Sonntag, 17. Januar 2016

Tausend Dinge, die man aneinander mag.

Mit 15 dachte ich, Liebe ist, dass ich nicht aufhören kann an eine Person zu denken. Dass es ein Gefühl ist, das völlig ohne Grund bei einer bestimmten Person auftritt, dass es die Liebe, die man für alle Menschen die man mag empfindet, irgendwie umwandelt und zu einer romantischen Liebe macht, ohne dass es dafür einen bestimmten Grund gibt.
Jetzt bin ich 20 und bin ganz bestimmt nicht am Ende meiner Erkenntnisse was Liebe angeht, aber natürlich fühl ich mich trotzdem viel schlauer als mit 15, so wie das halt immer ist. Bis man wieder älter wird und sich wieder schlauer vorkommt.
Jedenfalls bin ich jetzt 20, und jetzt ist für mich Liebe eine komische Mischung aus Gefühl und Entscheidung füreinander. Ich liebe viele Menschen, Freunde, Familie, Leute von denen ich Fan bin. Ich liebe auch Karo, und irgendwie ist bei ihr alles ein kleines bisschen anders, wenn sie da ist ist mein Fokus nur auf ihr, sie ist immer meine Priorität #1, sie hat auch nach bald drei Jahren noch die Macht mir weiche Knie zu machen. Weiche Knie bekomm ich von meiner Familie jetzt doch eher selten.
Ich weiß nicht genau was es ist, das diesen Unterschied ausmacht, aber vielleicht ist es die Menge an Dingen die man an der anderen Person wirklich gerne mag, und die Art, wie gut man zueinander passt.
Und dann ist es glaub ich auch eine Entscheidung. Die Entscheidung dafür, dass man miteinander sein Leben teilt, und versucht, wirklich gut zueinander zu passen. Dass man nicht nur zufällig alles am anderen mag, sondern auch sich dazu entscheidet, mit dem anderen zu wachsen und aneinander zu lernen und sich Dinge zu erklären und zu verstehen und zu verzeihen.
Wenn ich nicht genügend Dinge an der anderen Person mag, dann werde ich sie nie lieben können, aber wenn ich mich nicht dafür entscheide, mein Leben an ihrs anzupassen, dann wird es genauso wenig funktionieren.

Und jetzt habe ich total viel darüber philosophiert was Liebe für mich ist, und bin an einem ganz anderen Punkt angekommen als an dem Thema, auf das ich eigentlich hinaus wollte.

Der Punkt ist, ich liebe Karo. Ja, es gibt verdammt vieles, was diese Beziehung oft zu einer Herausforderung macht. Aber Karo hat unglaublich viele Dinge an ihr die ich mag, also ist eine Voraussetzung schon mal gegeben. Und wir haben uns gemeinsam entschieden, miteinander unser Leben zu teilen - für so lange, wie wir beide eben glücklich damit sind (bevor jetzt jemand denkt das hier ist die Ankündigung einer Verlobung oder so) -, und uns aneinander anzupassen, und damit ist auch die zweite Grundlage für eine Beziehung da. Und für Liebe.

Ich bin immer noch nicht da, wo ich hin wollte.

Okay. Also. Diese Beziehung ist vielleicht eine, in der ich damit klar kommen muss, dass meine Partnerin manchmal sterben will. Und sie ist eine, wo die Möglichkeiten unserer Treffen manchmal eingeschränkt sind, wegen Karos Ängsten oder Problemen. Und es gibt viele Dinge, die nicht ganz so sind, wie ich mir ursprünglich eine perfekte Beziehung vorgestellt habe.
Aber es gibt diese vielen tausend Dinge die ich an Karo mag, und die Tatsache, dass ich mit ihr Tage verbringen kann ohne dass sie mich nervt, und dass ich sie bewundere, und dann ist da, dass sie mir ohne Anlass manchmal einfach sagt wie dankbar sie mir ist und dass sie mich liebt, und nicht zu vergessen ist der Punkt, dass ich nie daran zweifle, dass es Karo am wichtigsten ist, dass ich glücklich bin. Eine Beziehung, in der man nie daran zweifeln muss, dass der Partner ALLES in seiner Macht stehende tut, um einen glücklich zu machen, ist ein Geschenk. Und es fühlt sich für mich an als wäre ich in einer Dauerumarmung, in der mir nichts passieren kann.

Jetzt bin ich da, wo ich sein will.

Ich erzähle hier sehr viel von den Schwierigkeiten in unserer Beziehung, und das lässt vielleicht manchmal die Frage offen, warum ich mir das ganze "antue". Naja, der Grund ist Liebe. Dass wir tausend Kleinigkeiten haben, die wir aneinander mögen, und dass wir uns dafür entscheiden, miteinander unsere Tage zu teilen, und dass wir gut zueinander passen und uns glücklich machen.
Und vielleicht ist das schwieriger in Worte zu fassen als Ängste die ich habe, und vielleicht mache ich es deshalb seltener.
Aber es ist bestimmt nicht seltener da als Ängste. Ganz bestimmt nicht.

Bevor ich jetzt anfange zu weinen, höre ich mit diesem Post auf, aber merkt euch das einfach. Solange ich mit Karo zusammen bin, habe ich gute Gründe dazu, und diese Gründe werden immer sein, dass ich mit ihr glücklicher bin als ohne sie.
Und wenn ich das hier nicht so oft sage, wie ich Schwierigkeiten erkläre, dann liegt das daran, dass Schwierigkeiten manchmal einfacher zu erklären sind als Liebe, oder vielleicht daran, dass Liebe immer schwierig zu erklären ist.
Ich weiß es auch nicht so genau.

Okay. Das war's jetzt :) LIEBE!

Sonntag, 10. Januar 2016

Die Angst, dass du stirbst.

Der Blogideekasten gibt regelmäßig Themen vor, die ein Ideenanstoß für Blogger sein sollen. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen zu einem der Themen zu bloggen, aber die aktuelle Idee ist Ängste, und dazu passt ein Thema sehr gut, zu dem ich schon länger mal schreiben wollte.

Die Angst, von der ich hier erzählen will, ist die Angst davor, dass Karo sich umbringt.
Es geht hier, wie zu erwarten ist, sehr konkret um Suizid. Wenn dir das zu viel ist, dann hör hier bitte auf zu lesen. Du wirst keine großen Infos verpassen, es geht nur darum, wie ich gelernt habe, mit dem Wissen umzugehen, dass Karo Suizidgedanken hat.

Als ich mich das erste Mal mit dem Thema konkret auseinandersetzen musste, hatte ich eine Nachricht von Karo falsch verstanden und dachte, dass sie mir erzählt hat, dass sie Suizidgedanken hat - obwohl es eigentlich um etwas ganz anderes ging. Ich kann mich an die Nachricht selbst nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch genau, dass ich sehr geweint habe und noch mehr als Karo das Missverständnis aufgeklärt hat, und dass ich ihr ein kurzes Video gemacht habe indem ich darüber geredet habe wie sehr mich der Gedanke gerade fertig gemacht hat, und wie froh ich bin, dass ich es nur falsch verstanden hatte.
Zu dem Zeitpunkt waren wir höchstens ein paar Monate zusammen.

Eine zweite Situation an die ich mich sehr deutlich erinnere, war, glaube ich, vor etwas über zwei Jahren. Ich habe es als kurz vor Weihnachten im Kopf. Ich weiß nicht mehr, ob Karo da schon öfter mal erzählt hat, dass sie grundsätzlich/gelegentlich Suizidgedanken hat, oder ob es eher aus dem Nichts kam. Aber ich saß im ICE, auf dem Weg zu meiner Unistadt, und Karo war wegen etwas sehr verzweifelt, vielleicht auch wütend, ich weiß es (mal wieder) nicht mehr. Jedenfalls hat sie mir geschrieben, dass sie sich am liebsten grade aus dem Fenster stürzen würde. Ich glaube ich habe gefragt, ob sie das ernst gemeint hat oder nicht, und sie hat gesagt, sie hat es ernst gemeint. Der Rest war für mich eine Mischung aus blanker Panik und Hilflosigkeit und Horror. Ich glaube, Karo hat gesagt dass sie es nicht wirklich vorhatte zu tun, aber das Wissen, dass sie möchte, war zu viel für mich. Ich habe mit Karo geschrieben und die schlechte Verbindung im ICE hat mich in den Wahnsinn getrieben, ich habe versucht sie anzurufen und sie hat mich weggedrückt, ich habe beim Schaffner nachgefragt ob ich nachlösen könnte und im Zug sitzen bleiben könnte (weil er in ihre Richtung gefahren wäre) und überlegt, ob ich genug Geld für ein Taxi für über 100 km habe. Karo hat gesagt, wenn ich komme tut sie es erst recht, und ich bin ausgestiegen aus dem Zug, wo mich Menschen gehört haben wie ich heulend auf Karos Mailbox gesprochen habe, und in meiner Wohnung habe ich mich das erste Mal wegen so einer Situation übergeben, mehrmals. Später haben wir geskypet, sie ohne Bild, und ich habe ihr Harry Potter vorgelesen und versucht nicht zu weinen.

Viele Monate später, vor nicht ganz einem Jahr, gibt es eine weitere Situation an die ich manchmal denke. In der Zwischenzeit hatte ich mich an das Wissen, dass Karo Suizidgedanken hat, gewöhnt. Weitestgehend. So sehr man das eben kann. Wir saßen in einem Café vor einem Theater, wo wir ein Musical ansehen wollten, in dem es um die Geschichte einer Familie geht, deren Mutter depressiv ist. Irgendwie kamen wir dadurch auch auf Suizid zu sprechen, und ich habe gefragt, ob Karo es mir sagen würde, wenn sie es vorhätte. Sie würde nicht, hat sie gesagt, weil ich sie vielleicht abhalten könnte, und dann haben wir glaube ich weiter darüber geredet, recht konkret, aber nicht lange, weil ich Karo mit Tränen in den Augen gebeten habe aufzuhören, und sie hat gefragt was los ist, und ich hab gesagt dass mir das zu nah geht, und ich das nicht kann. Dann hat sie gelächelt und meine Hand gedrückt und gesagt dass ich nicht weinen soll, weil ich doch sonst mein Makeup verschmiere, und wir haben das Thema gewechselt.
Später haben wir noch einmal darüber geredet, darüber wie ich gern wissen will dass sie Suizidgedanken hat, aber die Details nicht aushalte, und dass sie zum Glück Freunde hat, mit denen sie das detaillierter besprechen kann. Und ihre Therapeutin.

Ängste kann man kleiner bekommen, indem man sich mit ihnen auseinandersetzt und versucht Lösungen für die Situationen zu finden, vor denen man Angst hat. Ich bin jemand, der gern einen Plan hat. Deshalb gehe ich oft mit Ängsten so um, dass ich mir die schlimmste Situation vorstelle, die passieren kann, und dann darüber nachdenke, wie ich damit umgehen könnte. Rettungsanker für das Worst-Case-Szenario. Wenn ich eine gewisse Vorstellung davon habe, wie ich beängstigende Erlebnisse bewältigen kann, dann ist auch die Angst nicht mehr ganz so groß und erdrückend.
Die Angst, dass Karo eines Tages ihren Suizidgedanken folgt und sich umbringt, ist sehr wahrscheinlich die größte Angst die ich je hatte. Sehr langsam, Schritt für Schritt habe ich mich an das Thema ran gewagt und noch immer geh ich langsam vor, immer nur so weit, wie ich gerade kann. So makaber es klingt, aber ich habe mir unzählige Male vorgestellt, wie ich erfahre dass Karo sich umbringen möchte oder umgebracht hat. Ich glaube nicht, dass das auch nur einmal ohne viele Tränen funktioniert hat. Aber jedes Mal hat es mir auch ein bisschen Sicherheit gegeben, dass ich mir zumindest schon mal Gedanken dazu gemacht hätte, was ich tun würde.

Seinen Frieden damit finden, dass der Partner manchmal nicht mehr leben möchte, ist nicht einfach. Seinen Frieden damit finden, dass der Partner tatsächlich nicht mehr lebt, ist vermutlich noch mal ein ganz ganz anderes Kapitel, das trotz aller Bemühungen außerhalb meiner Vorstellungen liegt, und ich könnte wohl nie dafür vorbereitet sein. Die Angst davor wird wohl immer irgendwie bleiben. Zum Glück ist sie auch eine sehr distanzierte Angst, weil ich großes Vertrauen darin habe, dass Karo nicht aufgibt, so wie sie ihr ganzes Leben lang noch nie aufgegeben hat.

Ich bin trotz allem Schmerz den es bringt sehr froh, dass ich mich mit all dem auseinandersetze und sogar so weit gehe, die schlimmsten Situationen in Gedanken durchzuspielen. Ich glaube, es ist eine der Methoden die für mich ganz wichtig sind, um gesund zu bleiben.

In meinen Augen sind Ängste, die man von sich schiebt, etwas was in unerwarteten Momenten an dir hochkriecht und dich erschrickt. Ängste, mit denen man sich auseinandersetzt, sind dagegen eine Chance zu wachsen.

Ankündigung: Das hier ist eine glückliche Beziehung. ;)

Iiiiich hab das starke Bedürfnis hier noch was positives zu schreiben. Logischerweise geht es hier auf dem Blog sehr viel um Probleme in der Beziehung, oder um Schwierigkeiten - weil das halt mal das Thema ist, das ich mir ausgesucht habe. Ich habe manchmal das Gefühl, dass das aber meine Beziehung nicht gut genug darstellt, weil ich ja glücklich mit Karo bin und es sehr viele positive Dinge gibt.
Ich hab einen Blogpost im Kopf, den ich schon länger schreiben will, an den ich aber deshalb auch hohe Ansprüche habe und weil ich zurzeit krank bin, hab ich jetzt nicht die Konzentration dafür, den wirklich gut zu schreiben. DESHALB ist das hier die offizielle Information dass ich in einer glücklichen Beziehung bin und bald mehr dazu erzählen werde, was denn wirklich gut läuft und schön ist. :)
Das war's.