen wechseln, und ich mit Karo irgendwie alles in einer festen Beziehung gemacht habe.
Noch dazu, in unserem Alter sind 3 Jahre auch ein ganzes Stück.

Wenn ich heute zurückdenke an die Anfangszeit unserer Beziehung, oder auch noch vor einem Jahr - in meinen Augen hat sich total viel verändert. Und das tut es wahrscheinlich immer noch. Anfangs waren wir viel unsicherer miteinander, haben uns schlechter verstanden, und wir wachsen wirklich einfach mehr und mehr zusammen, und werden gleichzeitig auch unabhängiger. Wir kennen und respektieren uns und unsere Bedürfnisse mehr, und gerade durch die Fernbeziehung leben wir auch ständig unabhängigen Alltag und entwickeln uns fort.
Ich finde es toll, dass wir uns miteinander fortentwickeln und die Veränderungen der jeweils anderen mitgehen, und die andere immer miteinbeziehen in die Veränderungen, die wir selbst machen.

Wir sind schon vielen Schwierigkeiten auf unserem Weg begegnet. Wir haben uns schon oft gestritten, haben uns sogar insgesamt drei Mal fast getrennt. Ich glaube, dass es für uns beide sehr schwer war, mit den Erkrankungen von Karo im Kontext einer Beziehung richtig umgehen zu lernen.
Seit einigen Monaten habe ich das Gefühl, dass wir es mittlerweile echt richtig gut drauf haben. Ich bin so froh, dass wir nicht aufgegeben haben, auch wenn wir mal gezweifelt haben. Ich bin mit Karo gerade wahrscheinlich glücklicher als je zuvor und fühle mich unglaublich zuhause bei ihr. Das, was wir meistern müssen, meistern wir zusammen - wir sind tatsächlich einfach ein Team.

Karo mag Borderline haben, Depressionen, Suizidgedanken, Traumata und Ängste. Sie mag sich selbst oft hassen, wertlos fühlen und mir nicht von ganzem Herzen glauben können, wenn ich ihr sage, dass ich sie schön finde. Manchmal bin ich die, die ihr in Krisen versucht beizustehen, die sie nachts im Arm hält wenn sie von einem Albtraum aufgewacht ist oder die im Restaurant für sie bestellt. Manchmal kommt vielleicht ein Streit zustande, weil zu meiner angespannten Stimmung ihre kommt und sie Gefühle auf mich überträgt.
Aber Karo begegnet mir auch immer mit unglaublichem Respekt, tut absolut alles, was sie für mich kann. Sie hält mich im Arm, wenn ich anfange zu weinen weil ich mir zu viele Gedanken über eine banale Alltagssache mache. Sie ist jemand, dem ich vollkommen vertrauen kann und bei der ich zu 100% ich selbst bin. Karo merkt immer, wenn bei mir was nicht stimmt und fragt sofort nach, sie führt tiefsinnige (und schwachsinnige) Gespräche mit mir und will zusammen tolle Dinge unternehmen und schreibt mir romantische Sachen und geht über Grenzen und trägt mich auf Händen.
Ich bin so glücklich, mit ihr erleben zu dürfen was ich in den letzten 3 Jahren erlebt habe, und ich bin unglaublich dankbar für absolut alles was passiert ist. Unsere Beziehung ist absolut gleichberechtigt und in erster Linie einfach eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich lieben und entschlossen haben, zu versuchen zusammen durchs Leben zu gehen. Und ganz viel einer guten Beziehung besteht für mich darin, dass man sich füreinander entscheidet, immer wieder, und sich füreinander anstrengt und das Leben miteinander lebt, und sich dabei wohl fühlt.

Einen ganz ganz wundervollen Post hat auch Karo geschrieben, und ich persönlich finde ihn viel besser als alles was ich je hätte schreiben können ;)

Mein Schatz,
ich liebe dich so sehr und bin dir so dankbar für diese Zeit und freue mich unglaublich auf alles, was noch vor uns liegt. Du bist ein ganz toller Mensch und ich bin froh, dich meine Freundin nennen zu dürfen.
Ich liebe dich! <3 :***

Montag, 11. April 2016

Ein Monat zusammen: Woche 4

Mit über einer Woche Verspätung kommt hier jetzt mein Bericht von der letzten bzw. den letzten eineinhalb Wochen, die ich bei Karo verbracht habe.

In der verbleibenden Zeit bei Karo hatten wir noch etwas mehr Zeit zusammen, da ich nur bis Freitag gearbeitet habe, und bis Mittwoch dann noch bei ihr war, was sehr schön war.
Ich habe Karo zweimal in die Fahrschule begleitet und war teilweise mit bei Ärzten oder Ämtern, und mit ihrer Mama haben wir einmal zusammen gefrühstückt.
Was ich noch nicht erwähnt hatte, war, dass Karo sich am Montag der 4. Woche den Fuß angebrochen hat, als wir von dem Wochenende mit meiner Familie nach Trier zurückgefahren sind. Sie ist mit ihrem Papa ins Krankenhaus als wir abends nach Hause kamen, und ich habe mit ihrer Mama in ihrer Wohnung mehrere Stunden gewartet - zugegebenerweise eine komische Situation. Dann hatte Karo für einige Zeit einen Gips und später eine Schiene, musste immer mit Krücken gehen, was den Alltag ein bisschen schwieriger gemacht hat. Zum Beispiel musste ich jetzt plötzlich auch die ganze Hausarbeit machen ;) Das war aber natürlich okay, vor allem für eine so kurze Zeit.

Tatsächlich ist aber daraus ein kleiner Streit entstanden. Es war ganz banal, ich war müde vom Tag und das Geschirr musste gespült werden und ich hatte das vor, und als Karo gesagt hat dass ich das noch machen muss, hab ich mich angegriffen gefühlt und naja... so führt halt eines zum anderen und so haben wir uns nach drei Jahren jetzt das erste Mal richtig von Angesicht zu Angesicht "gestritten". (Bisher war das halt immer hauptsächlich schriftlich.)
So klein aber der Auslöser war, so schnell haben wir das auch wieder hinbekommen und uns versöhnt. Mir hat es geholfen, eine Zeit lang Musik zu hören, quasi für mich allein zu sein (was in einer 1-Zimmer-Wohnung schwierig ist) und dann, nachdem ich nachdenken konnte, zu Karo zu gehen.
Einen Tag später gab es gleich noch eine ähnliche Situation, die dann allerdings darin endete, dass ich etwas gesagt hab was für Karo wie ein Trigger gewirkt hat. Als ich gemerkt habe, dass sie weint dort draußen auf dem Balkon, hab ich sie erst mal getröstet, bevor wir über die (wieder banale) Situation geredet haben.
Beide Situation waren schnell vorbei und eigentlich keine erwähnenswerten Auseinandersetzungen, aber weil es eben das erste Mal "real life" war, wollte ich es doch erwähnen.
Und: Irgendwie ist es doch angenehmer, zumindest aus meiner Sicht, sich zu streiten wenn man tatsächlich beieinander ist. :D Es geht zwar schneller in die Luft und ich hatte auch das Gefühl, weniger eine Chance zu haben in der Situation einen kühlen Kopf zu behalten (wenn man nur schreibt, fällt es leichter einen Schritt gedanklich zurückzugehen), aber nachdem ich mir trotzdem immer ein paar Minuten für mich genommen hab und mich sortieren konnte, hab ich mich auch viel bereiter gefühlt, das schnell wieder hinter uns zu bringen. Und so eine Umarmung hilft beim Versöhnen halt auch manchmal Wunder, genauso wie Gesichtsausdruck, Tonfall oder vorsichtig den Kopf zur Tür rausstrecken. Schreibend ist das alles etwas schwieriger.

Jetzt bin ich wieder in meiner eigenen Wohnung. Der Abschied war schwer, schwerer als sie normalerweise mittlerweile sind, aber trotzdem auszuhalten. Nachdem ich jetzt schon fast eine Woche wieder hier bin, find ich es trotzdem noch ein bisschen komisch. Karo fehlt mir, sehr.
Aber wir sind drei Jahre klargekommen mit der Fernbeziehung und das werden wir jetzt auch wieder. Ich muss noch weitere Praktika machen, und wir haben schon beschlossen, dass ich in einem Jahr wieder für einige Wochen zu ihr komme.
Das Experiment war auf jeden Fall mehr als erfolgreich und ich bin sehr dankbar für die Zeit und die Erfahrungen, die ich dabei machen durfte. Es ist auch schön zu sehen, wie gut wir im Alltag miteinander auskommen und dass wohl das Zusammenleben klappen würde (oder hoffentlich irgendwann wird).
Bis dahin warte ich jetzt erst mal auf das nächste Treffen. :)