Montag, 5. Dezember 2016

Die Klinik, auf die wir so lange gewartet haben.

Am Donnerstag fängt Karo in der Klinik an, auf die sie so lange gewartet hat.
Die Klinik hört sich toll an und spezialisiert sich auf alles, womit Karo am meisten Probleme hat. Es gab ein bisschen Chaos mit dem Termin aber die meisten Menschen dort waren recht freundlich und das Konzept klingt gut und es ist alles gut.
Wir haben ... ich weiß gar nicht wie lang genau es war. Ein Jahr? Sogar zwei? Wir haben lange darauf gewartet, jedenfalls. Und jetzt ist der Termin da und sie fängt bald an. Für 2-3 Monate mindestens.

Karo hat schon einen langen Post dazu geschrieben, wovor sie Angst hat. Der Post ist sehr gut und sehr lesenswert und sehr ehrlich.
Ich bin absolut überzeugt davon, dass sie eine gute Zeit dort haben wird. In der Tagesklinik, in der sie war, hat sie riesige Fortschritte zur damaligen Zeit gemacht, hat tolle Freunde gefunden und sich sehr wohl gefühlt, trotz anfänglicher Ängste und schweren Tagen. Ich kenne Karo, und ich weiß dass sie unglaublich reflektiert ist und von anderen als sympathisch und gute Freundin wahrgenommen wird, dass sie ein großes Durchhaltevermögen hat und Fortschritte machen will und diesen Klinikaufenthalt will und dass es deshalb alles wirklich gut für sie werden wird. Das weiß ich alles, und das hab ich ihr gesagt und - das ist alles so.

Aber trotzdem bin ich seit der Ankündigung zu dem Termin ziemlich nervös. Es ist einfach etwas, was so lange in unbestimmter Zukunft lag, und was immer weiter nach hinten gerutscht ist und nie dann war wann wir es erwartet haben, aber jetzt? Jetzt ist es DA. Das worauf wir so lange gewartet haben.
Und ich will dass es gut wird. Ich will das SO SEHR, und im Moment kann man das aber nicht wissen sondern nur abwarten, und im abwarten war ich noch nie so besonders gut.
Und ich fühle mich ruhelos und machtlos, weil der Termin zwar jetzt da ist aber es noch nicht begonnen hat, und weil ich zwar weiß wie es Karo damit geht und wir darüber gesprochen haben aber weil ich irgendwie nicht viel tun kann, und weil ich ungeduldig bin und unsicher und einfach irgendwas tun möchte, es aber nichts zu tun gibt - außer zu warten. Ugh. Wie ich warten liebe.

Naja, so ist das also. Vielleicht werd ich ja im Laufe des Klinikaufenthaltes doch mal wieder ein bisschen öfter bloggen. In letzter Zeit gab's halt wenig neue Themen die mich so beschäftigt hätten, dass ich darüber gern schreiben wollte. Dieses Kapitel "Klinik" würde ich aber ganz gern dokumentieren, also lest ihr mich vielleicht jetzt wieder öfter.

Ich bin jedenfalls zuversichtlich. Das ist jetzt vielleicht nicht so sehr rübergekommen. Aber ich bin echt sehr zuversichtlich was den Aufenthalt angeht, und ich freu mich so darüber dass Karo diese Gelegenheit dazu hat.
Und mehr geht jetzt eh nicht. :) (Ich lern noch, das als eine Befreiung zu sehen.)

Bis bald!

Montag, 3. Oktober 2016

Eine Woche mit Karo.

Die vergangene Woche habe ich mal wieder mit Karo verbracht. Und ich würde gerne davon erzählen!

Zurzeit habe ich Semesterferien und wohne zuhause bei meinen Eltern, so dass ich ca. acht Stunden Zug gefahren bin, um Karo sehen zu können. Prinzipiell machen mir lange Zugfahrten nichts aus, 4-5 Stunden ist Standard für mich, aber aber einer gewissen Weile wird es dann doch anstrengend ;)
Trotzdem bin ich zu ihr gefahren, weil Karo sich gerade erst aus einer sehr tiefen depressiven Phase erholt, und Zugfahren für sie sehr anstrengend wäre.

Als ich das letzte Mal bei ihr war, hat sie gerade erst ihren Führerschein bestanden. Sie ist sehr vorsichtig und kontrolliert gefahren, und obwohl es auch damals schon gut war, war der Unterschied zu diesem Mal enorm! Ich bin leicht genervt davon, dass Karo natürlich eine viel bessere Autofahrerin ist als ich ;) Aber in allem motorischen bin ich einfach irgendwie ... unterbegabt. Nicht dass ich eine schlechte Autofahrerin wäre. Find ich. ;) Aber trotzdem!

Wir sind viel durch die Gegend gefahren, weil dort wo Karo wohnt alles auch sehr weit auseinanderliegt.
Bei einer Autofahrt sind wir auf das Thema unserer Zukunft und zusammenziehen zu sprechen gekommen. Es war ein sehr aufwühlendes Gespräch, und ich hab viel geweint (weil ich immer viel weine), aber ich hatte nachher ein sehr gutes Gefühl, und es hat mir gut getan, meine Ängste offen anzusprechen und von Karo ihre Gedanken zu hören.
Was ich mir daraus mitgenommen hab, ist einerseits, dass Karo sich durchaus vorstellen kann irgendwann z.B. in den Ort zu ziehen wo ich jetzt studiere, dass sie aber dafür noch einige Jahre braucht, weil sie erst stabil im Leben stehen will und ihre Therapien weitgehend abgeschlossen haben will, so dass sie sich selbst sicher genug fühlt, um an einem anderen Ort neu anzufangen. Das tut mir gut zu wissen, weil es das ganze greifbarer macht und die Situation nicht so unlösbar für mich scheint.
Ein zweiter großer Punkt in dem Gespräch war für mich, dass ich mich mit Karo über meine persönlichen Probleme so gut unterhalten konnte. Ich habe ein starkes Bedürfnis danach, eine geordnete und sichere Zukunft zu haben, ich will alles planen, ich will alles perfekt haben. Etwas in mir fühlt sich, als ob es alles jetzt planen muss, so dass mein späteres Leben dann gut verläuft. Ich habe das Gefühl, als müsste ich jetzt perfekte Entscheidungen für mein ganzes Leben treffen. Das belastet mich ziemlich, setzt mich sehr unter Druck, und ist etwas, woran ich definitiv arbeiten muss. Mit Karo darüber zu reden war befreiend und so wohltuend, weil sie mich ehrlich reflektiert, mich aber auch immer so annimmt wie ich bin.

Es gab auch noch ein zweites Gespräch, das mir viel bedeutet hat. Es gab ein paar Dinge, die vor allem Karos Vergangenheit oder ihre Krankheiten betreffen, die ich immer gern genauer wissen wollte, mich aber nicht traute zu fragen oder die Karo nicht beantworten wollte. An einem Nachmittag an dem wir spazieren gegangen sind, hat sie mir angeboten, mir all diese Sachen zu beantworten und dass ich einfach mal alles fragen kann, was für mich noch offen ist. Das war sehr schön und besonders für mich. Jetzt Antworten auf Dinge zu haben, die mir sehr am Herzen liegen und immer ein kleines Fragezeichen im Hintergrund waren, ist total wertvoll.

Abgesehen davon war es aber nicht nur eine sehr schwere und bedeutungsvolle Woche ;) Wir hatten sehr viel Spaß. Karo und ich sind oft ziemlich bescheuert, so dass Außenstehende wohl den Kopf schütteln würden, wenn sie unsere Gespräche mitanhören würden oder uns zusehen würden. :D Wir haben zusammen gekocht, sind schwimmen gegangen, ins Kino ... ich hab Karo Fotos aus meinem Urlaub gezeigt und zusammen haben wir noch Fotos von ihr früher angesehen.
Wir hatten wirklich eine ganz ganz tolle Zeit und in Verbindung mit den Gesprächen über so wichtige Themen war es für mich ein total perfektes Treffen.

Der Beitrag ist ein bisschen chaotisch, das tut mir leid, ich hab einfach drauf los geschrieben. Ich will versuchen, ein bisschen häufiger zu bloggen und ein bisschen vielfältiger, weil ich oft nur über bestimmte Themen schreibe oder über Probleme in der Beziehung, und ich Angst habe, dass dabei kein ganzes Bild von uns als Paar entsteht.
Falls ihr Fragen habt, oder Themen, zu denen ihr gerne etwas hören möchtet, freu ich mich übrigens total darüber. :)

Okay, das war's jetzt. Bis bald, vielleicht! ;)

Dienstag, 13. September 2016

Zukunftspläne und die daraus entstehende Frage, ob Wir eine Zukunft haben.

Mein Traum von der Zukunft ist einfach. Ich will eine Frau, die mich liebt und die ich liebe. Ganz ganz vielleicht auch ein Mann, aber das ist schon ziemlich unwahrscheinlich. Ich will Therapeutin sein, irgendwo, wo ich Spaß an der Arbeit habe. Ich will Kinder. Ich will, dass die oft Oma und Opa besuchen können. Ich will nah zuhause leben. Auf dem Land. Ich will meine Familie so oft besuchen können wie ich will. Ich will einen riesigen Garten, ich will Wälder und Ruhe.
Und am Allerliebsten will ich das mit Karo. Wir haben uns in den vergangenen drei Jahren zusammen weiterentwickelt. Wir verstehen uns gut und immer besser. Wir wollen beide das beste füreinander, wir lieben uns. Wir haben gleiche Pläne: Wollen beide Kinder, haben ähnliche Vorstellungen von Erziehung, wollen ein gemütliches Leben an einem schönen Ort. Und wir wollen beide ein Leben zusammen.
Das Problem allerdings ist: Zwischen unseren Heimatorten liegen immer noch 600 km Luftlinie.
Und Karo will, glaube ich, genauso gern zuhause bleiben, wie ich das will.

In den vergangenen Monaten, als mir immer klarer wurde, dass ich gerne meine Zukunft mit Karo aufbauen möchte, hab ich ganz langsam versucht, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass meine neue Familie und meine alte örtlich weiter getrennt sein würden, als ich es mir so sehr wünsche.
Der Ort wo ich momentan studiere, liegt ziemlich mittig zwischen den Orten, wo Karo und ich aufgewachsen sind. 4-5 Stunden Zugfahrt in jede Richtung, dreieinhalb mit dem Auto.
Ich versuche mir vorzustellen, dort zu leben. Dort Kinder zu bekommen.
Drei bis fünf Stunden sind machbar. Da kann man regelmäßig ein Wochenende nach Hause fahren, ich mach das ja auch jetzt ständig, und man gewöhnt sich unglaublich schnell daran. Wenn man das mit Kindern von Anfang an macht, bin ich überzeugt, dass auch die sich daran gewöhnen. Dass es für sie normal ist, jeden Monat oder alle zwei für ein Wochenende so weit zu fahren, um dann Oma und Opa und die Onkel zu sehen. Und in die andere Richtung, zu Karo, natürlich genauso.
Ich bin mittlerweile einigermaßen angekommen bei dieser Vorstellung. Es ist nicht mein Traum, der davon, hier zu wohnen, wo ich aufgewachsen bin. Aber ich kann trotzdem regelmäßig meine Familie sehen, und all die anderen Teile meines Traums verwirklichen. Ich bin bereit, dieses Stück aufzugeben, auch wenn es mich so große Überwindung kostet. Aber ich seh mich glücklich sein in dieser Vorstellung. Ich seh mich zufrieden sein und mit dem Hindernis Entfernung leben können. Deshalb geht es. Deshalb ist es okay.

Gestern habe ich mit Karo darüber gesprochen, wie es mir geht, und dass ich mir nicht vorstellen kann, noch weiter wegzuziehen. Auf Dauer. Für ein Jahr, das würde ich aushalten. Aber länger... Andere mögen das können, aber ich würde eingehen, wenn ich meine Heimat aufgeben muss. Sie ist zu wichtig für mich, zu nah an meinem Herzen.
Ich habe auch darüber gesprochen, wie sehr ich Angst habe, dass es Karo ähnlich geht - dass aber ihre persönliche Obergrenze nicht bei 4-5 Stunden Entfernung von der Heimat liegt, sondern niedriger. Dass sie auch so eingehen würde wie ich, aber dass die Hälfte zwischen unseren Heimatorten schon zu weit für sie wäre.
Die Antworten die Karo mir gegeben hat, lassen mich vermuten, dass das sehr gut möglich ist.

Diese Entscheidung, wo wir zusammen leben möchten falls wir das tun werden, ist jetzt noch nicht nötig. Sie ist auch noch gar nicht möglich. Karo wartet auf einen Klinikaufenthalt (der hoffentlich bald, bald stattfindet), in dessen Anschluss auch Pläne zu ihrer beruflichen Zukunft gemacht werden.
Ich mache noch zwei Jahre lang meinen Master in der Stadt, wo ich jetzt schon drei Jahre lang lebe.
Aber nach der Klinik, spätestens in einem Jahr, da müssen wir darüber reden, was wir dann machen werden. Ob wir uns auf einen Ort einigen können, an dem wir beide glücklich werden.
Oder ob das nicht klappt.
Und wenn wir keinen Ort findet, an dem wir uns beide wohl fühlen, dann müssen wir uns, so weh mir der Gedanke auch tut, trennen.
Ich bin 21, und ich mache mir über meine Zukunft mehr und mehr Gedanken. Ich will zurzeit so gerne Kinder, auch wenn das grad nicht so in den Plan passt und sowieso nicht umsetzbar wäre, aber ich WILL. Ich überlege, was ich nach dem Master mache, wo ich leben will. Ich denke daran, dass ich gerne mit Karo leben würde, für lange, vielleicht für immer.
Aber wenn wir zusammen nicht glücklich werden können, weil das wichtigste fehlt, nämlich der Ort wo wir zusammen glücklich sind, dann hat unsere Beziehung keine Zukunft.

Ich empfinde es als schwierig, eine mögliche Trennung mit Karo so offen zu besprechen. Es fühlt sich an, als ob für sie der Gedanke viel weiter weg ist als für mich, als ob sie seltener unsere Beziehung als nur eine Möglichkeit von vielen betrachtet, und das macht mir Angst. Um mich frei zu fühlen, brauche ich die Möglichkeit, unsere Beziehung immer wieder überdenken zu können. Da brauche ich die Möglichkeit, immer neu zu entscheiden was jeden von uns einzeln am glücklichsten macht, und ob das immer noch wir beide sind, oder ob es getrennt besser ist.
Ich hoffe, dass wir, wenn dieses Gespräch auf uns zu kommt, offen darüber reden werden können. Am liebsten schon vorher. Ich will nicht, dass wir uns im Streit trennen müssten wenn es dazu kommt, ich will eine gemeinsame Entscheidung für oder gegen die Beziehung treffen, weil wir beide wissen, was das beste für uns sein wird.
Es ist schwierig für mich, diese Gespräche im Moment mit Karo nicht führen zu können.
Vielleicht wird das nach der Klinik leichter möglich sein. (Vielleicht sollte ich nicht alle Hoffnung in den Klinikaufenthalt stecken.)

Ich bin gespannt, was auf uns zukommt. Es fühlt sich auch schwer und drückend an und es macht mir Angst, aber ich bin vor allem auch gespannt. Ich bin sicher, dass wir beide glücklich sein werden, dass wir beide zufrieden sein werden und ein gutes Leben führen. Getrennt oder zusammen. Ich hoffe zusammen. Ich bereite mich gedanklich aber auch auf getrennt vor.
Aber es wird okay sein. So viel weiß ich.

Sonntag, 24. Juli 2016

Kurzes Update :)

Ich hab schon wieder sehr lange nichts gebloggt und wollte mal ein kurzes Hi da lassen. :)
Nach dem letzten Beitrag hat sich dieses Gefühl, dass Karo so weit weg ist, für mich ein bisschen gebessert, was schön ist. :) Nach wie vor geht's ihr nicht unbedingt besonders gut. Aber dazu wie's ihr geht find ich's immer besser wenn sie selbst was sagt, weil ich das natürlich auch nur bedingt weiß, ich bin ja nicht sie selbst.
Mir geht's jedenfalls gut. Ich bin im Unistress und freu mich sehr drauf, dass das alles bald vorbei ist (bis Oktober). Wenn alles gut geht, kommt Karo mich Anfang/Mitte August besuchen, und zwar wieder mit zu meinen Eltern nach Hause, wo sie vor zwei Jahren das letzte Mal war. Ich find's immer sehr schade dass durch die Entfernung so wenig Kontakt möglich ist, und freu mich soooo sehr darauf, sie wieder zuhause, wo ich aufgewachsen bin, und bei meiner Familie haben zu können! :)
Ansonsten - einfach Alltag grad. Und es gibt bestimmt Themen über die ich noch ausführlicher schreiben könnte, die noch in meinen Entwürfen rumliegen als Titel ohne Inhalt, aber das mach ich erst wenn der Stress vorbei ist und ich mich erholt habe.

Das war's auch schon von mir. Bis bald!

Dienstag, 21. Juni 2016

Wenn es sich anfühlt, als ob du kaum noch da bist.

Zurzeit geht es Karo ziemlich schlecht.
Ich merke, wie ich mich oft überhaupt nicht darauf konzentriere, sondern mich ganz viel mit meinem eigenen Leben beschäftige und so unabhängig lebe, wie ich eben kann.
Ich merke aber auch, wie dann deshalb abends oft, kurz vorm Einschlafen, alles über mich hereinbricht und plötzlich alles sehr, sehr weh tut.
Ich versuche deshalb, das auch tagsüber mehr an mich heranzulassen. Wenn ich alles weg schiebe so weit es geht, wird es dann eben irgendwann viel zu viel und tut in dem Moment dann nur umso mehr weh.
Deshalb schreib ich jetzt zum Beispiel auch diesen Blogeintrag.

Ich weiß nicht wirklich, was los ist. Karo weiß es glaub ich auch nicht. Viele verschiedene Sachen wahrscheinlich und gleichzeitig alles und nichts.

Ich weiß nur, dass es sich anfühlt, als ob sie kaum noch da ist. Wir reden nicht viel, die letzten Tage, nur manchmal gibt es Momente wo es sich fast normal anfühlt. Aber meistens sind es gerade Stunden, in denen wir nicht miteinander kommunizieren, und sich die Leere irgendwie größer anfühlt als an guten Tagen - wenn ich darüber nachdenke, zumindest.
Und auch wenn wir reden, schreiben, auch dann ist die Leere irgendwie größer.
So als wäre Karo durchsichtig.

Es tut so weh, wenn das so ist. Es tut weh aus egoistischen Gründen, wie dass ich sie vermisse, dass ich Gespräche haben will die ich gerade nicht haben kann, dass ich mir Dinge wünsche, die nicht da sind.
Es tut aber auch weh, weil ich Karo verdammt noch mal liebe und sie der absolut bewundernswerteste Mensch ist den ich kenne, weil sie wertvoll ist und so viel in meinem Leben bewirkt hat und sie so WICHTIG für mich ist, und weil sie so viel besseres verdient hat. So, so viel besseres.

Und es tut weh, weil ich nichts machen kann.
Und manchmal denke ich, vielleicht könnte ich mehr machen, und ich mache einfach zu wenig. Vielleicht sollte ich lange E-Mails schreiben. Vielleicht sollte ich mehr nachfragen. Vielleicht sollte ich öfter sagen wie wichtig sie mir ist.
Aber ich sage schon oft, dass sie mir wichtig ist, glaub ich, ich glaub ich sag es oft. Ich glaub ich frage oft genug nach, und wenn ich es öfter tue, vielleicht nervt es dann einfach nur, weil sie es ja sagen würde, wenn sie könnte? Weil sie ja weiß, dass ich da bin, wenn sie will. Vielleicht sollte ich E-Mails wirklich öfter schreiben. Vielleicht sollte ich das hier in eine E-Mail schreiben anstatt in einen Blogpost, vielleicht sollte ich nachfragen - aber das tu ich ja auch, und Karo sagt mir dann normalerweise, dass ich nichts tun kann, im Moment.
Und vielleicht sollte ich über all das einfach mit ihr reden, aber ich glaube nicht dass das gerade geht, ich weiß nicht ob das geht, und ich fühle mich zurzeit einfach sehr, sehr hilflos.

Und deshalb tu ich das, was ich bisher gelernt habe, für solche Momente. Ich versuche zu akzeptieren, dass Karos Schmerz nicht mein Schmerz ist. Ich versuche, die Balance zu finden zwischen Hilfe anbieten und vertrauen, dass sie sich die nimmt, wenn sie sie braucht. Ich versuche abzuschalten, wenn Karo nicht auf mich zukommt. Ich kann nicht die ganze Zeit darüber nachdenken wie es ihr gerade geht, weil das nichts ändert. Das einzige was es ändert ist, dass ich mich selbst aufarbeite und sehr unglücklich werde.
Ich muss Vertrauen, dass es reicht wenn ich dann da bin, wenn Karo mir sagt dass sie mich braucht, und dass ich trotzdem genug auf sie zugehe und ihr das Gefühl gebe, dass es mir ganz und gar nicht egal ist, wie es ihr gerade geht.

Mittelmaße finden ist schwierig.

Menschen vermissen und sie leiden sehen und merken wie sie kaum noch da sind und das Gefühl haben, nichts dagegen tun zu können, aber auch zu zweifeln ob man genug tut, das ist auch schwierig.

Eine Struktur in diesen Beitrag zu bringen wäre auch schwierig, aber um ehrlich zu sein versuch ich es nicht mal, weil ich eh viel zu kontrolliert hier bin, hier und überhaupt, und es gar nicht schadet wenn ich mal mehr so schreibe wie mein Gehirn einfach funktioniert, ohne das vorher zu sortieren.

Naja. Karo ist jetzt im Bett, und ich will Schokoeis oder irgendwas anderes leckeres und YouTube.

Tschüss <3

~~~

Einträge, die dazu passen:

Montag, 13. Juni 2016

Aufruf: Fragen!

Ich weiß oft nicht so genau, worüber ich schreiben will. In meiner Beziehung mit Karo verändert sich nicht mehr so viel, und ich fühle mich seit längerem sehr sicher und bin gewohnt, wie wir miteinander umgehen. Dadurch kommen bei mir wenig Themen hoch, die ich hier unbedingt besprechen möchte.

Ich würde aber sehr gerne Dinge erzählen, die andere interessieren.
Wenn du deshalb eine Frage hast, die du gerne von mir beantwortet hättest, dann stell sie bitte jederzeit! Am besten einfach in den Kommentaren, auf Twitter, oder falls du mich persönlich kennst natürlich auch so.

Ich freue mich über jede_n, die_der etwas wissen möchte :)

Einfach das richtige tun.

Karo hat heute in einem Blogpost (den ich übrigens sehr empfehlen kann, zum Thema BeHindernisse) etwas dazu geschrieben, wie Nicht-Betroffene oft sehr unpassend mit Menschen mit psychischen Krankheiten umgehen. Sie hat ein paar Dinge genannt, die sie falsch finden würde, und Dinge, die ihr wichtig sind. 

"Seit einfach da für uns, unterstützt uns und drängt uns nicht zu Dingen, die wir vielleicht im Moment nicht können. Ihr könnt trotzdem wie früher normal mit uns umgehen, denn wir sind immer noch die Gleichen."

Einfach normal mit der Person umgehen. Einfach da sein, einfach keine blöden Dinge sagen, einfach unterstützen, einfach nicht drängen.
All das macht Sinn, all das ist richtig und wichtig - aber all das ist nicht unbedingt einfach, wenn man nicht viel mit psychischen Krankheiten zu tun hatte.

Für mich war es nicht einfach zu lernen, das richtige zu machen. Und auch jetzt noch, nach drei Jahren, weiß ich manchmal nicht, wie ich reagieren soll und was ich tun kann/darf/soll, und was nicht. (Das ist auch okay so, Unsicherheiten in sozialen Kontakten werden glaub ich in jeder Situation immer da sein, weil Menschen sich ständig verändern. Aber besser darf es werden. Ist es auch. :) )

Als jemand, der vorher nie eng mit Menschen zu tun hatte, die Depression, soziale Ängste, Trauma, Borderline oder weiteres haben, habe ich oft kaum gewusst, was ich machen sollte.
Wann soll ich nachfragen? Wann darf ich auf weitere Erklärung bohren? Wie erkenne ich, wo ich wirklich Abstand nehmen soll? Warum ist Karo so anders als ich es mir gedacht hätte, als ihr Opa stirbt? Wie oft darf ich ein Thema von mir aus ansprechen? Welche Ausdrücke sind tabu, weil sie weh tun? Welche Fragen sind anmaßend?
Wie fühlt es sich an, nichts mehr zu fühlen? Was genau ist eine Panikattacke? Wann tut körperlicher Schmerz weniger weh als psychischer? Warum sind manche Sachen, die ich sage, etwas, das so viel kaputt macht?
Wann darf ich sagen; tu das nicht? Wie zeige ich meinen Schmerz am besten? Wie viel Schmerz steht mir denn überhaupt zu? Was darf ich für mich verlangen? Was kann ich erwarten? Wie viel darf ich mir erlauben?
Wie um alles in der Welt sage ich "in meiner Brust tut etwas ganz ganz stark weh wenn du sagst wie sehr du dich hasst, aber ich weiß nicht ob ich dir sagen soll dass ich dich liebe oder ob ich dann wie ein Arschloch klinge und ich versteh doch nicht wie sich das anfühlt, aber es tut mir weh und ich hab keine Ahnung was ich sagen soll, aber nichts sagen ist auch keine Option"?
Was sagt man, wenn die Partnerin sich selbst verletzt?
Was tut man, wenn man Angst hat, dass sie stirbt?
Wie paranoid darf man sein?
Wie fragt man "lebst du noch" und meint es ein bisschen ernst?
Wie merkt man, wo man nachhakt, und wo man besser still ist?
Welches "mir geht es gut" stimmt, und welches ist eine sehr zurechtgebogene Wahrheit?
Wann kann ich selbst merken dass etwas nicht okay ist, und wann frage ich?
Wie viel kann man falsch machen, bis es zu viel ist?
Wo steht, was richtig ist?

Mit so viel Schmerz und dunklen Gefühlen eines Menschen umzugehen, den man liebt, das ist nicht leicht.
Man will nichts mehr, als das richtige tun. Etwas besser machen. Gut tun.
Normal umgehen. Das ist leichter gesagt als getan. Wenn man mit Dingen konfrontiert ist, mit Gefühlen die man so nicht kennt, dann weiß man nicht, was normal ist. So tun als ob nichts wäre? Blödsinn, es ist nämlich was. Mit Samthandschuhen anfassen? Dass das nicht richtig ist, ist auch klar. Den goldenen Mittelweg zu finden ist aber gar nicht so leicht. Was ist ehrlich, was man machen will, und was tut man, weil man sich an Hilfsmitteln festklammert? Wenn man nicht mehr weiß was man tun soll, fällt man so leicht in "man soll doch" "man kann doch nicht" "es ist doch wichtig dass" zurück. Alles, was einem einen Hinweis darauf liefert, was richtig ist.
Man will es doch einfach nur richtig machen, und man weiß doch nur nicht wie.

Es ist immer die selbe Leier, ich weiß, aber: Kommunikation ist das, was hilft.
Jeder Mensch ist anders, und jeder weiß nur für sich selbst, was am besten ist.
Am meisten hab ich glaub ich immer dann richtig gemacht, wenn ich ehrlich war und gesagt habe, was ich dachte und fühlte. Immer noch.

Ich habe auch viel falsch gemacht. Tu ich vielleicht immer noch. Auch das gehört dazu.
Durch Fehler lernt man, und ich wage zu behaupten, das habe ich auch getan.

Was ich mittlerweile weiß, ist: Normal mit Karo umgehen, ist, echt ich zu sein. Zu fragen wenn ich fragen will, und zu vertrauen, wenn ich spüre dass ich etwas weiß. Zu sagen, was ich fühle.
Auf die meisten der Fragen, die ich oben gestellt habe, habe ich mittlerweile eine Antwort, oder wenigstens einen Hinweis darauf.
Viele der Fragen sind mittlerweile keine Fragen mehr, sondern Selbstverständlichkeiten.
Manche Fragen tauchen immer noch auf, und manche kommen neu dazu.
Egal mit wem ich mich in meinem Leben auseinandersetze, es werden immer ein paar Unsicherheiten dabei sein, wenn ich mich frage, was ich sagen oder fragen oder tun darf. Und, wie schon gesagt: Das ist auch in Ordnung, das ist normal.

Je unbekannter etwas ist, umso schwieriger ist es, damit umzugehen.
Für mich waren psychische Krankheiten unbekannt, zumindest, sie so nah zu erleben. Für mich war es schwierig, zu lernen, das alles zu verstehen.
Ich glaube ich verstehe es jetzt besser und ich glaube, ich mache jetzt öfter das richtige.

Und ich lerne gerne weiter. :)

~~~

Einträge, die dazu passen:

Dienstag, 31. Mai 2016

Hilft das Psycho-Studium?

Die liebe Alex hat bei meinem letzten Beitrag eine Frage hinterlassen und wollte wissen, wie es mir mit fortschreitendem Studium geht, und ob ich Dinge aus dem Studium persönlich in die Beziehung mitnehme.

Dazu habe ich schon einmal etwas geschrieben, vor ungefähr eineinhalb Jahren: Psychologie studieren. Seitdem ist aber ja doch noch mal einiges an Zeit vergangen, und ich schreib gern meine jetzigen Gedanken dazu auf!

Meine intuitive Antwort ist erst einmal: Nein. Ich glaube nicht, dass das Studium besonders viel dazu beiträgt, wie ich mich im Lauf der Zeit weiterentwickelt hab.

Was man im Psychologiestudium lernt, sind ganz ganz viele Grundlagen. Dazu, wie der Mensch funktioniert, auch biologisch. Welche Theorien es dazu gibt, wie Wahrnehmung funktioniert. Wie gute Diagnostik aussehen soll. Wie man berechnet, ob man bei einer Studie davon ausgehen darf, dass sie tatsächlich einen Effekt zeigt, und nicht nur ein Zufallsergebnis ist.
Wir haben auch gelernt, welche psychischen Krankheiten es in verschiedenen Klassifikationssystemen gibt. Welche Therapieformen. Und immer wieder mal kommen Themen, die näher am Leben dran sind.
Aber wenn mich das Studium persönlich verändert hat (was es bestimmt getan hat; alles, was man über so eine lange Zeit macht, hat einen Einfluss), dann ist das wahrscheinlich vor allem ein grundlegendes Verständnis dafür, wie der Mensch sich entwickelt, wie häufig psychische Probleme vorkommen, wie man sie einschätzen kann im Vergleich zu anderen und was dagegen getan werden kann ... so was in die Richtung. Ich glaube es hilft mir sehr dabei, psychische Probleme in einem größeren Zusammenhang zu sehen und gut einschätzen zu können. (Das bedeutet nicht, dass ich deshalb distanziert auf einzelne Menschen schaue oder sie in Schubladen einordne, aber einen Schritt zurück machen zu können und Muster und Zusammenhänge zu sehen ist genau das, was in der Therapie dann hilft, und der Grund, warum man sich selbst und Freunden nie auf diese Art helfen kann - meiner Meinung nach. Weil man zu nah dran ist.)

Hat das jetzt viel mit Karo zu tun? Hm. Ich glaube nicht so wirklich.
Bei Karo bin ich ja nah dran. Die Fähigkeit, einen Schritt zurück zu machen, bringt mir da nicht so viel, weil Karo als meine Partnerin jemand ist, bei der für mich jedes Detail gleich wichtig ist. Und bei der ich nicht nur versuche zu verstehen, sondern auch selbst mitfühle.
Die Dinge, die ich gelernt habe und die mir bei Karo weiterhelfen, sind andere Sachen. Zum Beispiel habe ich gelernt, auf mich selbst zu achten und anzubieten was ich tun kann, aber auch ruhig bleiben zu können, wenn ich gerade nichts tun kann - selbst wenn es Karo gerade schlecht geht.
Und ich habe bestimmt gelernt, Depressionen, Ängste, Trauma und Borderline viel viel besser zu verstehen, einfach dadurch, dass ich so viel von Karos Leben und ihren Gefühlen mitbekomme.

Ich glaube tatsächlich, dass es eher ein bisschen umgekehrt ist. Ich glaube, die Dinge die ich in der Beziehung lerne, sind vielleicht fürs Studium, vor allem aber später wenn ich Therapeutin bin, total wertvoll.
Zum einen lerne ich viel darüber, wie ich mit mir selbst umgehe, aber ich lerne auch viel darüber, wie es jemandem wirklich geht der mit solchen Krankheiten zu tun hat. Und auch wenn ich glaube dass ich mich als empathischen Menschen bezeichnen darf, und dass ich bestimmt auch ohne einen persönlichen Zugang dazu zu haben mich in gewisser Weise einfühlen kann - so nah dran zu sein, wie ich es bei Karo bin, macht vieles noch einmal realer.
Ich glaube, die Beziehung hat mich persönlich sehr weitergebracht und auch meine Haltung gegenüber Menschen mit psychischen Problemen ein bisschen beeinflusst, gefestigt vielleicht, und das werde ich sowohl später im Job als auch im weiteren privaten Leben immer zu schätzen wissen.

Am ehesten einen Einfluss auf mich persönlich hatten wahrscheinlich meine Praktika, vor allem mein letztes bei einer niedergelassenen Therapeutin. Es hat mich berührt zu sehen, wie viele Menschen so unglaublich schwere Schicksale hinter sich haben, ähnlich zu dem was Karo erlebt hat. Diese Einzelfälle zu sehen, und zu sehen wie viele von ihnen trotzdem gut klar kommen, und eine gute Chance haben gesund zu werden, das hat mich berührt.

Beide Faktoren in meinem Leben, die Beziehung und das Studium, werden sich wohl immer gegenseitig ein bisschen beeinflussen. Aber ich glaube schon, dass es eben auch sehr verschiedene Bereiche sind und für diese beiden Bereiche auch verschiedene Teile von mir selbst wichtig sind.
Ich bin mir selbst auch nicht ganz sicher, wie groß die Rolle des einen für das andere jeweils wirklich ist.

Und jetzt weiß ich nicht wirklich wie ich den Post beenden soll. ;)
Ich hoffe das klärt deine Frage, Alex!

Ich find das übrigens schön, Fragen zu bekommen. Falls irgendjemand was wissen möchte, ist das jederzeit sehr herzlich willkommen :)

Samstag, 28. Mai 2016

Alles noch gut (Leben und so).

Ich wollte hier mal wieder reinschauen und mitteilen, dass alles gut ist, wir leben beide noch und sind auch noch zusammen, keine größeren Vorkommnisse. ;)

Am Anfang unserer Beziehung hat sich vieles oft sehr schnell verändert, es gab vieles was ich neu gelernt habe und worüber ich mir Gedanken gemacht habe - da gab es also auch viele Themen, über die ich bloggen konnte.
Nach über drei Jahren hat sich ein bisschen mehr Routine eingeschlichen, und Karo und ich haben viel mehr Sicherheit und Übung im Umgang miteinander. Und irgendwie werden auch die Themen weniger, über die ich so dringend bloggen möchte - weil sich unsere Beziehung immer normaler anfühlt, denke ich.
Es gibt trotzdem ein paar Sachen, über die ich bei Gelegenheit mal schreiben werde.

Falls jemand über etwas bestimmtes hören möchte, ist der oder diejenige aber auch herzlich eingeladen, mir davon zu schreiben! Dann widme ich dem Thema gern einen Blogeintrag. :)

Ich bin zurzeit sehr mit dem Studium beschäftigt. Ich vermisse Karo, und hab manchmal Angst vor Zukunftssachen, z.B. Fragen nach dem Zusammenziehen. Karo geht es zurzeit wieder schlechter, und ich merke, dass auch ich mich deshalb ganz gern in Dinge stürze die mich ablenken, sei das das Internet oder Freunde oder Lesen oder oder oder...
Aber nach wie vor telefonieren wir oft sehr spontan (was am Anfang unserer Beziehung quasi nie stattgefunden hat, und auch ganz lange nicht in dem Ausmaß wie jetzt), ich sag Karo wenn es mir mit etwas nicht gut geht, wir ... sind einfach füreinander da.

Ich bin sehr müde grade, aber wollte ein kurzes Update da lassen, weil vielleicht nicht jeder, der das hier liest, weiß, dass alles okay ist.
Jetzt wisst ihr es. :)

Bald hoffentlich mehr! <3

Sonntag, 17. April 2016

3. Jahrestag

Heute bin ich drei Jahre mit Karo zusammen.

Einerseits finde ich es unglaublich, dass schon so viel Zeit vergangen ist, obwohl es mir wie gestern vor kommt, und andererseits merke ich aber auch, wie viel sich in den drei Jahren verändert hat und wie weit wir gekommen sind. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir trotz einiger Schwierigkeiten auf unserem Weg immer noch zusammen sind, und das im Moment auch so glücklich.

Ich bin erst 21, Karo ist 20, und für mich ist das hier meine erste Beziehung überhaupt, und auch für Karo ist es die erste langfristige Beziehung. Ich finde es nicht selbstverständlich, dass gleich die erste Beziehung so lange hält. Ich merke auch, wie viel ich in der Zeit überhaupt darüber lernen musste, wie Beziehungen so funktionieren, was mir wichtig ist, wie ich mich verhalte - Sachen, die andere Menschen oft in jüngeren Jahren ausprobieren und häufig ihre Beziehungen wechseln, und ich mit Karo irgendwie alles in einer festen Beziehung gemacht habe.
Noch dazu, in unserem Alter sind 3 Jahre auch ein ganzes Stück.

Wenn ich heute zurückdenke an die Anfangszeit unserer Beziehung, oder auch noch vor einem Jahr - in meinen Augen hat sich total viel verändert. Und das tut es wahrscheinlich immer noch. Anfangs waren wir viel unsicherer miteinander, haben uns schlechter verstanden, und wir wachsen wirklich einfach mehr und mehr zusammen, und werden gleichzeitig auch unabhängiger. Wir kennen und respektieren uns und unsere Bedürfnisse mehr, und gerade durch die Fernbeziehung leben wir auch ständig unabhängigen Alltag und entwickeln uns fort.
Ich finde es toll, dass wir uns miteinander fortentwickeln und die Veränderungen der jeweils anderen mitgehen, und die andere immer miteinbeziehen in die Veränderungen, die wir selbst machen.

Wir sind schon vielen Schwierigkeiten auf unserem Weg begegnet. Wir haben uns schon oft gestritten, haben uns sogar insgesamt drei Mal fast getrennt. Ich glaube, dass es für uns beide sehr schwer war, mit den Erkrankungen von Karo im Kontext einer Beziehung richtig umgehen zu lernen.
Seit einigen Monaten habe ich das Gefühl, dass wir es mittlerweile echt richtig gut drauf haben. Ich bin so froh, dass wir nicht aufgegeben haben, auch wenn wir mal gezweifelt haben. Ich bin mit Karo gerade wahrscheinlich glücklicher als je zuvor und fühle mich unglaublich zuhause bei ihr. Das, was wir meistern müssen, meistern wir zusammen - wir sind tatsächlich einfach ein Team.

Karo mag Borderline haben, Depressionen, Suizidgedanken, Traumata und Ängste. Sie mag sich selbst oft hassen, wertlos fühlen und mir nicht von ganzem Herzen glauben können, wenn ich ihr sage, dass ich sie schön finde. Manchmal bin ich die, die ihr in Krisen versucht beizustehen, die sie nachts im Arm hält wenn sie von einem Albtraum aufgewacht ist oder die im Restaurant für sie bestellt. Manchmal kommt vielleicht ein Streit zustande, weil zu meiner angespannten Stimmung ihre kommt und sie Gefühle auf mich überträgt.
Aber Karo begegnet mir auch immer mit unglaublichem Respekt, tut absolut alles, was sie für mich kann. Sie hält mich im Arm, wenn ich anfange zu weinen weil ich mir zu viele Gedanken über eine banale Alltagssache mache. Sie ist jemand, dem ich vollkommen vertrauen kann und bei der ich zu 100% ich selbst bin. Karo merkt immer, wenn bei mir was nicht stimmt und fragt sofort nach, sie führt tiefsinnige (und schwachsinnige) Gespräche mit mir und will zusammen tolle Dinge unternehmen und schreibt mir romantische Sachen und geht über Grenzen und trägt mich auf Händen.
Ich bin so glücklich, mit ihr erleben zu dürfen was ich in den letzten 3 Jahren erlebt habe, und ich bin unglaublich dankbar für absolut alles was passiert ist. Unsere Beziehung ist absolut gleichberechtigt und in erster Linie einfach eine Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich lieben und entschlossen haben, zu versuchen zusammen durchs Leben zu gehen. Und ganz viel einer guten Beziehung besteht für mich darin, dass man sich füreinander entscheidet, immer wieder, und sich füreinander anstrengt und das Leben miteinander lebt, und sich dabei wohl fühlt.

Einen ganz ganz wundervollen Post hat auch Karo geschrieben, und ich persönlich finde ihn viel besser als alles was ich je hätte schreiben können ;)

Mein Schatz,
ich liebe dich so sehr und bin dir so dankbar für diese Zeit und freue mich unglaublich auf alles, was noch vor uns liegt. Du bist ein ganz toller Mensch und ich bin froh, dich meine Freundin nennen zu dürfen.
Ich liebe dich! <3 :***

Montag, 11. April 2016

Ein Monat zusammen: Woche 4

Mit über einer Woche Verspätung kommt hier jetzt mein Bericht von der letzten bzw. den letzten eineinhalb Wochen, die ich bei Karo verbracht habe.

In der verbleibenden Zeit bei Karo hatten wir noch etwas mehr Zeit zusammen, da ich nur bis Freitag gearbeitet habe, und bis Mittwoch dann noch bei ihr war, was sehr schön war.
Ich habe Karo zweimal in die Fahrschule begleitet und war teilweise mit bei Ärzten oder Ämtern, und mit ihrer Mama haben wir einmal zusammen gefrühstückt.
Was ich noch nicht erwähnt hatte, war, dass Karo sich am Montag der 4. Woche den Fuß angebrochen hat, als wir von dem Wochenende mit meiner Familie nach Trier zurückgefahren sind. Sie ist mit ihrem Papa ins Krankenhaus als wir abends nach Hause kamen, und ich habe mit ihrer Mama in ihrer Wohnung mehrere Stunden gewartet - zugegebenerweise eine komische Situation. Dann hatte Karo für einige Zeit einen Gips und später eine Schiene, musste immer mit Krücken gehen, was den Alltag ein bisschen schwieriger gemacht hat. Zum Beispiel musste ich jetzt plötzlich auch die ganze Hausarbeit machen ;) Das war aber natürlich okay, vor allem für eine so kurze Zeit.

Tatsächlich ist aber daraus ein kleiner Streit entstanden. Es war ganz banal, ich war müde vom Tag und das Geschirr musste gespült werden und ich hatte das vor, und als Karo gesagt hat dass ich das noch machen muss, hab ich mich angegriffen gefühlt und naja... so führt halt eines zum anderen und so haben wir uns nach drei Jahren jetzt das erste Mal richtig von Angesicht zu Angesicht "gestritten". (Bisher war das halt immer hauptsächlich schriftlich.)
So klein aber der Auslöser war, so schnell haben wir das auch wieder hinbekommen und uns versöhnt. Mir hat es geholfen, eine Zeit lang Musik zu hören, quasi für mich allein zu sein (was in einer 1-Zimmer-Wohnung schwierig ist) und dann, nachdem ich nachdenken konnte, zu Karo zu gehen.
Einen Tag später gab es gleich noch eine ähnliche Situation, die dann allerdings darin endete, dass ich etwas gesagt hab was für Karo wie ein Trigger gewirkt hat. Als ich gemerkt habe, dass sie weint dort draußen auf dem Balkon, hab ich sie erst mal getröstet, bevor wir über die (wieder banale) Situation geredet haben.
Beide Situation waren schnell vorbei und eigentlich keine erwähnenswerten Auseinandersetzungen, aber weil es eben das erste Mal "real life" war, wollte ich es doch erwähnen.
Und: Irgendwie ist es doch angenehmer, zumindest aus meiner Sicht, sich zu streiten wenn man tatsächlich beieinander ist. :D Es geht zwar schneller in die Luft und ich hatte auch das Gefühl, weniger eine Chance zu haben in der Situation einen kühlen Kopf zu behalten (wenn man nur schreibt, fällt es leichter einen Schritt gedanklich zurückzugehen), aber nachdem ich mir trotzdem immer ein paar Minuten für mich genommen hab und mich sortieren konnte, hab ich mich auch viel bereiter gefühlt, das schnell wieder hinter uns zu bringen. Und so eine Umarmung hilft beim Versöhnen halt auch manchmal Wunder, genauso wie Gesichtsausdruck, Tonfall oder vorsichtig den Kopf zur Tür rausstrecken. Schreibend ist das alles etwas schwieriger.

Jetzt bin ich wieder in meiner eigenen Wohnung. Der Abschied war schwer, schwerer als sie normalerweise mittlerweile sind, aber trotzdem auszuhalten. Nachdem ich jetzt schon fast eine Woche wieder hier bin, find ich es trotzdem noch ein bisschen komisch. Karo fehlt mir, sehr.
Aber wir sind drei Jahre klargekommen mit der Fernbeziehung und das werden wir jetzt auch wieder. Ich muss noch weitere Praktika machen, und wir haben schon beschlossen, dass ich in einem Jahr wieder für einige Wochen zu ihr komme.
Das Experiment war auf jeden Fall mehr als erfolgreich und ich bin sehr dankbar für die Zeit und die Erfahrungen, die ich dabei machen durfte. Es ist auch schön zu sehen, wie gut wir im Alltag miteinander auskommen und dass wohl das Zusammenleben klappen würde (oder hoffentlich irgendwann wird).
Bis dahin warte ich jetzt erst mal auf das nächste Treffen. :)

Donnerstag, 31. März 2016

Diese eine Sache: Sex.

Ich empfinde unsere Beziehung gerade als sehr angenehm, gut eingespielt, stabil und trotzdem nie langweilig. Es geht mir gut damit, ich habe was ich brauche und will, ich fühle mich wohl.
... bis auf eine einzige Sache. ;) Und das ist Sex.
Es ist nicht, dass der Sex nicht gut wäre. Nein, der ist wundervoll.
Er findet nur so gut wie nicht statt.

Während Borderlinern oft nachgesagt wird, dass sie sexuell sehr aktiv seien, gibt es auch andere Krankheiten, die genau das Gegenteil bewirken. Depression ist eine Krankheit, bei der die meisten Menschen weniger oder gar keine Lust empfinden.
Was vielen Menschen auch nicht bewusst ist: Die meisten Antidepressiva hemmen auch das sexuelle Interesse.
Selbsthass und damit Unsicherheit mit dem eigenen Körper, oder die generelle Angst etwas falsch zu machen, helfen auch nicht gerade dabei, mit jemandem schlafen zu wollen.
Das heißt im Klartext, Karo ist jemand, auf die diese Dinge zutreffen, so dass sie sehr selten Lust auf Sex hat. Wenn man jetzt noch unsere Fernbeziehung mit in den Topf wirft, und die Tatsache, dass wir beide Frauen sind und die doppelte Chance haben, dass uns die Menstruation dazwischen kommt, sind die wenigen Momente, in denen wir beide Sex haben könnten und wollten, selten an den Zeiten, wo wir uns auch für zwei Nächte sehen.
Oh, und dann gibt es natürlich auch noch Mitbewohner oder Familienmitglieder, auf die man auch achten muss.

Momentan habe/hatte ich auch noch eine Pilzinfektion, so dass auch dieser lange Monat in dem wir zusammen wohnen nichts gebracht hat. Wobei Karo im Vorfeld schon gesagt hat, dass ich lieber nicht damit rechnen soll, dass wir Sex haben werden.
Um mal Nägel mit Köpfen zu machen: Im November haben wir das letzte Mal miteinander geschlafen.
Und das ist tatsächlich für mich als junge, sexuell durchaus sehr interessierte Frau, der schwierigste Punkt in unserer Beziehung im Moment.
Ich will Sex, und ich liebe Karo und wünsche mir, das auch körperlich mit ihr teilen zu können, und das kann ich nicht.
(Nur falls das nicht klar sein sollte: Natürlich finde ich es total wichtig, dass wir keinen Sex haben, wenn Karo das nicht will, und finde es richtig und gut, dass immer der zurücksteckt, der will, zugunsten dessen, der nicht will.)

Mir ist in der ganzen Situation wichtig, dass ich mit Karo offen darüber reden kann. Ich weiß, es fällt ihr schwer, wenn sie sieht wie sehr mich das belastet, und ich bin ihr dankbar, dass sie mir trotzdem zuhört und mich tröstet. Ich kann sagen, wenn es mir nicht gut geht damit, und wir besprechen das Thema wirklich offen.
Das nimmt mir sehr viel von der Frustration, die ich habe. Der Schmerz bleibt zwar, den hab ich noch nicht weggekriegt, und werd ich vielleicht auch nicht solang sich nichts an der Situation ändert, aber durch die Gespräche kann ich trotzdem besser damit umgehen.

Ein weiterer Punkt, der mir ganz viel hilft, ist, wenn Karo mir trotzdem sexuelles Interesse zeigt, auch wenn es nicht zu "richtigem" Sex führt. Anfangs fiel mir das schwer. Da hat mich das immer daran erinnert, dass gerade nicht mehr geht, und hat mich dadurch noch mehr belastet. Mittlerweile genieße ich, was ich kriegen kann (wie sich das anhört :D). Zu sehen, dass Karo nicht alles, was mit Sex und Erotik zu tun hat, uninteressant oder blöd findet, und dass sie manchmal Lust auf einen kleinen Teil davon für einen kleinen Moment hat, gibt mir ganz viel Hoffnung und Freude - und fühlt sich halt auch einfach gut an ;)
Das ist vermutlich nicht für jeden möglich, der in so einer Situation steckt, wo einer will und einer nicht, denn manche Partner wollen vielleicht auch das nicht. Denen, bei denen es ähnlich ist, will ich aber sagen: Nehmt das an, wenn ihr könnt. Ich finde, es tut gut.
Oh, und: denkt immer daran, dass man seine eigene Sexualität auch alleine ausleben darf, auch, wenn man in einer Beziehung ist. Dein Körper gehört dir selbst, und du kannst damit machen, was du willst.

Ich weiß nicht wirklich, was ich hier jetzt als Fazit oder Abschluss schreiben soll.
Vielleicht, dass mir aufgefallen ist, dass ich ja echt komplizierte und verschachtelte Sätze schreibe. Hoffentlich kommt man da überhaupt mit.
Ja. Das passt doch. ;)

Ein Monat zusammen: Woche 3

Schon wieder kommt die Zusammenfassung etwas später - heute ist ja schon Donnerstag. Das liegt daran, dass Karo und ich über's Wochenende weg waren, am Montag erst zurück kamen und ich die letzten beiden Tage bis relativ spät abends gearbeitet habe.

Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, ob wir in der Woche irgendetwas bestimmtes gemacht haben, oder etwas besonderes passiert ist, oder ich mich auch eine bestimmte Art gefühlt hätte. Ich glaube, es war ziemlich unspektakulär.

Am Wochenende, von Freitag bis Montag, sind wir nach Hause zu meinen Eltern gefahren, das sind ca. 600 km von hier. Meine Familie trifft sich jedes Jahr mit zwei, drei anderen lieben Familien und Menschen in einem kleinen Selbstversorgerhaus mitten im Nirgendwo. Dort ist es total gemütlich und es ist eine wundervolle Atmosphäre dort, alle fühlen sich wohl, man redet miteinander und spielt, kocht zusammen, deckt den Tisch schön, macht Lagerfeuer... es ist eins meiner liebsten Dinge jedes Jahr und ich habe mich so, so gefreut, dieses Jahr Karo das erste Mal mitnehmen zu können.
Besonders schön war es auch, dass Karo und meine Familie sich so wieder sehen konnten, erst das dritte Mal in fast drei Jahren, die wir zusammen sind. Ich finde das manchmal traurig, dass diese beiden wichtigen Teile meines Lebens (genauso übrigens mit meinen Freunden und Karo) so wenig Überschneidungspunkte haben, aber da ist die Entfernung einfach ein großes Hindernis. Umso schöner war es, dass es mal wieder geklappt hat.
Für mich war es eine absolut perfekte Zeit.

Eine Sache, zu der ich gern was sagen würde, ist, wie ich es insgesamt finde, mit jemandem zusammen zu leben, der so stark psychisch krank ist.
Im Vorfeld haben Karo und ich auch darüber geredet, dass ich sie vermutlich öfter mal "real" schlecht drauf erleben werde, als ich das bisher kenne. Das ist auch so, und das ist auch ungewohnt, aber trotzdem weiß ich ja, wie ich mit Karo generell in Momenten umgehe, wenn es ihr nicht gut geht, und da wir uns letzte Woche auch noch mal unterhalten haben darüber, was sie dann braucht und was ich dann brauche, ist das alles sehr gut machbar für mich.
Insgesamt nehme ich unsere Beziehung nicht als so ungewöhnlich im Alltag wahr. Für mich stehen die psychischen Krankheiten nur in einzelnen Situationen mal im Vordergrund, aber meistens sehe ich uns als ganz normales Paar. Es gibt Dinge, die für ein normales Paar vielleicht ungewöhnlich wären - zum Beispiel, dass mir Karo manchmal sagt, dass ich für sie zahlen oder bestellen soll, oder dass ich für sie wo anrufe, oder wir zusammen wo hingehen, weil das für sie alleine schwierig wäre -, aber diese Dinge fallen mir mittlerweile gar nicht mehr auf. Was mir noch auffällt ist, wenn es Karo tatsächlich grade sehr schlecht geht - da merke ich dann, was ungewöhnlich ist bei uns, und schwerer.
Aber in allen anderen Momenten ist für mich unsere Beziehung eine wie jede andere auch.
Obwohl sich der Blog hier immer um die Aspekte unserer Beziehung dreht, die mit psychischer Krankheit zu tun haben, ist das für mich nicht das, was bei uns generell im Vordergrund steht, sondern nur, was ich hier eben ausführlicher thematisiere.

Jetzt sind wir eigentlich schon mitten in der letzten Woche. Ich fahre erst am Dienstag oder Mittwoch, und am Sonntag habe ich Geburtstag, den ich noch mit Karo feiere. Ich habe ein bisschen Angst davor, wieder zu fahren, weil ich nicht weiß, ob es schwer wird. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass wir gut damit klar kommen, wieder zurück zum Fernbeziehungsalltag zu gehen. Und vielleicht geht es ja öfter mal, eine Woche oder länger beieinander zu verbringen, das fände ich total schön.

Bis nächste Woche! ;)

Mittwoch, 23. März 2016

Ein Monat zusammen: Woche 2

Am Wochenende hatte ich keine Zeit den Post zu schreiben, deshalb hole ich das jetzt vor der Arbeit nach.

Auch die zweite Woche war super.
Ich finde, dass wir uns in der Zeit zusammen noch näher kommen, und vieles selbstverständlicher wird. In einer Fernbeziehung ist es zwar leicht sich mit Worten auszutauschen und über die andere zu lernen und sich näher zu kommen und zu verändern, aber das Verhalten ist ein bisschen anders, wenn man sich nur einmal im Monat für drei Tage sieht. Jetzt, wo wir so lange zusammen sind, habe ich das Gefühl, dass sich in unserem Umgang miteinander kleine Dinge stärker einspielen, selbstverständlicher werden oder sich neu entwickeln. Das ist schön. :)

Am Sonntag waren wir spazieren und haben uns dabei auch Zeit für ein Gespräch über diese Zeit hier und unsere Beziehung genommen. Ich finde es total wichtig, dass man offen darüber redet wie es einem miteinander geht, selbst wenn es keinen großen Anlass dafür gibt. Wir haben uns einfach darüber unterhalten ob es Erwartungen gibt, die wir haben oder hatten, ob wir uns für die restliche Zeit etwas wünschen, oder haben über verschiedene Situationen geredet und uns diese gegenseitig etwas näher erklärt.
Ich finde, solche offenen Gespräche sind in jeder Beziehung unglaublich wichtig. Karo und ich sind in einer vielleicht etwas ungewöhnlichen Situation, wo wir beide möglicherweise auch mal unterschiedliche Bedürfnisse haben, so dass es da vielleicht ganz besonders wichtig ist. Ich würde jedem raten, der das in seiner Beziehung nicht kann, sich mal zu trauen und mit dem Partner ein ernsthaftes Gespräch über die Beziehung auszumachen. Das kann Angst machen, aber wenn man das öfter macht, geht diese Angst in Vertrautheit über, und es hilft wirklich und tut sehr gut.

Ich glaube, viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Es ist halt zu einem großen Teil auch einfach Alltag, was jede Woche passiert.
Ich freu mich jedenfalls sehr hier zu sein :)

Sonntag, 13. März 2016

Ein Monat zusammen: Woche 1

Jetzt wohne ich seit einer Woche bei Karo in der Wohnung. Alles in allem ist es total super :)
Wir verbringen ja normalerweise immer ganze Tage beieinander, dadurch dass wir eine Fernbeziehung haben. Wir haben auch schon eine Woche oder etwas länger miteinander verbracht, weil wir z.B. in Urlaub waren oder Karo mit mir im Sommer eine Weile bei meinen Eltern war. Das hier ist aber erstens noch mal um einiges länger, und zweitens ist es Alltag, und hat nicht so dieses Urlaubsfeeling.

Ich arbeite normalerweise von 10-18 Uhr. Letzte Woche hatte ich oft früher frei oder später angefangen, weil noch nicht so viel los war, dadurch hatten wir trotzdem noch viel Zeit zusammen. Am Freitag aber war es zum Beispiel so, dass ich um 10 angefangen hab, und um 18 Uhr der letzte Termin war, so dass ich erst um halb acht zuhause war. Da ist die Zeit, die wir miteinander verbringen, dann doch sehr kurz.
Für einen Moment war ich da recht traurig und angespannt, weil wir eigentlich den ganzen Tag hätten, jetzt aber nur so wenig ... bis ich mir bewusst gemacht hab, dass wir ja eigentlich GAR keine Zeit zusammen hätten, wenn ich nicht hier wohnen würde.

Es gibt irgendwie nicht viel, was ich wirklich erzählen könnte. Ich finde, es läuft alles total gut. Wir reden viel über das was uns wichtig ist, und sagen immer sehr klar was wir möchten. Lassen uns auch mal Zeit für uns selbst, usw. Was Haushaltssachen angeht gab es bisher auch keine Probleme.

Gestern war Karo abends nicht gut drauf. Dass ich diese Stimmungen wirklich miterlebe, anstatt nur über Schreiben oder so davon zu merken, ist eher selten, aber dadurch dass auch hier Karo mir ganz klar gesagt hat, was sie gerade braucht, war das für mich auch okay. Als sie geschlafen hat und ich noch wach war fiel es mir zwar etwas schwerer, davon abzuschalten und mich selbst zu entspannen, aber das finde ich total normal, weil es für mich ja ungewohnt ist, das direkt mitzubekommen. Andererseits konnte ich auch ausnahmsweise tatsächlich mal etwas für Karo tun, und musste mich nicht so hilflos fühlen. :)

Mal von den Problemen oder möglichen Problembereichen abgesehen, genieße ich es soooo sehr, so viel zeit mit Karo zu verbringen. Es ist wunderschön, jeden Morgen neben ihr aufzuwachen und nachts sie neben mir zu wissen und gemeinsam das Abendessen zu planen und sich zu bekochen und anzurufen um zu sagen dass ich in einer halben Stunde zuhause bin und Serien zu schauen und dabei zu kuscheln und uns einfach nah sein zu können, wann immer wir wollen. :) Ich freue mich unglaublich, dass ich hier bin, genieße jeden Moment und freu mich sooo sehr, dass noch drei Wochen vor uns liegen!

Nächste Woche geht's weiter mit dem Bericht :)

Montag, 7. März 2016

Experiment: Zusammen wohnen!

Seit Samstag bin ich wieder bei Karo. Dieses Mal allerdings nicht nur für ein paar Tage, und für Urlaub: dieses Mal bleibe ich vier Wochen.
Ich mache hier ein Praktikum bei einer Therapeutin, und wohne in der Zeit mit Karo zusammen.
Sie hat eine winzige Wohnung, nur ein Zimmer, und obwohl wir schon längere Zeit miteinander verbracht haben, war es nie so lang, und war es auch nie während wir Alltag miteinander gelebt haben. Jetzt sind es gerade mal drei Tage, und ich bin total gespannt darauf, wie die Zeit wird! Ich freu mich auch unglaublich, dass wir erstens mal mehr Zeit miteinander verbringen können, und zweitens zusammen neue Erfahrungen sammeln.

Ich will jedes Wochenende einen Wochenrückblick schreiben und davon erzählen, was in der Woche passiert ist und wie es uns beiden ging.
Bisher war es ziemlich stressig, da ich meinen Geldbeutel verloren hab (eins meiner Talente...) und wegen meinem Praktikum nervös war.
Ich glaube auch, es braucht noch Eingewöhnungszeit daran, dass wir weniger voneinander haben, als wir normalerweise gewöhnt sind, wenn wir Zeit miteinander verbringen.
Es ist aber auch unglaublich schön, sich um keinen Abschied Gedanken machen zu müssen, nicht das Gefühl zu haben, jeden Moment aufs allerbeste nutzen zu müssen, oder die erlebten Dinge nur schriftlich oder telefonisch erzählen zu können.

Karo versucht jetzt gerade neben mir einzuschlafen, und ich will sie mit Tippen nicht wach halten - und die wirkliche Zusammenfassung gibt's dann am Wochenende. Sie zwingt mich bestimmt dazu, falls ich zu faul bin ;)

Mittwoch, 24. Februar 2016

Mitternachtspost über wertvolle Gespräche

Vor ein paar Tagen hatten Karo und ich ein schönes Gespräch, von dem ich gern erzählen würde.
Ich bin jemand, der sich oft so viele Gedanken über alles mögliche macht, und totaaal schnell wird dann aus einer Mücke ein Elefant, weil in meinem Kopf immer alles größer scheint als es dann in Wirklichkeit ist.
Als wir das letzte Mal einen richtig großen Konflikt hatten (irgendwann im Dezember?) - okay, eigentlich war das überhaupt unser letzter Konflikt in dem Sinn. Jedenfalls hat mir da Karo das Versprechen abgenommen, dass ich ihr immer und sofort sage, wenn ich wegen irgendetwas traurig oder enttäuscht oder sonst was bin, und nicht warte und warte und mit mir selbst klar komme und ihr nicht mal die Chance gebe zu sehen, dass irgendetwas nicht stimmt. Und ich hab da dann immer große Angst davor, dass ich sie verletze oder wir streiten, und deshalb bin ich da nicht immer sehr gut darin.
Aber ich hab ihr das versprochen, und deshalb mache ich das jetzt auch. Bis jetzt ohne Ausnahme.
Und (Überraschuuuuung - nicht), natürlich hilft es uns ziemlich viel.

Wir hatten also vorgestern ein Gespräch, in dem ich Karo fragte, ob wir denn wirklich gerade etwas weniger und mit mehr Pausen dazwischen schreiben als noch vor ein paar Wochen, oder mir das nur so vorkommt. Bevor ich diese Frage gestellt hab, hab ich ein paar Tage lang mich einfach nicht besonders wohl gefühlt, nichts großes, aber so eine leichte, sich innen aufbauende Anspannung, und dann wurde in mir der Gedanke klar, dass es darum geht, und dann brauchte ich noch ein bis drei Formulierungsversuche und ein paar Stunden, bis ich Karo gefragt hab.
Und Karo hat total lieb geantwortet und mir erklärt, dass ich oft nach meinen Prüfungen einen leichten Hänger hab, und dann nicht so gut drauf bin, aber wir genauso schreiben wie immer.
Für mich war das sooooo wertvoll zu hören, und einfach zu wissen, dass zwischen uns alles gut ist, und nur mein Kopf ein bisschen spinnt. Damit komm ich klar ;) Und seit ich das weiß, dass es eben diese Möglichkeit der beiden war, die mir logisch vorgekommen sind, ist das auch plötzlich gar kein Thema mehr.

Das schöne an unserer Beziehung ist, dass ich Karo damit so wirklich vertrauen kann. Wenn ich ihr das anvertraue, auch wenn es mir Angst macht, dann fängt sie mich auf. Ist ehrlich, und sanft, und sagt das was ich hören muss. Und dadurch nimmt mir das auch ein bisschen meine Angst, je öfter wir solche Gespräche haben.
Das ist etwas sehr wertvolles. <3 Und ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mir dieses Versprechen damals abgenommen hat, denn ohne das könnte ich das noch nicht so gut ;)

Ich weiß nicht genau was dieser Post hier gerade ist, übrigens, es ist halb zwölf nachts und ich wollte schon im Bett sein, aber dann hab ich einen langen, tollen Kommentar auf meinem meistgeklickten Beitrag bekommen und jetzt wollte ich plötzlich bloggen. Und hier bin ich. Ja. Kommt damit klar, ich hoffe es ist was gutes. ;)

Gute Naaaacht!

Dienstag, 9. Februar 2016

Dinge, die mit der Zeit einfacher werden.

Heute war ich mit einer Freundin unterwegs, die ich bis dahin nur aus dem Internet kannte, und neben sehr viel ge-fangirle über unsere liebsten YouTuber haben wir uns unter anderem auch über unsere jeweiligen Beziehungen unterhalten. Als ich so davon erzählt habe, wie Karo und ich zusammengekommen sind, und an all diese Zeit zurückgedacht habe, habe ich gemerkt wie unglaublich viel sich seit diesem Anfang verändert hat.
Und hier sage ich verändert, im Titel sage ich verbessert - haben sich Dinge verschlechtert? Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir ganz ehrlich nichts an unserer Beziehung ein, das mit der Zeit schlechter geworden wäre.

Also, ich verallgemeinere mal wieder, und erzähle von
Dingen, die mit der Zeit einfacher werden, wenn man mit einer Person mit psychischen Erkrankungen zusammen ist (zumindest für mich).

Freiraum geben.
Jemand, dem das Leben oft zu viel ist, braucht unter Umständen vielleicht öfter mal Zeit für sich und seine Ruhe, als manche andere Personen. Mir fiel es lange Zeit sehr schwer, vor allem wenn ich wusste dass es Karo gerade schlecht ging, ihr dann einfach ihre Ruhe zu lassen. Ganz besonders: Ihr ihre Ruhe zu lassen, ohne mir große Sorgen zu machen und währenddessen mehr oder weniger zu leiden. Und nicht nachzufragen. Und nicht zu warten und zu schauen und zu warten.
Jetzt geht das viel einfacher. Ich zähle nicht mehr die Minuten oder Stunden, und ich lasse nicht tausend Gedanken in meinem Kopf sich einander jagen. Ruhezeiten sind wichtig, und Ruhezeiten sind gut so, genauso wie sie sind. Ich bin jetzt erleichtert, und froh, wenn Karo sich ihre Zeit nur für sich nimmt.

Freiraum nehmen.
Jemanden im Leben zu begleiten, dem das Leben oft zu viel ist, ist auch nicht einfach. Viele Menschen, und auch ich (zumindest früher), neigen vielleicht dazu, ihre eigenen Gefühle dann hintenanzustellen. Man selbst hat es ja allem in allem immer noch viel besser als die andere Person.
Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass ich, um für jemand anderen gut da sein zu können, mir auch selbst Zeit für mich nehmen muss. Dass es okay sein kann, die andere Person mal hintenanzustellen, und sich komplett in sich selbst einzukapseln, oder sich abzulenken. Und auch wenn ich das nicht besonders oft brauche: Es ist sehr sehr gut dass ich das jetzt kann, weil es mir viel Kraft und Ruhe gibt, und dafür sorgt, dass ich gesund bleibe.

Schmerz akzeptieren.
Wenn jemand, den man liebt, leidet, ist das hart. Man möchte, dass es den Menschen die man am liebsten hat, gut geht, und dass sie immer glücklich sind.
Für sich selbst hat man selten so hohe Ansprüche, interessanterweise. Klar hat man selbst auch mal schlechte Stimmung, weint man mal.
Dass der einem liebste Mensch (oder andere liebe Menschen) das auch haben, fällt (zumindest mir) viel schwerer.
Aber es ist so, im Leben von gesunden, und im Leben von kranken Menschen noch viel mehr. Und manchmal weiß ich einfach, dass es Karo gerade richtig beschissen geht, und ich aber alles getan hab was ich tun konnte/könnte, und dann muss ich das so akzeptieren, wie es eben ist.
Und ja, das wird einfacher. Das lernt man. Das habe ich gelernt, zu akzeptieren.

Bedürfnisse kennen.
Das trifft ganz bestimmt auf jede Beziehung zu, ob mit oder ohne psychische Krankheiten. Am Anfang weiß man noch nicht so ganz, was die andere Person in bestimmten Situationen braucht. Was die wichtigen Dinge sind, die man sagen sollte. Wann man etwas sagen, etwas machen soll.
Man lernt sich kennen, und man lernt das.
Ich weiß jetzt oft auch ohne Worte, was Karo gerade braucht. Und sie weiß das von mir.
Und nichtsdestotrotz ist es immer noch wichtig, das nicht vom anderen zu erwarten, sondern auch zu sagen wenn man gerade was braucht, aber, Überraschung: Auch das wird einfacher.

Um etwas bitten.
:) Ja, es wird auch einfacher, um etwas zu bitten. Zu sagen, wenn man etwas bestimmtes wissen will, weil es einem sonst schlecht gut. Zu sagen, wenn man etwas bestimmtes von der anderen Person braucht. Ohne sich schlecht dafür zu fühlen. Sondern in dem Wissen, dass der Partner das gerne macht. Immer. Für einen.

Einander verstehen.
Wie wirr und durcheinander und unklar so manche Sachen am Anfang unserer Beziehung waren, im Gegensatz zu jetzt. Wie viel Streit durch Missverständnisse, Misstrauen entstanden ist. Wie viel Tränen wegen Unverständnis geflossen sind.
Mit jedem Gespräch über Gefühle, das man führt, wird das einfacher. Es wird immer einfacher zu verstehen, was die andere Person fühlt. Was die andere Person denkt. Man lernt zu verstehen, wie der Partner tickt - und es wird wirklich so, so vieles einfacher durch das gegenseitige Verständnis, und den Respekt davor.

Vielleicht gibt es noch mehr Sachen, die einfacher werden, aber die hier gehören für mich auf jeden Fall zu den allerwichtigsten. Und natürlich, nur durch Zeit wird eine Beziehung nicht einfacher. Und Zeit heißt auch nicht, dass es dann keine Probleme mehr geben kann.
Aber ohne Zeit klappt es eben auch nicht. Ein stabiles Grundgerüst aufzubauen, dauert. Und im besten Fall wird dann eben dadurch ... alles einfacher. :)

Sonntag, 17. Januar 2016

Tausend Dinge, die man aneinander mag.

Mit 15 dachte ich, Liebe ist, dass ich nicht aufhören kann an eine Person zu denken. Dass es ein Gefühl ist, das völlig ohne Grund bei einer bestimmten Person auftritt, dass es die Liebe, die man für alle Menschen die man mag empfindet, irgendwie umwandelt und zu einer romantischen Liebe macht, ohne dass es dafür einen bestimmten Grund gibt.
Jetzt bin ich 20 und bin ganz bestimmt nicht am Ende meiner Erkenntnisse was Liebe angeht, aber natürlich fühl ich mich trotzdem viel schlauer als mit 15, so wie das halt immer ist. Bis man wieder älter wird und sich wieder schlauer vorkommt.
Jedenfalls bin ich jetzt 20, und jetzt ist für mich Liebe eine komische Mischung aus Gefühl und Entscheidung füreinander. Ich liebe viele Menschen, Freunde, Familie, Leute von denen ich Fan bin. Ich liebe auch Karo, und irgendwie ist bei ihr alles ein kleines bisschen anders, wenn sie da ist ist mein Fokus nur auf ihr, sie ist immer meine Priorität #1, sie hat auch nach bald drei Jahren noch die Macht mir weiche Knie zu machen. Weiche Knie bekomm ich von meiner Familie jetzt doch eher selten.
Ich weiß nicht genau was es ist, das diesen Unterschied ausmacht, aber vielleicht ist es die Menge an Dingen die man an der anderen Person wirklich gerne mag, und die Art, wie gut man zueinander passt.
Und dann ist es glaub ich auch eine Entscheidung. Die Entscheidung dafür, dass man miteinander sein Leben teilt, und versucht, wirklich gut zueinander zu passen. Dass man nicht nur zufällig alles am anderen mag, sondern auch sich dazu entscheidet, mit dem anderen zu wachsen und aneinander zu lernen und sich Dinge zu erklären und zu verstehen und zu verzeihen.
Wenn ich nicht genügend Dinge an der anderen Person mag, dann werde ich sie nie lieben können, aber wenn ich mich nicht dafür entscheide, mein Leben an ihrs anzupassen, dann wird es genauso wenig funktionieren.

Und jetzt habe ich total viel darüber philosophiert was Liebe für mich ist, und bin an einem ganz anderen Punkt angekommen als an dem Thema, auf das ich eigentlich hinaus wollte.

Der Punkt ist, ich liebe Karo. Ja, es gibt verdammt vieles, was diese Beziehung oft zu einer Herausforderung macht. Aber Karo hat unglaublich viele Dinge an ihr die ich mag, also ist eine Voraussetzung schon mal gegeben. Und wir haben uns gemeinsam entschieden, miteinander unser Leben zu teilen - für so lange, wie wir beide eben glücklich damit sind (bevor jetzt jemand denkt das hier ist die Ankündigung einer Verlobung oder so) -, und uns aneinander anzupassen, und damit ist auch die zweite Grundlage für eine Beziehung da. Und für Liebe.

Ich bin immer noch nicht da, wo ich hin wollte.

Okay. Also. Diese Beziehung ist vielleicht eine, in der ich damit klar kommen muss, dass meine Partnerin manchmal sterben will. Und sie ist eine, wo die Möglichkeiten unserer Treffen manchmal eingeschränkt sind, wegen Karos Ängsten oder Problemen. Und es gibt viele Dinge, die nicht ganz so sind, wie ich mir ursprünglich eine perfekte Beziehung vorgestellt habe.
Aber es gibt diese vielen tausend Dinge die ich an Karo mag, und die Tatsache, dass ich mit ihr Tage verbringen kann ohne dass sie mich nervt, und dass ich sie bewundere, und dann ist da, dass sie mir ohne Anlass manchmal einfach sagt wie dankbar sie mir ist und dass sie mich liebt, und nicht zu vergessen ist der Punkt, dass ich nie daran zweifle, dass es Karo am wichtigsten ist, dass ich glücklich bin. Eine Beziehung, in der man nie daran zweifeln muss, dass der Partner ALLES in seiner Macht stehende tut, um einen glücklich zu machen, ist ein Geschenk. Und es fühlt sich für mich an als wäre ich in einer Dauerumarmung, in der mir nichts passieren kann.

Jetzt bin ich da, wo ich sein will.

Ich erzähle hier sehr viel von den Schwierigkeiten in unserer Beziehung, und das lässt vielleicht manchmal die Frage offen, warum ich mir das ganze "antue". Naja, der Grund ist Liebe. Dass wir tausend Kleinigkeiten haben, die wir aneinander mögen, und dass wir uns dafür entscheiden, miteinander unsere Tage zu teilen, und dass wir gut zueinander passen und uns glücklich machen.
Und vielleicht ist das schwieriger in Worte zu fassen als Ängste die ich habe, und vielleicht mache ich es deshalb seltener.
Aber es ist bestimmt nicht seltener da als Ängste. Ganz bestimmt nicht.

Bevor ich jetzt anfange zu weinen, höre ich mit diesem Post auf, aber merkt euch das einfach. Solange ich mit Karo zusammen bin, habe ich gute Gründe dazu, und diese Gründe werden immer sein, dass ich mit ihr glücklicher bin als ohne sie.
Und wenn ich das hier nicht so oft sage, wie ich Schwierigkeiten erkläre, dann liegt das daran, dass Schwierigkeiten manchmal einfacher zu erklären sind als Liebe, oder vielleicht daran, dass Liebe immer schwierig zu erklären ist.
Ich weiß es auch nicht so genau.

Okay. Das war's jetzt :) LIEBE!

Sonntag, 10. Januar 2016

Die Angst, dass du stirbst.

Der Blogideekasten gibt regelmäßig Themen vor, die ein Ideenanstoß für Blogger sein sollen. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen zu einem der Themen zu bloggen, aber die aktuelle Idee ist Ängste, und dazu passt ein Thema sehr gut, zu dem ich schon länger mal schreiben wollte.

Die Angst, von der ich hier erzählen will, ist die Angst davor, dass Karo sich umbringt.
Es geht hier, wie zu erwarten ist, sehr konkret um Suizid. Wenn dir das zu viel ist, dann hör hier bitte auf zu lesen. Du wirst keine großen Infos verpassen, es geht nur darum, wie ich gelernt habe, mit dem Wissen umzugehen, dass Karo Suizidgedanken hat.

Als ich mich das erste Mal mit dem Thema konkret auseinandersetzen musste, hatte ich eine Nachricht von Karo falsch verstanden und dachte, dass sie mir erzählt hat, dass sie Suizidgedanken hat - obwohl es eigentlich um etwas ganz anderes ging. Ich kann mich an die Nachricht selbst nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch genau, dass ich sehr geweint habe und noch mehr als Karo das Missverständnis aufgeklärt hat, und dass ich ihr ein kurzes Video gemacht habe indem ich darüber geredet habe wie sehr mich der Gedanke gerade fertig gemacht hat, und wie froh ich bin, dass ich es nur falsch verstanden hatte.
Zu dem Zeitpunkt waren wir höchstens ein paar Monate zusammen.

Eine zweite Situation an die ich mich sehr deutlich erinnere, war, glaube ich, vor etwas über zwei Jahren. Ich habe es als kurz vor Weihnachten im Kopf. Ich weiß nicht mehr, ob Karo da schon öfter mal erzählt hat, dass sie grundsätzlich/gelegentlich Suizidgedanken hat, oder ob es eher aus dem Nichts kam. Aber ich saß im ICE, auf dem Weg zu meiner Unistadt, und Karo war wegen etwas sehr verzweifelt, vielleicht auch wütend, ich weiß es (mal wieder) nicht mehr. Jedenfalls hat sie mir geschrieben, dass sie sich am liebsten grade aus dem Fenster stürzen würde. Ich glaube ich habe gefragt, ob sie das ernst gemeint hat oder nicht, und sie hat gesagt, sie hat es ernst gemeint. Der Rest war für mich eine Mischung aus blanker Panik und Hilflosigkeit und Horror. Ich glaube, Karo hat gesagt dass sie es nicht wirklich vorhatte zu tun, aber das Wissen, dass sie möchte, war zu viel für mich. Ich habe mit Karo geschrieben und die schlechte Verbindung im ICE hat mich in den Wahnsinn getrieben, ich habe versucht sie anzurufen und sie hat mich weggedrückt, ich habe beim Schaffner nachgefragt ob ich nachlösen könnte und im Zug sitzen bleiben könnte (weil er in ihre Richtung gefahren wäre) und überlegt, ob ich genug Geld für ein Taxi für über 100 km habe. Karo hat gesagt, wenn ich komme tut sie es erst recht, und ich bin ausgestiegen aus dem Zug, wo mich Menschen gehört haben wie ich heulend auf Karos Mailbox gesprochen habe, und in meiner Wohnung habe ich mich das erste Mal wegen so einer Situation übergeben, mehrmals. Später haben wir geskypet, sie ohne Bild, und ich habe ihr Harry Potter vorgelesen und versucht nicht zu weinen.

Viele Monate später, vor nicht ganz einem Jahr, gibt es eine weitere Situation an die ich manchmal denke. In der Zwischenzeit hatte ich mich an das Wissen, dass Karo Suizidgedanken hat, gewöhnt. Weitestgehend. So sehr man das eben kann. Wir saßen in einem Café vor einem Theater, wo wir ein Musical ansehen wollten, in dem es um die Geschichte einer Familie geht, deren Mutter depressiv ist. Irgendwie kamen wir dadurch auch auf Suizid zu sprechen, und ich habe gefragt, ob Karo es mir sagen würde, wenn sie es vorhätte. Sie würde nicht, hat sie gesagt, weil ich sie vielleicht abhalten könnte, und dann haben wir glaube ich weiter darüber geredet, recht konkret, aber nicht lange, weil ich Karo mit Tränen in den Augen gebeten habe aufzuhören, und sie hat gefragt was los ist, und ich hab gesagt dass mir das zu nah geht, und ich das nicht kann. Dann hat sie gelächelt und meine Hand gedrückt und gesagt dass ich nicht weinen soll, weil ich doch sonst mein Makeup verschmiere, und wir haben das Thema gewechselt.
Später haben wir noch einmal darüber geredet, darüber wie ich gern wissen will dass sie Suizidgedanken hat, aber die Details nicht aushalte, und dass sie zum Glück Freunde hat, mit denen sie das detaillierter besprechen kann. Und ihre Therapeutin.

Ängste kann man kleiner bekommen, indem man sich mit ihnen auseinandersetzt und versucht Lösungen für die Situationen zu finden, vor denen man Angst hat. Ich bin jemand, der gern einen Plan hat. Deshalb gehe ich oft mit Ängsten so um, dass ich mir die schlimmste Situation vorstelle, die passieren kann, und dann darüber nachdenke, wie ich damit umgehen könnte. Rettungsanker für das Worst-Case-Szenario. Wenn ich eine gewisse Vorstellung davon habe, wie ich beängstigende Erlebnisse bewältigen kann, dann ist auch die Angst nicht mehr ganz so groß und erdrückend.
Die Angst, dass Karo eines Tages ihren Suizidgedanken folgt und sich umbringt, ist sehr wahrscheinlich die größte Angst die ich je hatte. Sehr langsam, Schritt für Schritt habe ich mich an das Thema ran gewagt und noch immer geh ich langsam vor, immer nur so weit, wie ich gerade kann. So makaber es klingt, aber ich habe mir unzählige Male vorgestellt, wie ich erfahre dass Karo sich umbringen möchte oder umgebracht hat. Ich glaube nicht, dass das auch nur einmal ohne viele Tränen funktioniert hat. Aber jedes Mal hat es mir auch ein bisschen Sicherheit gegeben, dass ich mir zumindest schon mal Gedanken dazu gemacht hätte, was ich tun würde.

Seinen Frieden damit finden, dass der Partner manchmal nicht mehr leben möchte, ist nicht einfach. Seinen Frieden damit finden, dass der Partner tatsächlich nicht mehr lebt, ist vermutlich noch mal ein ganz ganz anderes Kapitel, das trotz aller Bemühungen außerhalb meiner Vorstellungen liegt, und ich könnte wohl nie dafür vorbereitet sein. Die Angst davor wird wohl immer irgendwie bleiben. Zum Glück ist sie auch eine sehr distanzierte Angst, weil ich großes Vertrauen darin habe, dass Karo nicht aufgibt, so wie sie ihr ganzes Leben lang noch nie aufgegeben hat.

Ich bin trotz allem Schmerz den es bringt sehr froh, dass ich mich mit all dem auseinandersetze und sogar so weit gehe, die schlimmsten Situationen in Gedanken durchzuspielen. Ich glaube, es ist eine der Methoden die für mich ganz wichtig sind, um gesund zu bleiben.

In meinen Augen sind Ängste, die man von sich schiebt, etwas was in unerwarteten Momenten an dir hochkriecht und dich erschrickt. Ängste, mit denen man sich auseinandersetzt, sind dagegen eine Chance zu wachsen.

Ankündigung: Das hier ist eine glückliche Beziehung. ;)

Iiiiich hab das starke Bedürfnis hier noch was positives zu schreiben. Logischerweise geht es hier auf dem Blog sehr viel um Probleme in der Beziehung, oder um Schwierigkeiten - weil das halt mal das Thema ist, das ich mir ausgesucht habe. Ich habe manchmal das Gefühl, dass das aber meine Beziehung nicht gut genug darstellt, weil ich ja glücklich mit Karo bin und es sehr viele positive Dinge gibt.
Ich hab einen Blogpost im Kopf, den ich schon länger schreiben will, an den ich aber deshalb auch hohe Ansprüche habe und weil ich zurzeit krank bin, hab ich jetzt nicht die Konzentration dafür, den wirklich gut zu schreiben. DESHALB ist das hier die offizielle Information dass ich in einer glücklichen Beziehung bin und bald mehr dazu erzählen werde, was denn wirklich gut läuft und schön ist. :)
Das war's.