Donnerstag, 30. Juli 2015

Kamikazefliege.


Kamikazefliege - Judith Holofernes
Komm wir verbrennen uns die Finger, rennen uns die Köpfe ein,
laufen blindlings gegen Mauern und in offne Messer rein.
Lieber bluten wir zusammen, als ganz allein zu stehn.
Wer will nicht lieber aus Liebe als gar nicht zugrunde gehn?

Kamikazefliege möcht ich sein,
für Kamikazefliegen ist noch der Himmel zu klein.
Und ich weiß du lässt mich nicht allein,
darum sollst du mein Kamikazecopilot sein.

Ich möchte alle Brücken sprengen, mit dir am seidnen Faden hängen,
mir die Augenbraun versengen an dir.
Wir lassen alle Stricke reißen, lass dein Gewissen dich nicht beißen, wenn dich Liebesbisse reizen, hol sie dir von mir.

Wir haben gesagt, wir wollen riskieren uns im Feuer zu verlieren, lieber als nie was zu riskieren und uns dann doch zu verlieren, ohne Grund.
Ich werd den Kompass wohl verschenken, werd das Rettungsboot versenken, lieber als nur dran zu denken, lieb ich mich an dir wund.

Kamikazefliege möcht ich sein,
für Kamikazefliegen ist noch der Himmel zu klein.
Und ich weiß du lässt mich nicht allein,
darum sollst du mein Kamikazecopilot sein.

Lieber öfters mal nen Fuß in der Scheiße und den andern im Leer'n.
Als immer wieder mit den Augen am Boden diesen Platz überqueren.
Ich sage nicht "Hab keine Angst, ich hab ein Seil es kann uns gar nichts passiern." ich sage nur "Nimm meine Hand, mir wird ganz flau und ich will's trotzdem probiern!"
Die dünne Luft wird so schön heiß unter den Kleidern, jedesmal wenn man fällt.
Und wer weiß, es kann ja sein das dieser Fallschirm uns auch diesmal noch hält.

Kamikazefliege möcht ich sein,
für Kamikazefliegen ist noch der Himmel zu klein.
Und ich weiß du lässt mich nicht allein,
darum sollst du mein Kamikazecopilot sein.


(Und das heißt nicht, dass ich blindlings irgendwohin laufe wo es mir weh tut, nur für die Liebe, und alles im Leben zurück lasse, übrigens. Das heißt, dass ich sehe dass es weh tun kann und unsicher ist, aber die Liebe der Grund ist, warum ich bereit bin, durch diese Unsicherheit und den Schmerz zu kämpfen.)

Goldene Sprenkel.

Hallo... Ja, es gibt mich noch.
Ich habe jetzt sehr lange nicht gebloggt.
Das liegt zum Teil daran, dass das Ende vom Semester war, und ich vier Wochen lang nichts anderes gemacht habe, als von morgens bis abends zu lernen, oder: Nicht zu lernen und ein unglaublich schlechtes Gewissen zu haben und zu versuchen, mich wenigstens effektiv zu entspannen, damit ich danach wieder besser lernen kann.
Ja. War ne schöne Zeit.
Damit hängt auch der andere Grund zusammen, warum ich nicht gebloggt habe.
Durch diesen ganzen Stress war es sehr schwierig für mich, mit all dem, was die Beziehung zwischen mir und Karo gerade ist, oder besser gesagt nicht ist, umzugehen. Ich habe es noch so einigermaßen geschafft, für Karo da zu sein, wenn sie mich gerade aktiv gebraucht hat, oder einige schöne Momente zu haben. Aber ich hatte einfach nicht die Kraft, so viel in die Beziehung zu investieren, wenn gerade so wenig zurückkommt. Ich hatte nicht die Kraft, mich mit unserer Beziehung auseinanderzusetzen. Und damit auch nicht, zu bloggen. Nicht, wenn ich mich gleichzeitig so auf das Studium konzentrieren musste.
Deshalb war aus meiner Sicht unsere Beziehung in den letzten Wochen ... ziemlich auf Sparflamme. Weil weder ich noch Karo die Kraft hatten, mehr für die Beziehung zu tun.
Ehrlich gesagt... hat mir das aber ganz schön weh getan. Wenn ich darüber nachgedacht habe. (Was ich eben die meiste Zeit nicht habe, siehe Sparflamme, siehe keine Kraft.)

Es gibt einfach so viel, was ich mir in einer Beziehung wünsche, was bei uns momentan ... nicht da ist. Oder nicht da war, die letzten Wochen. Es wird wieder besser. Ein bisschen.
Und ich weiß, dass das alles die Umstände sind. Dass Karo nicht mehr kann, genauso, wie ich auch nicht gekonnt habe, in meiner Lernzeit.
Aber oft tut es trotzdem einfach weh. Dass wir zurzeit so, so, so wenig Beziehung haben. Dass wir als Fernbeziehung so schlecht funktionieren. Dass wir so wenig Zeit miteinander verbringen, und so wenig reden. Dass sie mir fehlt, so unendlich sehr, und ich manchmal so wütend bin, obwohl ich es verstehe, und dass ich dann wieder so traurig bin, weil ich es verstehe. Und dass ich mir Sorgen mache und mir Dinge wünsche die nicht in Erfüllung gehen. Es tut einfach weh.
Und ich verstehe es, verdammt, ich verstehe es ja. Viel zu gut.
Sonst würde ich mir das doch alles gar nicht antun.
Aber ich entscheide mich ja für die Beziehung, jeden Tag auf's neue, egal wie sehr ich mir mehr wünsche und wie weh es tut, ich entscheide mich immer wieder dafür. Weil ich so viel Potential sehe. Weil ich so viel sehe, was wir hatten und haben, zwischendurch, und was wir sein können. Was wir sind, wenn alles gut läuft, für uns.
Ich habe mir eins geschworen: Ich werde mir nie, nie, nie erlauben, auf Karo jemals wütend zu sein in dem Sinn, dass ich ihr vorwerfe, sie würde meine Zeit vergeuden oder mir schaden, indem ich mit ihr zusammen bin. Ich erlaube mir, wütend zu sein. Ich erlaube mir enttäuscht zu sein. Ich erlaube mir, traurig, verletzt, frustriert, verzweifelt, verängstigt, besorgt, erschöpft zu sein. Das alles sind Emotionen die ich manchmal habe, und die ich mir zugestehe.
Aber ich werde nie, egal was passiert, Karo die Schuld an dem Schmerz geben, den ich fühle. Ich bin die, die sich dafür entscheidet, die Beziehung zu führen, und zu hoffen, dass es besser wird. Ich bin die, die sich entscheidet, von den kleinen goldenen Momenten zu leben, die momentan das Schwarz mustern. Ich bin die, die sich entscheidet, daran zu glauben, dass die goldenen Momente wieder zunehmen und das Schwarz überstrahlen.
Ich bin die, die sich für Karo entscheidet.
Und deshalb, auch wenn Karo der Grund ist warum es mir nicht gut geht oder ich nicht glücklich mit unserer Beziehung bin, habe ich nie das Gefühl, dass sie Schuld daran trägt. Ich sehe auch bei mir keine "Schuld". Weil es nichts gibt, wofür es sich lohnt, sich schuldig zu fühlen. Weil ich es nicht bereue.

Ich wünschte nur, wir würden uns wieder sehen. Je länger wir uns nicht sehen, umso schwieriger wird es immer. Es ist schon viel zu lange her, so lange, dass ich gar nicht nachrechnen will. Es ging einfach nicht, es gab kein einziges Wochenende, wo es geklappt hätte. Wir werden uns bald sehen. Zum Glück. Hoffentlich. Hoffentlich diesmal wirklich.
Ich brauch wieder mehr Gold in meinem Leben.

Freitag, 10. Juli 2015

Streiten.

Streiten. Ein Thema, das ich in unserer Beziehung für eins der schwierigeren halte.

Eigentlich habe ich kein so großes Problem mit Streit. Ich hab mich immer mit meinen Eltern gestritten, mit meinem Bruder... und trotzdem lieben wir uns.
Ein Streit bedeutet für mich, aufgestaute Gefühle und Stress rauszulassen.
Das kann ganz einfach mal befreiend sein.
Ja, eigentlich ist es besser, so was auch ohne Angriffe und laute Worte rauszulassen. Konstruktiv darüber zu reden. Und oft ist das auch möglich, aber manchmal auch nicht, aus welchen Gründen auch immer, und dann finde ich es notwendig, das trotzdem irgendwann einfach mal zu sagen, auch wenn es über einen Streit ist.
Der Streit muss nicht mal was mit der anderen Person zu tun haben, vielleicht hat es viel mehr zu tun mit einem selbst, und wie man sich gerade fühlt.
Nach einem Streit ist man verletzt und wütend und traurig, aber hat sich auch geöffnet und mal nicht zurückgehalten und kann vernünftig über alles reden. Man kann sich erklären, Vorwürfe zurücknehmen, sich kritisch selbst betrachten und Dinge einsehen, oder ernsthafte Probleme konstruktiv mit dem anderen besprechen, um etwas ändern zu können.
Und man kann sich versöhnen.

Mit Karo, da macht mir ein Streit viel mehr Angst. Schon zwei mal ist ein Streit, der eigentlich nicht schlimm war, so eskaliert, dass er beinahe in einer Trennung geendet hätte (einmal hier und ein weiteres mal, über das ich anscheinend hier nicht geschrieben habe - ich glaube, es war irgendwann im Frühling diesen Jahres?).
Ich möchte hier nicht allzu viel interpretieren, aber: Ich glaube, Karo fällt es sehr schwer, in so einer Situation den Streit in eine größere Perspektive zu stellen.
Für mich ist es einfach nur ein Streit. Wie gesagt: Dampf ablassen, aussprechen, versöhnen.
Für Karo ist es, glaube ich, viel mehr. Das Gefühl, dass ich sie nicht mehr mag. Das Gefühl, dass sie mich nicht mehr mag. Das Gefühl, dass sich mit so negativen Emotionen nichts mehr wieder gut machen lässt.
Das ist auch eine Borderline-Sache, glaube ich. Alles schwarz und weiß zu sehen. Angst haben, in die Liebe von jemandem zu vertrauen, wenn der gerade böse Sachen sagt. Mit diesen ambivalenten Gefühlen schwer umgehen zu können.

Nach einem Streit möchte ich meistens alles aussprechen. Karo möchte alles vergessen. Dadurch wird die Nach-Streit-Phase noch zu einem weiteren Minenfeld, wo ich immer merke, wie wir ganz vorsichtig umeinander tänzeln, um nicht noch einen zweiten, womöglich noch größeren Streit loszutreten.
Mir ist durchaus bewusst, dass ich eine Person bin, die um so vieles offener über ihre Gefühle spricht und sprechen möchte, als viele andere Menschen. Ich weiß auch, dass ich dadurch Erwartungen an offene Gespräche habe, die die anderer Menschen meistens übersteigen.
Karo ist eben in diesem Punkt... normaler, als ich. Eigentlich auch ziemlich offen - wir haben früh über so vieles geredet, auch was unsere Beziehung angeht - aber in einigen Bereichen eben deutlich weniger als ich. (Ich bin halt extrem. ;))
Deshalb geraten wir dabei so oft in Probleme. Das "drüber-reden-nicht-drüber-reden"-Thema ist glaub ich eines, was viele Streits auslöst, und die Streits selbst und die Versöhnung dann auch noch mal schwieriger machen.
Irgendwie kriegen wir es aber dann doch immer wieder hin. Mal mit mehr drüber reden, mal mit weniger.

Wir haben lange nicht mehr richtig gestritten, bevor es vor ein paar Tagen doch mal wieder dazu gekommen ist. Es war nicht schön ... aber wir haben uns noch vorm Schlafengehen so halb versöhnt, und am nächsten Tag noch einigermaßen ausführlich darüber gesprochen. Mehr als ich erwartet hätte, was mich sehr positiv überrascht hat.

Durch die Fernbeziehung haben wir uns auch noch nie "in echt" gestritten. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich gespannt, wie das dann wird, wenn es das erste Mal passiert. Schlimmer, weil's persönlicher ist? Besser, weil man Mimik, Tonfall etc. hat? Schlimmer, weil man direkt sieht wenn die andere weg geht oder ähnliches? Besser, weil man sich auch mit Blicken und Gesten und Umarmungen versöhnen kann, anstatt direkt die richtigen Worte finden zu müssen?
Ich hab so das Gefühl, dass es kürzer und heftiger wird, aber auch mit schnellerer und einfacherer Versöhnung.
Wir werden sehen. ;)

Ich weiß nicht genau was dieser Post jetzt ist - hab ich darüber geschrieben, dass Karo wegen Borderline Probleme hat mit Streiten? Oder einfach so? Oder darüber, dass ich zu viel über alles reden will? Einfach über Streitverhalten in unserer Beziehung an sich? Ich weiiiiß es auch nicht, über alles ein bisschen. :)

Beenden will ich das ganze mit einem wundervollen Lied, dessen Thema tatsächlich das Streiten in einer Beziehung ist.

 Now we're staring at the ceiling
You're so pretty when you're mad
All that I can hear is breathing, oh, oh
And we're stuck inside the silence
In a cold, cold war
We're too proud to say we're sorry, oh, oh

Right now it feels like we're bleeding
So deep that we might not get back up
Our words they tear through the surface
Like a paper, like a paper cut
Right now I don't know why I love you
But by the morning when we wake up
I'll reach for you and remember
It was just a paper, just a paper cut

I find refuge in the distance
Even when we're breaking down
Can we pause it just for one kiss? Oh, oh
Cause I never meant to hurt you
And I know you feel the same
Still the only one I run to, oh, oh

Right now it feels like we're bleeding
So deep that we might not get back up
Our words they tear through the surface
Like a paper, like a papercut
Right now I don't know why I love you
But by the morning when we wake up
I'll reach for you and remember
It was just a paper, just a papercut